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13 kleine Friesenmorde

13 kleine Friesenmorde

Titel: 13 kleine Friesenmorde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor J. Reisdorf
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Offermann, verbringt seine Ferien auf Norderney. Er wohnt Kaiserstraße 18 in einem Apartment. Er hat sich gegen unsere Absprache nicht gemeldet. Mir gelingt es nicht, ihn telefonisch zu erreichen.«
    Renke Ostdorp schaute auf die Uhr. Es war sinnlos, die besorgte Anruferin mit irgendwelchen nahe liegenden Argumenten zu trösten.
    »Geben Sie mir Ihre Telefonnummer durch«, sagte der Wachtmeister. Er notierte die Anschlussnummer. »Ihr Mann heißt?«, fragte er.
    »Willi Offermann«, antwortete die Anruferin.
    »Alter?«
    »Sechsundfünfzig. Er ist groß und stattlich. Er hatgraues, volles Haar. Er ist pensioniert und war Kapitänleutnant zur See«, trug die Alte vor.
    »Ich werde der Sache nachgehen und rufe später zurück«, sagte Ostdorp und legte den Hörer nachdenklich auf die Gabel.
    Er drückte die Taste des Streifenwagens.
    »Ocken«, meldete sich der Kollege.
    »Ostdorp. Wo seid ihr?«, fragte er.
    »Camping-Platz Um Ost«, antwortete der Beamte.
    »Mir liegt eine Suchmeldung vor. Eine Frau Offermann wartet auf eine Nachricht ihres Mannes Willi. Er bewohnt als Feriengast ein Apartment im Hochhaus, Kaiserstraße 18. Sucht den Hausmeister auf. Ende!«
    »Verstanden!«, antwortete Ocken.
     
    Hanno Raß saß neben seiner Frau auf der Couch im Wohnzimmer. Er nippte am Bierglas. Elvira häkelte ein Deckchen für ihre Tochter. Vor ihr auf dem Tisch stand ein gefülltes Weinglas.
    Elvira hatte ein volles, schönes Gesicht. Sie trug ihr Haar schulterlang und hatte es kastanienbraun eingefärbt. Sie war vollschlank. Hanno Raß, der 64-jährige Hausmeister, war schlank. Er hatte schütteres, graues Haar und eine gesunde Gesichtsbräune. Im Fernseher lief der Spätfilm. Sie blickten sich überrascht an, als die Türglocke erklang.
    »Doch nicht wieder dieser Nörgler«, sagte Elvira mit bösem Unterton.
    Hanno Raß erhob sich.
    »Ich sehe nach«, sagte er und verließ das Zimmer, betrat den Korridor, öffnete die Tür und schaute überrascht in die Gesichter der Polizeibeamten.
    »Ocken, mein Kollege Dirks. Eine Frau Offermann hat eine Suchmeldung aufgegeben. Sie wartet vergeblich auf ein Lebenszeichen ihres Mannes. Ein ehemaliger Kapitänleutnant«, sagte der Beamte.
    »Ach!«, antwortete Hanno Raß überrascht. »Ich kenne den rüstigen Pensionär. Er kommt seit Jahren für zehn Tage im Mai. Er wohnt in Haus A.«
    »Die Sorgen seiner Frau bieten Anlass, nachzuschauen, ob er sich in der Wohnung aufhält«, sagte Dirks.
    Raß nickte. Er trug eine Cordhose. Über seinem Oberhemd lagen Hosenträger.
    »Warten Sie, ich komme gleich mit«, sagte er, betrat den Korridor, nahm vom Haken der Garderobe seinen Kittel, setzte seine Prinz-Heinrich-Mütze auf den Kopf und entnahm der Schublade des kleinen Ablagetischchens das Schlüsselbund.
    Elvira öffnete die Wohnzimmertür. »Was ist, Hanno?«, fragte sie böse.
    »Polizei, Willi Offermann wird vermisst«, antwortete Raß und wandte sich zur Tür.
    Elvira lachte hämisch. »Vielleicht ist er auf und davon mit seiner Dusie«, sagte sie.
    »Das mag schon sein«, antwortete Hanno und verließ die Wohnung.
    »Das Apartment befindet sich im Hochhaus«, sagte er und begleitete die Beamten zur Haustür.
    Sie stemmten sich gegen den Sog, den der aufgebriste starke Ostwind zwischen den beiden Apartmenthäusern bildete, und suchten das Haus A auf.
    Die Beamten folgten Raß zum Aufzug.
    »Zurzeit stehen viele Wohnungen leer. Erst Ende Juni beginnt für uns die Saison«, sagte er.
    Sie betraten den Aufzug. Raß drückte die Taste.
    »War der ehemalige Seelord kränklich?«, fragte Wachtmeister Dirks.
    Raß lachte. »In Topform. Er ist etliche Jahre jünger als ich. Aber man kann nie wissen«, sagte er und zeigte mit der rechten Hand auf seine Herzgegend.
    »Das hat schon Jüngere umgehauen«, meinte Ocken.
    Sie verließen den Aufzug. Der Hausmeister drückte den Lichtschalter. Er schritt voraus, öffnete die Korridortür, führte die Beamten zum Apartment und betätigte die Türklingel. Sie standen vor der Tür und schauten sich fragend an. Raß hob die Schultern. Er klopfte mit der Hand gegen die Tür. Er dachte für Sekunden an die hübsche Dusie und spürte ein nervöses Kribbeln. Entschlossen griff er zum Universalschlüssel und öffnete die Tür.
    Ein süßlicher Tabakgeruch strömte ihnen entgegen. Raß drückte den Lichtschalter. Die Wand gegenüber bedeckte ein gefülltes Bücherregal mit Sitzbank und Schreibpult. Rechts befand sich ein bis zur Decke reichender Hochschrank.

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