13 kleine Friesenmorde
blieben ohne Resonanz.«
Alwine Fränzel schrie auf. »Das ist entsetzlich! Willi war Seemann!«
Sie entnahm der Schublade des Schreibtisches ein Tempotuch und wischte sich die Tränen ab.
»Seine Frau ist im Gegensatz zum Staatsanwalt der Meinung, dass die Bestie ausgebüxt ist«, trug Wibke ruhig vor.
Alwine Fränzel hob den Blick. »So wird es gewesen sein«, sagte sie voreilig und fuhr fort: »Nur um mir das mitzuteilen, sind Sie von Norderney angereist?«
»Nein, keineswegs«, winkte Wibke ab.
Die Tür wurde geöffnet. Ein Bullterrier stürzte in das Büro, jaulte, wackelte mit dem Schwanzstummel, legte seine Pfoten auf den Schreibtischstuhl und ließ sich von Alwine Fränzel kraulen.
Wibke fuhr erschrocken hoch.
»Ist was?«, fragte ein bulliger, hoch gewachsener Mann. Er trug Jeans, grüne Gummistiefel und ein Jägerhemd.
Er hatte ein breites, gerötetes Gesicht. Sein volles Haar zeigte einen fuchsigen Ton.
»Junge Frau, Senta will nur spielen«, sagte er beruhigend und reichte Wibke Meesters seine große Hand zum Gruß.
»Jupp Fränzel«, sagte er.
»Bring Senta nach draußen, sie stört«, sagte Alwine Fränzel.
Der joviale Mitvierziger griff zum Halsband, blickte Wibke freundlich an und verließ mit dem Hund das Büro.
»Der Hund ist noch jung«, sagte Alwine Fränzel. Sie griff nach ihrem Terminkalender. »Herr Offermann wurde bereits beerdigt?« Sie blickte wie abwesend auf das Fenster.
Wibke nickte. »Eine Urnenbestattung. Seit wann gehört Senta zu Ihnen?«
Alwine Fränzel lachte verlegen. »Mein Mann liebt Hunde. Noch nicht lange.«
»Und vor Senta?«, fragte Wibke.
»Eine schreckliche Geschichte«, sagte Alwine Fränzel. »Unseren ?Troubadour?, einen Rüden, ein lieber Kerl, fanden wir auf der Ranch vergiftet vor. Mein Mann ist Tierliebhaber. Er züchtet Pferde.«
»Und Sie haben Ihren Hund auf dem Gelände der Ranch vergraben? Blumen abgelegt, ein Holzkreuz in den Boden gesteckt?«, fragte die Kommissarin.
»Mein Mann und mein Sohn hegten diese Absicht. Dr. Boese bestand allerdings darauf, dass Troubadour zur Kadaverbeseitigung zum Schlachthof gebracht wurde«, antwortete Alwine Fränzel gefasst.
»Und Sie besitzen nichts mehr, was Sie an ihn erinnert?«, fragte die Kommissarin.
»Doch, einige Fotos. Und hier das marokkanische Sitzkissen mit der kleinen Decke. Troubadour liebte es, darauf zu liegen, wenn mein Mann die Büroarbeiten erledigte. Senta meidet diesen Platz«, antwortete Alwine Fränzel und blickte die Kommissarin freundlich an.
Die Tür wurde heftig aufgestoßen. Jupp Fränzel betrat forsch das Büro. Er trug ein weißes Baumwollhemd mit halbem Arm und eine Bäckerhose.
»Entschuldigung«, sagte er und trat an den Schreibtisch.
»Alwine, bitte, da läuft einiges quer! Der ?Zonser Hof? wartet auf die bestellten Torten«, sagte er.
Wibke entnahm ihrer Handtasche ein Tempotuch, drückte es zusammen, rieb damit über die Decke und ließ dabei ihren kleinen Finger über den Stoff gleiten.
»Herr Fränzel, Sie besitzen einen Range Rover. Ein Zeuge beobachtete auf der Fähre ein solches Fahrzeug, das ein Neusser Kennzeichen trug. Waren Sie auf Norderney, als der Bekannte Ihrer Frau in den Rattendünen von einer Bestie angefallen wurde? Hat Ihr Troubadour dem pensionierten Seeoffizier die Kehle durchgebissen?« Die Kommissarin bluffte forsch und hielt das Messingkettchen in der geöffneten Hand.
Alwine Fränzel stieß einen Schrei aus. Der Konditormeistererschrak. Aus seinem jovialen Gesicht wich das Blut. Er schaute die Kommissarin böse an und verzog angewidert sein Gesicht.
»Was sollen diese Unterstellungen? Ich war in Daun und Manderscheidt und habe mich dort mit Troubadour beim Wandern erholt«, sagte er empört.
»Das stimmt!«, sagte seine Frau und erhob sich. »Frau Meesters, hier sind Sie an der falschen Adresse.«
»Oder auch nicht«, antwortete Wibke und legte den Riemen ihrer Handtasche über ihre Schulter.
»Werden Sie nicht unverschämt! Nur weil ich einen Range Rover fahre und einen Bullterrier besaß«, schimpfte Fränzel wütend und griff nach der Hand seiner Frau.
Alwine Fränzel war bleich und blickte ihren Mann mit blassen Lippen an.
»Herr Fränzel, ich habe von Amts wegen Fragen an Sie gerichtet«, sagte Wibke. »Ich werde ein Protokoll anfertigen und es an den Staatsanwalt weiterleiten. Herr Offermann hat in seiner Verzweiflung die Bestie nicht nur fotografiert, sondern sich zur Wehr gesetzt. Das Labor des LKA fand Haare und Hautreste
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