13 schlägt's auf Schreckenstein
den Armen. „Die Gäste sind... ks... eher belustigt, als... ks... böse. Die Idee gefällt ihnen. Und vor allem das... ks... das Gedicht!“
„Aha!“ Dr. Waldmann schien überrascht.
„Hat sich der große Unbekannte verrechnet?“ Klaus klatschte in die Hände.
„Besser so als anders!“ meinte Andi. „Unser Kunstwerk sollte ja witzig warnen.“ Geschmeichelt lächelte Hans-Jürgen vor sich hin.
„Fein“, sagte der Rex. „Dann schlage ich vor, wir nutzen die Zeit bis zur nächsten Überraschung und setzen den Unterricht fort.“
Die Ritter dankten Mauersäge und gingen in ihre Klassenzimmer zurück. Doch sei es beim Addieren, bei der Schlacht auf dem Lechfeld, bei den Bodenschätzen Columbiens, beim Mittagessen oder bei der Werkarbeit am Nachmittag — alle beherrschte nur ein Gedanke: Wer steckt dahinter und wie kriegen wir ihn!
Sofort nach Tisch waren Ottokar und Stephan nach Rosenfels hinübergerudert, um mit den Mädchen zu sprechen. Die staunten nicht schlecht über die jüngsten Ereignisse.
„Euer Kulturabend muss steigen. So schnell wie möglich!“ beschworen die beiden Beatrix und Sophie. Die lachten nur.
„Moment!“ Beatrix nahm ein Schulheft und blätterte darin.
„Lasst mich mal in meinem Kulturkalender nachschauen. Ja, morgen Abend im Gasthaus.“
„Im Ernst?“ Ottokar war platt.
„Ihr könnt beruhigt sein“, antwortete Sophie. Die Horn persönlich hat mit Kress alles abgemacht.“ Stephan ging das zu schnell. „Schwört ihr’s?“
Beatrix lachte. „Nein. Aber ihr könnt jetzt beweisen, ob ihr Vertrauen zu uns habt.“
„Das werden wir“, antworteten die beiden Freunde gleichzeitig.
„Unternehmen Phantom läuft sofort an!“
Am Abend fand in der Folterkammer praktisch eine Schulversammlung statt. Jeder bekam seine Aufgabe zugeteilt. Sei es als Beobachter von einem bestimmten Punkt aus, oder, wie die vier Minis, die auf dem Kirchplatz einfach Ball spielen sollten, um da zu sein, beziehungsweise im Weg zu sein, oder Dolf und Rolf, die aus demselben Grund stundenlang in der Kirche sitzen sollten.
Bei der Gerissenheit des oder der Unbekannten war es wichtig, die verschiedenen Posten frühzeitig zu beziehen. Dampfwalze und Andi machten sich schon nach dem Mittagessen auf. Sie gingen den Uferweg entlang nach Wampoldsreute. Im letzten Busch vor dem Campingplatz, der von hier aus gut zu überschauen war, richteten sie sich ein. Dampfwalze blies seine Luftmatratze auf. Darüber machte sich Andi zuerst lustig, doch als es zu regnen anfing, war er froh, mit drunter schlüpfen zu können.
Still lag der Campingplatz. Kein Mensch ließ sich sehen. Das Denkmal stand noch da, wetterfest.
Am späteren Nachmittag hörte der Regen auf. Sonja fuhr beim Gasthaus vor. Mit ihr stiegen Martina, Ingrid und Renate aus. Sie trugen Schachteln, einen Diaprojektor mit Fuß und eine zusammengerollte Leinwand hinein.
Ein weiterer Wagen kam aus Richtung Rosenfels und fuhr auf den Campingplatz. Der jüngere Mann, der sich so nett für die Ritter eingesetzt hatte, stieg aus und ging in seinen Wohnwagen.
„Viel Vergnügen!“ rief Dampfwalze plötzlich im Busch.
Auf dem Uferweg kamen Dolf und Rolf daher, jeder mit einer großen Tüte in der Hand. Sie erschraken und blieben stehen.
„Habt ihr da das Gesangbuch drin?“ fragte Andi, ohne aus dem Busch herauszuschauen.
„Ach, ihr seid’s!“ Rolf atmete auf. „Nein. Wir gehen nicht singen, nur essen.“ Sie gingen weiter, über den Kirchplatz, schauten sich noch einmal um und verschwanden in der Kirche. Es folgten ein erster Bus mit Mädchen, die Minis mit ihrem Ball, ein Schwung Ritter auf Rädern, wieder ein Bus mit Mädchen. In der Dämmerung folgten Autos mit Lehrern beider Schulen. Die Camper krochen aus ihren Wohnwagen und gingen über den Platz ins Gasthaus. Oben im großen Saal brannte volles Licht.
Zuletzt kam der Jagdwagen mit Diener Jean hinter dem Lenkrand. Ihm entstiegen der Rex, Fräulein Dr. Horn und Mauersäge.
Über Rosenfels tauchte eine schmale Mondsichel auf, an der Gasthaustür ein Vollmond: Kress streckte den Kopf heraus, sah sich prüfend nach allen Seiten um und verschwand wieder. Der zweite Kulturabend konnte beginnen.
„Liebe Gäste, liebe Freunde!“ rief Ingrid in den Saal, von dem außer der Decke nichts mehr zu sehen war. Es quoll, Kopf neben Kopf, drunter, drüber, davor, dahinter, wie Trauben aus einer Obststeige. Ingrid stieg auf einen Schemel, den ihr Eva hinschob, und wartete bis es still wurde. Dann
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