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13 - Wo kein Zeuge ist

13 - Wo kein Zeuge ist

Titel: 13 - Wo kein Zeuge ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Ränke schmiedete. So aber wurde Lynley das Vergnügen zuteil, Zeuge zu werden, wie der Assistant Commissioner in Nöte geriet. Hillier hatte offenbar erwartet, dass der schwarze Beamte den Köder einer herausragenden Rolle in diesen gewiss öffentlichkeitswirksamen Ermittlungen freudestrahlend schlucken würde. Da er dies nicht tat, blieb Hillier nur die Gratwanderung zwischen dem Unmut eines Vorgesetzten, dessen Autorität von solch einem kleinen Untergebenen in Frage gestellt wurde, und der political correctness eines vorgeblich gemäßigten weißen Engländers, der insgeheim fürchtete, dass die Straßen von London binnen kürzester Zeit in Ströme von Blut verwandelt würden.
    Lynley beschloss, es die beiden allein austragen zu lassen. Er stand auf und sagte: »Ich überlasse es Ihnen, Sergeant Nkata die weitergehenden Details des Falls zu erläutern, Sir.
    Es gibt zahllose Einzelheiten zu organisieren: Die Beamten der Bereitschaft müssen benachrichtigt werden und so weiter. Ich würde gerne jetzt gleich veranlassen, dass Dee Harriman sich um all das kümmert.« Er sammelte die Unterlagen und Fotos ein und fuhr an Nkata gewandt fort: »Kommen Sie in mein Büro, wenn Sie hier fertig sind, Winnie.«
    »Alles klar«, antwortete Nkata. »Sobald wir hier mit dem Kleingedruckten durch sind.«
    Lynley verließ das Büro und brachte es fertig, sein Lachen zu unterdrücken, bis er sich ein gutes Stück von der Tür entfernt hatte. Er wusste, dass Hillier sich mit dem Gedanken nicht anfreunden konnte, Havers wieder in den Rang eines Detective Sergeant zu versetzen. Aber Nkata würde sich als echte Herausforderung erweisen: stolz, intelligent, gebildet und schlagfertig. Er war in erster Linie ein Mann, an zweiter Stelle ein schwarzer Mann und erst an dritter Stelle Polizist. Lynley wusste, dass Hillier diese Kategorien allesamt falsch sortiert hatte.
    Als er in den Victoria-Gebäudetrakt zurückgekehrt war, beschloss er, die Treppe zu seinem Büro zu benutzen, und dort fand er Barbara Havers. Sie saß ein Stockwerk tiefer auf der obersten Stufe, rauchte und zupfte an einem losen Faden, der unter ihrem Jackett hervorlugte.
    »Sie verstoßen damit gegen die Vorschriften«, sagte Lynley. »Das wissen Sie doch, oder?« Er setzte sich zu ihr.
    Sie studierte die Zigarettenglut, ehe sie einen tiefen Zug nahm. »Vielleicht schmeißen sie mich ja raus.«
    »Havers ...«
    »Wussten Sie's?«, fragte sie.
    Er ersparte es ihr, Unverständnis zu heucheln. »Natürlich nicht. Ich hätte es Ihnen gesagt, Ihnen eine Nachricht zukommen lassen, ehe Sie herkamen. Irgendetwas. Mich hat er genauso damit überfallen. Was zweifellos seine Absicht war.«
    Sie zuckte die Schultern. »Was soll's. Es ist ja nicht so, als verdiene Winnie es nicht. Er ist gut. Schlau. Arbeitet gut mit den Kollegen zusammen.«
    »Aber er tut alles, um Hillier das Leben schwer zu machen. Jedenfalls tat er das, als ich ging.«
    »Hat er kapiert, dass er eine Alibifunktion übernehmen soll? Das schwarze Gesicht vorn in der Mitte bei den Pressekonferenzen? ›Wir haben hier kein Rassismusproblem, seht nur alle her, der lebende Beweis sitzt vor eurer Nase.‹ Hillier ist so verflucht durchschaubar.«
    »Nach meiner Schätzung ist Winston Hillier fünf bis sechs Schritte voraus.«
    »Ich hätte bleiben sollen, um mir das anzusehen.«
    »Das hätten Sie in der Tat tun sollen, Barbara. Und sei es nur, weil es klüger gewesen wäre.«
    Sie warf die Zigarette auf den Treppenabsatz. Der Stummel rollte bis zur Wand, wo er liegen blieb und einen kleinen Rauchfaden himmelwärts sandte.
    »Wann war ich das je gewesen?«
    Lynley betrachtete sie eingehend. »Heute, zum Beispiel, in Bezug auf Ihre Garderobe. Bis auf ...« Er beugte sich vor, um ihre Füße in Augenschein zu nehmen. »Haben Sie den Hosensaum wirklich zusammengetackert, Barbara?«
    »Eine schnelle, einfache Behelfslösung. Ich bin eine von den Frauen, die sich nicht gern festlegen. Ich hätte Tesafilm genommen, aber Dee hat mir den Tacker empfohlen. Ich hätte mir die ganze Mühe sparen sollen.«
    Lynley erhob sich und streckte ihr die Hand entgegen, um ihr aufzuhelfen. »Abgesehen von diesen Klammern können Sie stolz auf sich sein.«
    »Ja, so bin ich eben. Heute Scotland Yard, morgen der Laufsteg«, erwiderte Havers.
    Sie gingen zu seinem Büro. Als sie die Unterlagen des neuen Falls auf dem Konferenztisch ausbreiteten, kam Dorothea Harriman an die Tür. »Soll ich die Beamten der Bereitschaftspolizei anrufen,

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