13 - Wo kein Zeuge ist
tat, den Stetson in den Nacken geschoben.
Corsico sagte das Gleiche wie Lynley: »Superintendent, das ist weiß Gott irregulär, aber machen Sie sich keine Sorgen. Ich will mit einem Porträt anfangen. Um die Öffentlichkeit ins Bild über diese Ermittlung zu setzen, indem ich ihr die ermittelnden Beamten nahe bringe. Ich möchte mit Ihnen anfangen. Wer Sie sind, und was Sie hier tun. Glauben Sie mir, kein Detail über die eigentliche Ermittlung wird in dem Artikel stehen, wenn Sie es nicht wollen.«
»Ich habe keine Zeit für Zeitungsinterviews«, teilte Lynley ihm mit.
Corsico hob eine Hand. »Keine Bange«, sagte er. »Ich habe schon reichlich Informationen - dafür hat der Assistant Commissioner gesorgt -, und alles, worum ich Sie bitte, ist die Erlaubnis, die Fliege an Ihrer Wand zu sein.«
»Die ich Ihnen nicht geben kann.«
»Aber ich«, widersprach Hillier. »Ich kann, und das tue ich auch. Ich glaube an Sie, Mitch. Ich weiß, Ihnen ist klar, wie sensibel diese Situation ist. Kommen Sie mit, und ich mache Sie mit den anderen Mitgliedern der Kommission bekannt. Sie haben noch nie eine Einsatzzentrale gesehen, oder? Ich könnte mir vorstellen, dass Sie sie interessant finden.«
Mit diesen Worten ging Hillier hinaus, Corsico im Schlepptau. Ungläubig sah Lynley ihnen nach. Er hatte gestanden, als Hillier und der Journalist sein Büro betreten hatten, aber jetzt setzte er sich. Er fragte sich, ob die Direktion der Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit dem kollektiven Wahnsinn verfallen war.
Wen konnte er anrufen?, überlegte er. Wie sollte er protestieren? Er dachte an Webberly und fragte sich, ob der Superintendent von der Rehaklinik aus irgendwie intervenieren konnte. Aber er konnte sich nicht vorstellen, wie. Hillier wurde jetzt von weiter oben gelenkt und schien unfähig, das in Frage zu stellen. Der Einzige, der diesem Wahnsinn ein Ende machen könnte, war der Commissioner selbst, aber was konnte eine Beschwerde Lynleys bewirken, außer dass er eventuell von dem Fall abgezogen wurde?
Porträts der Ermittler, höhnte er. Lieber Gott, was würde als Nächstes kommen? Hochglanzfotos in Hello! Oder ein Auftritt in irgendeiner geistlosen Talkshow?
Er griff wieder zu dem SO7-Bericht. Er wusste nur, dass sein Team genauso glücklich über diese Entwicklung sein würde wie er. Er setzte die Brille wieder auf, um zu sehen, was die Forensik für ihn hatte.
Unter Davey Bentons Fingernägeln war Haut gefunden worden - Folge seines verzweifelten Kampfes mit seinem Mörder. Durch den sexuellen Missbrauch waren Spermaspuren vorhanden. Von beiden Funden ließen sich genetische Fingerabdrücke herleiten - die ersten DNASpuren in diesem Fall.
Auch war an dem Leichnam ein ungewöhnliches Haar entdeckt worden - Lynleys Herz machte bei dem Wort ungewöhnlich einen Satz, und sogleich dachte er an Barry Minshall -, das derzeit untersucht wurde. Es schien sich jedoch nicht um ein menschliches Haar zu handeln, sodass man berücksichtigen müsse, dass das Haar eventuell vom Fundort stammte.
Der Schuhabdruck vom Tatort in Queen's Wood war schließlich identifiziert worden: Marke Church's, Größe dreiundvierzig. Das Modell hieß Shannon.
Lynley las diese letzte Information und seufzte. Das grenzte die möglichen Bezugsquellen auf jede Einkaufsstraße in London ein.
Er wählte Dorothea Harrimans Durchwahl und bat sie, eine Kopie dieses jüngsten SO7-Berichts an Simon St. James zu schicken.
Effizient, wie sie war, hatte sie das bereits veranlasst, und fügte hinzu, dass er einen Anruf von der Polizeiwache Holmes Street habe. Sie fragte, ob er ihn annehmen wolle. »Und übrigens: Soll ich diesen Mitchell Corsico ignorieren, wenn er mich fragt, wie es ist, einen blaublütigen Chef zu haben? Denn apropos blaublütiger Chef: Das wäre vielleicht ein Weg, Hillier in seine eigene Falle tappen zu lassen.«
Lynley wusste, was sie meinte. Das war die Antwort, und sie war denkbar einfach und erforderte keine Intervention von weiter oben. »Dee, Sie sind ein Genie. Ja. Sie haben meine ausdrückliche Erlaubnis, ihm so viel von mir zu erzählen, wie Sie wollen. Das sollte ihn ein paar Tage beschäftigen, also tragen Sie ruhig dick auf. Vergessen Sie nicht, den Familiensitz in Cornwall zu erwähnen. Einen Haufen Bediensteter, die unter Anleitung einer finsteren Hausdame Manderley spielen. Rufen Sie meine Mutter an und sagen ihr, sie soll dafür sorgen, dass mein Bruder wie ein Junkie aussieht, sollte Corsico dort vorstellig werden.
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