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13 - Wo kein Zeuge ist

13 - Wo kein Zeuge ist

Titel: 13 - Wo kein Zeuge ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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erbärmlichen Kerle, denen einer abging bei dem Gedanken an all die Kinder, die Tag für Tag diese Räume füllten.
    Sie bedankte sich bei Mrs. McDonald und verließ St. Lucy. Auch wenn es bestimmt eine Sackgasse war, durfte sie die Spur zu Taverstock & Percy nicht außer Acht lassen.
    Das Maklerbüro lag ein gutes Stück entfernt auf der anderen Seite der Cromwell Road. Sie kam an einer Filiale der Barclay's Bank vorbei, wo Penner auf der Eingangsstufe saßen, dann an einer Kirche und einer modernisierten Häuserzeile aus dem neunzehnten Jahrhundert, bis sie schließlich zu einem kleinen Geschäftsviertel gelangte, wo Taverstock & Percy zwischen einer Eisenwarenhandlung - »Wir führen alles« - und einem altmodischen Imbiss lag, der Wurstbrötchen und Folienkartoffeln an eine Kolonne Straßenarbeiter verkaufte, die gerade Teepause machten.
    In den Büroräumen von Taverstock & Percy fragte sie nach dem zuständigen Mitarbeiter, der die Vermietung von Räumen in der St.-Lucy-Kirche verwaltete, und wurde zu einer jungen Frau namens Misty Perrin geführt, die offenbar entzückt war, dass eine potenzielle Kundin für St. Lucy einfach so von der Straße hereinspaziert kam. Sie holte ein Antragsformular heraus, befestigte es auf einem Klemmbrett und erklärte, dass es natürlich gewisse Regeln und Vorschriften zu beachten galt, wenn jemand Räumlichkeiten in der ehemaligen Kirche oder deren Keller mieten wollte.
    Klar doch, dachte Barbara. Das hielt das Gesindel fern.
    Sie zückte ihren Dienstausweis und stellte sich Misty vor. Sie erkundigte sich, ob sie ihr ein paar Fragen über eine Gruppe namens MABIL stellen könne.
    Misty legte das Klemmbrett auf ihren Schreibtisch, aber sie wirkte nicht beunruhigt. »Ja, sicher«, sagte sie. »Als Sie nach St. Lucy fragten, dachte ich ... Na ja, wie auch immer ... MABIL. Ja.« Sie öffnete eine Aktenschublade in ihrem Schreibtisch, zog einen dünnen Ordner heraus und klappte ihn auf. Sie überflog den Inhalt, nickte zufrieden und sagte schließlich: »Ich wünschte, alle Mieter wären so zuverlässig wie diese. Sie zahlen die Miete jeden Monat pünktlich. Und wir hören auch keine Klagen darüber, in was für einem Zustand sie die Räume nach ihren Treffen hinterlassen. Keine Beschwerden aus der Nachbarschaft wegen wilden Parkens. Na ja, dafür sorgt schon die Parkkralle. Also, was möchten Sie wissen?«
    »Was für eine Gruppe ist das?«
    Misty konsultierte nochmals die Unterlagen. »Eine Selbsthilfegruppe anscheinend. Männer, die in Scheidung leben. Ich weiß nicht genau, warum sie sich MABIL nennen. Vielleicht ist es ein Akronym für ›Männer am Beginn ...‹ von was?«
    »Illustren Lebens?«, schlug Barbara vor. »Wer hat den Vertrag unterschrieben?«
    Misty las es ihr vor: J. S. Mill. Sie gab ihr auch die Adresse. Dann berichtete sie Barbara, das einzig Seltsame an MABIL sei, dass sie ihre Miete immer bar bezahlten. Mr. Mill brachte sie persönlich an jedem Monatsersten. »Er sagte, er könne nur bar zahlen, denn sie sammelten die Miete bei ihren Treffen. Tja, das ist ein bisschen ungewöhnlich, aber die St.-Lucy-Leute haben gesagt, ihnen sei es recht, solange das Geld pünktlich kommt. Und das ist der Fall. Jeden Monat am Ersten, und das seit fünf Jahren.«
    »Fünf Jahre?«
    »Ja, so ist es. Ist irgendetwas nicht in Ordnung mit ...?« Misty wirkte besorgt.
    Barbara schüttelte den Kopf und wischte die Frage mit einer Geste beiseite. Dieses Mädchen war so unschuldig wie die Kinder in der Marienkäfer-Kita. Sie erhoffte sich nicht viel davon, aber trotzdem zeigte sie Misty die beiden Phantombilder. »Sieht J. S. Mill wie einer von diesen Männern aus?«, fragte sie.
    Misty betrachtete die Zeichnungen, schüttelte aber den Kopf. Er war viel älter - so um die siebzig? - und hatte keinen Bart oder so was. Er trug ein riesiges Hörgerät, falls das Barbara weiterhalf.
    Barbara schauderte, als sie das hörte. Ein Großvater, dachte sie. Sie wollte ihn finden und ihm den Hals umdrehen.
    Als sie das Maklerbüro verließ, nahm sie die Adresse von J. S. Mill mit. Sie war bestimmt falsch, daran zweifelte sie nicht. Aber sie würde sie trotzdem an die Sitte weiterleiten. Irgendjemand musste irgendwie die Türen der Mitglieder dieser Organisation eintreten.
    Sie war auf dem Rückweg zur Cromwell Road, als ihr Handy klingelte. Es war Lynley, der fragte, wo sie sei.
    Sie sagte es ihm und berichtete das Wenige, das die Auswertung des Meldeformulars vom Canterbury Hotel gebracht hatte.

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