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13 - Wo kein Zeuge ist

13 - Wo kein Zeuge ist

Titel: 13 - Wo kein Zeuge ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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auftauen. Aber das ist nie passiert. Der Junge hat jede Lebhaftigkeit verloren.« Sie warf einen Blick Richtung Vorratsraum und fügte dann flüsternd hinzu: »Depressionen. Die machen einen fertig, wenn man nicht aufpasst. Ich hab das selbst erlebt, als Vals Vater von uns gegangen ist. Er ist nicht plötzlich gestorben, sodass ich wenigstens Zeit hatte, mich darauf vorzubereiten. Aber trotzdem fühlt man es natürlich, wenn jemand von einem gegangen ist, nicht wahr? Da ist diese Leere, und die lässt sich einfach nicht schönreden. Man glotzt den ganzen Tag hinein. Deswegen haben Val und ich schließlich diesen Laden eröffnet.«
    »Weswegen?«
    »Weil ihr Dad gestorben war. Er hat uns ganz ordentlich versorgt, genug hinterlassen, um zurechtzukommen, meine ich. Aber man kann nicht ewig zu Hause rumsitzen und die Wände anstarren. Das Leben muss weitergehen.« Sie schwieg einen Moment und nahm die Schürze ab. Sie faltete sie säuberlich zusammen, legte sie auf die Theke und nickte, als habe sie gerade einen Entschluss gefasst. »Wissen Sie, ich glaube, darüber werde ich bald mal mit unserem Robbie sprechen. Das Leben muss weitergehen.« Sie warf einen letzten, verstohlenen Blick auf den Vorratsraum. »Und sie ist eine gute Köchin, unsere Val. Das ist nichts, worüber ein junger Mann im heiratsfähigen Alter die Nase rümpfen sollte. Nur weil sie eher ein stilles Wasser ist. Was ist denn letzten Endes wichtiger, Konversation oder gutes Essen? Gutes Essen, richtig?«
    »Da widerspreche ich Ihnen nicht«, sagte Nkata.
    Clara lächelte. »Wirklich nicht?«
    »Die meisten Männer essen gern«, erklärte er ihr.
    »Genau«, stimmte sie zu, und er stellte fest, dass sie ihn plötzlich mit völlig anderen Augen zu betrachten begann.
    Was ihn zu der Erkenntnis brachte, dass es Zeit sei, ihr für ihre Informationen zu danken und den Rückzug anzutreten. Er wollte lieber gar nicht daran denken, was seine Mum sagen würde, wenn er ihr eine Frau wie Val ins Haus brächte.
    »Ich verlange eine Erklärung«, waren die ersten Worte des Assistant Commissioner, als er durch Lynleys Bürotür kam. Er hatte nicht abgewartet, bis Harriman ihn anmelden konnte, sondern war einfach mit einem barschen »Ist er da?« eingetreten.
    Lynley saß an seinem Schreibtisch und verglich den Autopsiebericht von Davey Benton mit denen der früheren Mordopfer. Er legte die Papiere beiseite, nahm die Lesebrille ab und erhob sich. »Dee sagte, Sie wollten mich sprechen.« Er wies auf den Konferenztisch.
    Hillier nahm diese wortlose Einladung nicht an. »Ich habe mit Mitch Corsico gesprochen, Superintendent«, sagte er.
    Lynley wartete. Er hatte gewusst, dass es zu dieser Szene hier kommen würde, nachdem er Corsicos Pläne, eine Story über Winston Nkata zu schreiben, vereitelt hatte, und er kannte Hilliers Denkweise gut genug, um einzusehen, dass er dem Assistant Commissioner Gelegenheit geben musste, seinen Vortrag zu halten.
    »Erklären Sie mir das.« Hilliers Worte klangen gemäßigt, und Lynley musste ihm zugestehen, dass er offenbar mit dem Vorsatz ins Feindesgebiet herabgestiegen war, seinen Zorn so lange wie möglich zu beherrschen.
    »St. James hat eine internationale Reputation, Sir«, sagte er. »Ich dachte, die Tatsache sollte betont werden, dass Scotland Yard weder Kosten noch Mühen scheut - indem zum Beispiel auch ein unabhängiger Experte für diese Ermittlungen hinzugezogen wird.«
    »Das dachten Sie, ja?«, entgegnete Hillier.
    »Kurz gefasst, ja. Wenn man bedenkt, welch positiven Effekt ein Porträt über St. James auf das Vertrauen der Öffentlichkeit in unsere Arbeit haben könnte ...«
    »Diese Entscheidung oblag Ihnen aber nicht.«
    Lynley fuhr unbeirrt fort: »Und als ich diesen Gewinn an öffentlichem Vertrauen mit dem verglichen habe, was ein Artikel über Winston Nkata bringen könnte ...«
    »Sie gestehen also, dass Sie diesen Schritt unternommen haben, um Corsico den Zugang zu Nkata zu verwehren?«
    »... lag der Schluss nahe, dass wir größeres politisches Kapital daraus schlagen würden, die Öffentlichkeit wissen zu lassen, dass wir einen Sachverständigen ins Team geholt haben, als einen schwarzen Beamten ins Rampenlicht zu zerren und dort seine schmutzige Wäsche zu waschen.«
    »Corsico hatte nie die Absicht ...«
    »Er hat gleich mit Fragen über Winstons Bruder angefangen«, warf Lynley ein. »Es klang für mich, als habe er diesbezüglich sogar Anweisungen erhalten, damit von vornherein klar war, welchen

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