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13 - Wo kein Zeuge ist

13 - Wo kein Zeuge ist

Titel: 13 - Wo kein Zeuge ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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werde dich nicht noch einmal ...«
    »Ich hab geschwindelt«, stieß das kleine Mädchen hervor. »Ich hab meinen Dad angeschwindelt, und er hat es rausgekriegt, und darum muss ich dir das hier zu ... zurück ... zurückgeben.« Sie sah auf. Tränen rannen über ihr Gesicht. »Aber trotzdem danke, denn ich fand es wunderbar. Peggy Sue war besonders schön.« Dann drehte sie sich auf dem Absatz herum und floh zum Vorderhaus zurück. Barbara hörte sie schluchzen.
    Sie sah zu ihrem Nachbarn. »Hören Sie, Azhar«, sagte sie. »Das war alles meine Schuld. Ich hatte keine Ahnung, dass Hadiyyah nicht auf die Camden High Street darf. Und sie wusste nicht, was ich vorhatte, als wir losgingen. Es sollte nur ein Spaß sein. Sie hörte sich irgendeine Popgruppe an, und ich hab sie damit aufgezogen, und sie hat gesagt, wie toll sie sie fand, und da hab ich beschlossen, ihr zu zeigen, was echter Rock 'n' Roll ist, und hab sie mit zum Virgin Megastore genommen, aber ich wusste nicht, dass es verboten war, und sie wusste nicht, wo wir hingingen.« Barbara war außer Atem. Sie kam sich wie ein Teenager vor, der nach der Sperrstunde erwischt wurde. Das Gefühl gefiel ihr nicht sonderlich. Sie zwang sich zur Ruhe und sagte: »Wenn ich gewusst hätte, dass Sie ihr verboten hatten, zur Camden High Street zu gehen, hätte ich sie nicht dorthin mitgenommen. Es tut mir furchtbar Leid, Azhar. Sie hat es nicht sofort gesagt.«
    »Was der Grund meiner Verärgerung über Hadiyyah ist«, erklärte Azhar. »Das hätte sie tun müssen.«
    »Aber wie gesagt, sie wusste ja nicht, wo es hingehen sollte, bis wir dort waren.«
    »Als Sie hinkamen, hatte sie da die Augen verbunden?«
    »Natürlich nicht. Aber da war es zu spät. Ich habe ihr gar keine Gelegenheit gegeben, etwas zu sagen.«
    »Hadiyyah sollte keiner Aufforderung bedürfen, um die Wahrheit auszusprechen.«
    »Okay, das seh ich ein. Es ist passiert, und es wird nicht wieder vorkommen. Lassen Sie sie wenigstens die CD behalten.«
    Azhar wandte den Blick ab. Seine dunklen Finger - so schmal, dass sie wie die eines Mädchens wirkten - griffen unter dem makellosen Jackett in die Brusttasche seines strahlend weißen Hemdes. Er ertastete dort eine Zigarettenschachtel und brachte sie zum Vorschein. Er schüttelte eine Zigarette heraus, schien zu überlegen, was er als Nächstes tun sollte, und bot die Zigaretten dann Barbara an. Sie wertete das als hoffnungsvolles Zeichen. Ihre Finger berührten sich flüchtig, als Barbara die Zigarette nahm, und er zündete ein Streichholz an, um erst ihr und dann sich selbst Feuer zu geben.
    »Sie möchte, dass Sie mit dem Rauchen aufhören«, berichtete Barbara ihm.
    »Sie möchte viele Dinge. Wie wir alle.«
    »Sie sind wütend. Kommen Sie rein. Lassen Sie uns über diese Sache reden.«
    Er blieb, wo er war.
    »Azhar, hören Sie zu. Ich weiß, was Ihnen an Camden High Street und alldem Sorgen macht. Aber Sie können sie nicht vor allem beschützen. Das ist unmöglich.«
    Er schüttelte den Kopf. »Es ist nicht meine Absicht, sie vor allem zu beschützen. Ich beabsichtige lediglich, das Richtige zu tun. Aber ich stelle fest, dass ich nicht immer weiß, was das ist.«
    »Einmal auf der Camden High Street gewesen zu sein, wird sie nicht verderben.« Sie wies auf die CD. »Und Buddy Holly wird sie auch nicht verderben.«
    »Meine Sorgen drehen sich nicht um Camden High Street oder Buddy Holly«, erwiderte Azhar. »Es geht um die Lüge, Barbara.«
    »Okay, das seh ich ein. Aber sie hat nur durch Verschweigen gelogen. Sie hat es mir einfach nicht gesagt, als sie es hätte tun können oder sollen. Oder was auch immer.«
    »Das ist keineswegs alles.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Sie hat mich angelogen.«
    »Sie? Wegen ...«
    »Und das ist etwas, das ich nicht dulde.«
    »Aber wann? Wann hat sie Sie angelogen?«
    »Als ich sie nach der CD gefragt habe. Sie sagte, Sie hätten sie ihr geschenkt ...«
    »Aber das stimmt, Azhar.«
    »... doch sie hat versäumt, hinzuzufügen, woher die CD stammte. Das ist ihr später herausgerutscht, als sie über CDs im Allgemeinen geplaudert hat, darüber, wie groß die Auswahl im Virgin Megastore war.«
    »Verdammt noch mal, Azhar, das ist doch keine Lüge.«
    »Nein. Aber zu behaupten, sie sei niemals dort gewesen, war eine Lüge. Und das dulde ich nicht. Hadiyyah sollte das lieber erst gar nicht anfangen. Sie darf mich nicht belügen. Das darf sie einfach nicht.« Seine Stimme klang so angespannt, seine Züge waren so starr, dass

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