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13 - Wo kein Zeuge ist

13 - Wo kein Zeuge ist

Titel: 13 - Wo kein Zeuge ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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aussehende Frau allein nach Einbruch der Dunkelheit in dieser Gegend auf der Straße? Du musst besser auf dich aufpassen, Yas. Du musst wachsam sein. Was, wenn jemand dich anspringt ... verletzt ... vergewaltigt ... ausraubt? Was soll Daniel tun, wenn seine Mum seinem Dad nachfolgt und einfach wegstirbt?
    Aber das konnte Nkata nicht sagen. Er konnte nicht, weil Yasmin Edwards selbst der Grund war, warum Daniels Vater tot war. Also blieb er im Schatten und beobachtete sie, während er voller Scham spürte, wie sein Atem sich beschleunigte und sein Herz schneller zu pochen begann.
    Yasmin ging den Bürgersteig entlang. Ihr Haar war kurz geschnitten, die ungezählten schmalen Zöpfe mit den Perlen am Ende verschwunden, und mit ihnen das leise Klimpern, das sie beim Gehen immer verursacht hatten und das er in seinem Versteck gehört hätte. Sie wechselte die Plastiktüten, mit denen sie beladen war, von einer Hand in die andere und tastete in der Jackentasche nach ihrem Schlüssel. Feierabend, dem Jungen etwas zu essen machen, weiterleben.
    Sie kam an den Parkplatz und ging im Zickzack zwischen den schlecht markierten Stellplätzen hindurch. Am Aufzug tippte sie den Nummerncode ein, der den Rufknopf freischaltete, den sie daraufhin betätigte. Gleich darauf betrat sie den Lift.
    Im dritten Stock kam sie wieder heraus und ging zu ihrer Tür. Als sie den Schlüssel ins Schloss steckte, wurde die Tür aufgerissen, ehe sie aufschließen konnte. Und da stand Daniel, von hinten durch einen flackernden Lichtschimmer beleuchtet, der vom Fernseher kommen musste. Er nahm seiner Mutter die Plastiktüten ab, und als er sich abwenden wollte, hielt sie ihn zurück. Sie stand da, die Hände auf den Hüften, den Kopf zur Seite geneigt, das Gewicht auf einem ihrer langen, schlanken Beine. Sie sagte etwas, und Daniel kam zu ihr zurück. Er stellte die Tüten ab und ließ sich umarmen. Erst hatte es den Anschein, als werde die Umarmung eher erduldet als genossen, doch dann schlang er die Arme um seine Mutter. Yasmin küsste ihn auf den Kopf.
    Schließlich trug Daniel die Tüten hinein, und Yasmin folgte ihm. Sie schloss die Wohnungstür. Gleich darauf erschien sie am Fenster, das, wie Nkata wusste, zum Wohnzimmer gehörte. Sie griff nach den Vorhängen, um sie zuzuziehen, doch ehe sie das tat, blieb sie etwa zwanzig Sekunden dort stehen und blickte hinaus in die Dunkelheit, ihre Miene entschlossen.
    Er stand immer noch im Schatten, aber er konnte es spüren, er konnte es fühlen: Sie hatte nicht ein Mal in seine Richtung geschaut, aber Nkata hätte schwören können, sie hatte die ganze Zeit gewusst, dass er da war.

4
    Einen Tag später entschieden Stephenson Deacon und die Verantwortlichen der Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit, die Zeit sei reif für die erste Pressekonferenz. Sobald Assistant Commissioner Hillier die Nachricht bekam, instruierte er Lynley, zu dem großen Ereignis zu erscheinen, mit »unserem neuen Detective Sergeant« im Schlepptau. Lynley verspürte so wenig Lust wie Nkata, dort hinzugehen, aber er wusste, dass es klug war, Kooperation zumindest vorzutäuschen. Zusammen mit Nkata ging er die Treppe hinab, um pünktlich zur Pressekonferenz zu kommen. Im Flur trafen sie auf Hillier.
    »Bereit?«, fragte er Lynley und Nkata, während er das Spiegelbild seiner beeindruckenden grauen Haarpracht in der Glasfront einer Infotafel bewunderte. Im Gegensatz zu den beiden anderen Männern schien er erfreut, dorthin zu gehen, und er beherrschte sich offenbar nur mit Mühe, sich in Vorfreude auf die kommende Konfrontation die Hände zu reiben. Er erwartete anscheinend, dass die Konferenz wie das präzise Uhrwerk ablaufen werde, als das sie geplant war.
    Er wartete keine Antwort auf seine Frage ab, sondern betrat den Saal. Sie folgten ihm.
    Die Zeitung-, Rundfunk- und Fernsehjournalisten saßen wie angewiesen auf den fächerförmig vor dem Podium aufgestellten Stühlen. Die Fernsehkameras waren so ausgerichtet, um über ihre Köpfe hinweg filmen zu können. Das würde der Öffentlichkeit in den Abendnachrichten suggerieren, dass New Scotland Yard keine Mühen scheute, um die Bürger der Stadt in einem Szenario der Transparenz und mit rückhaltloser Aufklärung auf dem Laufenden zu halten.
    Stephenson Deacon, der Leiter der Pressestelle, hatte beschlossen, die Eröffnungsworte dieser ersten Pressekonferenz höchstselbst zu sprechen. Seine Erscheinung vermittelte nicht nur die Bedeutung dessen, was hier verkündet werden sollte,

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