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13 - Wo kein Zeuge ist

13 - Wo kein Zeuge ist

Titel: 13 - Wo kein Zeuge ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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verdient hab oder nicht«, unterbrach er sie. »Von der Presseabteilung will ich gar nicht reden. Nicht vor dieser Geschichte, heute nicht und in Zukunft auch nicht.«
    Barbara schwieg. Sie konnte das nicht in Abrede stellen, wussten sie doch beide, dass er die Wahrheit sagte. Schließlich antwortete sie: »Weißt du, Winnie, wir sind irgendwie in der gleichen Lage.«
    »Wie meinst du das? Weiblicher Cop, schwarzer Cop?«
    »Nicht deswegen. Es hat was mit Wahrnehmung zu tun. Hillier sieht keinen von uns wirklich. Tatsache ist, dass das für jeden in diesem Team gilt. Er nimmt keinen von uns wahr, sondern nur, inwieweit wir ihm nutzen oder schaden können.«
    Nkata dachte darüber nach. »Ich schätze, da hast du Recht.«
    »Also, nichts, was er tut oder sagt, spielt irgendeine Rolle, denn letztlich haben wir immer noch denselben Job zu erledigen. Die Frage ist: Sind wir dem gewachsen? Denn das hieße, wir müssen einfach ignorieren, wie sehr wir ihn verabscheuen, und einfach mit dem weitermachen, was wir am besten können.«
    »Ich bin dabei«, antwortete Nkata. »Aber, Barb, du hast trotzdem verdient ...«
    »Hey«, fiel sie ihm ins Wort, »genau wie du.«
    Sie gähnte ausgiebig und drückte die Schulter gegen die widerspenstige Tür des Mini. Sie hatte einen Parkplatz auf der Steeles Road gefunden, gleich um die Ecke von Eton Villas. Sie ging zu dem gelben Haus, stemmte sich gegen den kalten Wind, der am späten Nachmittag aufgekommen war, und folgte dem Weg zu ihrem Bungalow.
    Drinnen schaltete sie das Licht ein, legte ihre Schultertasche auf den Tisch und holte die ersehnte Dose HeinzBohnen aus dem Schrank. Den Inhalt schüttete sie in einen Topf. Unter anderen Umständen hätte sie die Bohnen kalt gegessen. Aber heute Abend, fand sie, hatte sie das Komplettprogramm verdient. Sie steckte Brot in den Toaster und holte sich ein Stella-Artois-Bier aus dem Kühlschrank. Normalerweise trank sie wochentags keinen Alkohol, aber sie hatte einen harten Tag gehabt.
    Während ihr Abendessen sich eigenständig zubereitete, machte sie sich auf die Suche nach der Fernbedienung, die sie wie üblich nicht finden konnte. Sie tastete die Falten des ungemachten Bettsofas ab, als jemand klopfte. Sie schaute über die Schulter und sah durch die offenen Lamellen am Fenster zwei schattenhafte Gestalten vor der Tür: die eine klein, die andere größer, beide schlank. Hadiyyah und ihr Vater kamen zu Besuch.
    Barbara gab ihre Suche nach der Fernbedienung auf und öffnete ihren Nachbarn die Tür. »Gerade rechtzeitig für Barbaras Spezialität des Hauses. Ich habe zwei Scheiben Toast, aber wenn ihr euch benehmt, können wir sie durch drei teilen.« Sie hielt die Tür weiter auf, um sie einzulassen, und vergewisserte sich mit einem Blick über die Schulter, dass sie ihre getragenen Schlüpfer irgendwann im Laufe der letzten achtundvierzig Stunden in den Wäschekorb geworfen hatte.
    Taymullah Azhar lächelte mit der für ihn typischen feierlichen Höflichkeit. »Wir können leider nicht bleiben, Barbara«, sagte er. »Wenn Sie vielleicht einen Moment Zeit für uns hätten? Es dauert nicht lange.«
    Er klang so ernst, dass Barbara argwöhnisch von ihm zu seiner Tochter schaute. Hadiyyah ließ den Kopf hängen und hatte die Hände auf dem Rücken verschränkt. Ein paar Strähnen hatten sich aus ihren Zöpfen gestohlen und lagen auf den Wangen, die gerötet waren. Sie sah aus, als hätte sie geweint.
    »Was ist los? Ist irgendwas ...?« Barbara war von vielen, höchst unterschiedlichen bösen Ahnungen erfüllt, von denen sie keine benennen wollte. »Was gibt es, Azhar?«
    Azhar sagte: »Hadiyyah?«
    Seine Tochter sah flehentlich zu ihm auf. Sein Ausdruck war unnachgiebig. »Wir sind aus einem bestimmten Grund gekommen. Du kennst ihn.«
    Hadiyyah schluckte so heftig, dass Barbara es hören konnte. Dann zog das kleine Mädchen die Hände hinter dem Rücken hervor und streckte sie Barbara entgegen. Sie hielten die Buddy-Holly-CD. »Dad sagt, ich muss sie dir zurückgeben, Barbara«, erklärte sie.
    Barbara nahm die CD. Dann schaute sie Azhar an. Sie sagte: »Aber ... Entschuldigung, aber ist es verboten oder so was?« Das war unwahrscheinlich. Sie hatte ein wenig über ihre Bräuche gelernt, und Geschenke zu machen zählte dazu.
    »Und?«, sagte Azhar zu seiner Tochter, ohne Barbaras Frage zu beantworten. »Du hast noch mehr zu sagen, rich ti g?«
    Hadiyyah senkte den Kopf wieder. Barbara sah ihre Lippen beben.
    Ihr Vater sagte: »Hadiyyah. Ich

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