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13 - Wo kein Zeuge ist

13 - Wo kein Zeuge ist

Titel: 13 - Wo kein Zeuge ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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folgte ein Schweigen. Barbara fürchtete, sie sei vielleicht zu aufdringlich gewesen. Aber schließlich antwortete Deborah, und ihre Stimme klang so sorgsam kontrolliert, dass Barbara wusste, sie weinte.
    »Simon ist bei ihm gewesen. Daze - das ist seine Mutter - ist auch da. Ein Spezialist soll heute eingeflogen werden, irgendjemand aus Frankreich, glaube ich, oder war's Italien - ich bin nicht sicher.«
    »Ein Spezialist? Wofür?«
    »Säuglingsneurologie oder so etwas. Daphne hat darauf bestanden. Sie sagte, wenn auch nur die geringste Chance bestünde, dass das Baby unversehrt ist ... Sie nimmt diese Sache furchtbar schwer. Und sie denkt, ein Spezialist für Säuglingsgehirne ...«
    »Aber, Deborah, wie soll ihm das helfen, mit dieser Sache fertig zu werden? Er braucht jemanden, der ihm dabei hilft, das durchzustehen.«
    Deborahs Stimme wurde noch leiser. »Ich weiß.« Sie lachte brüchig. »Das ist genau das, was Helen immer so gehasst hat, wissen Sie. Das Zusammenreißen und Weitermachen, das viele Leute so wichtig finden. Die Zähne zusammenbeißen und sich nichts anmerken lassen. Dass sich nur, um Gottes willen, niemand anhört wie ein Jammerlappen. Das hat sie verabscheut, Barbara. Ihr wär es lieber, er würde auf ein Dach klettern und es rausschreien. Das ist wenigstens echt, würde sie sagen.«
    Barbara spurte ihre Kehle eng werden. Sie konnte die Unterhaltung nicht fortführen. Also bat sie: »Wenn Sie ihn sehen, sagen Sie ihm ...« Was? Dass ich an ihn denke? Für ihn bete? Versuche, das hier zu Ende zu bringen, obwohl ich weiß, dass es für ihn gerade erst anfängt? Was genau hatte sie ihm zu sagen?
    Aber sie hätte sich nicht den Kopf zu zerbrechen brauchen.
    »Ich sag's ihm«, versprach Deborah.
    Auf dem Weg zum Auto sah Barbara Azhar, der sie durch die Glastür ernst beobachtete. Sie hob eine Hand, blieb aber nicht stehen, auch nicht, als Hadiyyahs bekümmertes kleines Gesicht neben ihm auftauchte und er einen Arm um ihre mageren Schultern legte. Dieser Ausdruck von Vater-Kind-Liebe war mehr, als sie im Moment aushalten konnte. Barbara blinzelte das Bild weg.
    Als Muwaffaq Masoud einige Stunden später im Revier am Shepherdess Walk ankam, erkannte Barbara ihn vor allem an seiner Verwirrung und Nervosität. Sie holte ihn am Empfang ab, stellte sich vor und dankte ihm, dass er den weiten Weg auf sich genommen hatte, um bei den Ermittlungen zu helfen. Er strich sich unbewusst über den Bart - sie sollte feststellen, dass er das oft tat -, und er polierte seine Brille, als sie den Raum betraten, von dem aus er die Reihe der Männer in Augenschein nehmen sollte.
    Er sah sie lange und eingehend an. Einer nach dem anderen drehte sich für ihn um. Er bat darum, drei von ihnen vortreten zu lassen - Robson war darunter -, und betrachtete diese noch etwas genauer. Schließlich schüttelte er den Kopf.
    »Der mittlere der Herrn sieht ihm ähnlich«, sagte er, und Barbara fühlte Freude aufsteigen, denn es war Robson, auf den er wies. Doch die Freude verflog, als er fortfuhr: »Aber es ist nur eine Ähnlichkeit, die sich auf die Form des Kopfes und die Figur bezieht, den untersetzten Körperbau. Der Mann, dem ich den Van verkauft habe, war älter, glaube ich. Er hatte eine Glatze. Keinen Bart.«
    »Versuchen Sie, sich diesen Kerl hier ohne den Bart vorzustellen«, bat Barbara. Sie fügte nicht hinzu, dass Robson sich sein schütteres Haar hätte rasieren können, ehe er nach Hayes hinausgefahren war, um den Lieferwagen zu erwerben.
    Masoud versuchte, ihrer Bitte nachzukommen. Doch sein Urteil blieb unverändert. Er konnte nicht mit Sicherheit behaupten, dass der Mann vor ihm derjenige war, dem er im Sommer seinen Wagen verkauft hatte. »Es tut mir furchtbar Leid, Constable. Ich bin aufrichtig bemüht, Ihnen zu helfen.«
    Sie brachte diese Neuigkeit zu Scotland Yard, hielt ihren Bericht an Stewart kurz und bündig. Ein Ja von Minshall, ein Nein von Masoud, sagte sie Stewart. Sie mussten unbedingt diesen verdammten Van finden.
    Stewart schüttelte den Kopf. Er war dabei, irgendeinen Bericht zu lesen - Rotstift in der Hand wie ein frustrierter Lehrer -, und warf ihn auf den Tisch, ehe er sagte: »Der ganze Ansatz führt zu nichts, wie sich herausgestellt hat.«
    »Warum nicht?«, fragte Barbara.
    »Robson sagt die Wahrheit.«
    Sie starrte ihn an. »Wie meinen Sie das?«
    »Ich meine Trittbrettfahrer, Constable. Tritt und Brett und Fahrer. Er hat den Jungen umgebracht und alles so arrangiert, dass es wie einer

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