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13 - Wo kein Zeuge ist

13 - Wo kein Zeuge ist

Titel: 13 - Wo kein Zeuge ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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können. Auch der Computerraum und das Klassenzimmer für die Einstufungskurse waren in tadellosem Zustand. Robs sorgfältige Handschrift war überall zu erkennen.
    Die Vernunft riet Ulrike, bis zum nächsten Nachmittag zu warten, um mit Robbie zu sprechen. Er würde wie immer gegen halb drei kommen, und dann konnte sie ihm danken und ein Band mit ihm knüpfen. Doch ihre Nervosität drängte sie, sofort zu handeln, darum schaute sie Robs Telefonnummer nach und rief ihn an. Wenn er nicht da war, konnte sein Vater ihm bestimmt etwas ausrichten, überlegte sie.
    Ulrike lauschte dem Klingeln des Telefons mindestens zwei Minuten, ehe sie auflegte und zu Plan B überging.
    Sie handelte aus dem Bauch heraus, das war ihr klar. Aber der Teil von ihr, der sagte, entspann dich, fahr nach Hause, nimm ein Bad, trink ein Glas Wein, du kannst all das morgen erledigen, wurde übertönt von dem Teil, der schrie, dass die Zeit verflog und die Machenschaften ihrer Feinde schon in vollem Gange waren. Sie hatte sich sowieso den ganzen Tag wie zugeschnürt gefühlt, und sie wusste, sie würde weder frei atmen noch schlafen oder essen können, ehe sie irgendetwas unternommen hatte.
    Außerdem war sie ein Macher-Typ, oder etwa nicht? Sie hatte nie herumgesessen und abgewartet, wie die Dinge sich entwickelten.
    In diesem Fall bedeutete das, sie musste sich Rob Kilfoyle schnappen und einen Verbündeten aus ihm machen. Und der einzige Weg, das zu tun, schien zu sein, aufs Rad zu steigen und ihn zu finden.
    Sie brauchte einen Stadtplan, um den ersten Teil in die Tat umzusetzen, denn sie hatte keine Ahnung, wo der Granville Square, an dem er wohnte, sich befand. Sie entdeckte ihn östlich der Kings Cross Road. Das war definitiv ein Pluspunkt. Sie brauchte nur zur Blackfriars Bridge zu fahren, den Fluss zu überqueren und nach Norden zu radeln. Das war simpel und sagte ihr, dass das Schicksal ihre Fahrt zum Granville Square gewollt hatte.
    Nachdem sie losgefahren war, erkannte sie, dass es später war, als sie angenommen hatte. Der Feierabendverkehr war längst ausgedünnt, sodass die Fahrt die Farringdon Street hinauf nicht so entnervend war, wie sie befürchtet hatte, nicht einmal in der Umgebung des Ludgate Circus.
    Sie brauchte nicht lange zum Granville Square, der an allen vier Seiten von georgianischen Häusern umgeben war, die sich in unterschiedlichen Stadien des Verfalls oder der Sanierung befanden, was für so viele Wohnviertel in London typisch war. In der Platzmitte lag das allgegenwärtige Stückchen Natur, in diesem Fall nicht umzäunt und unzugänglich für alle außer den zahlenden Anwohnern, sondern für jedermann offen, der spazieren, lesen, den Hund ausführen oder die Kinder auf dem kleinen Spielplatz an der einen Seite beobachten wollte. Rob Kilfoyles Zuhause lag diesem Spielplatz genau gegenüber. Das Haus war dunkel, aber Ulrike stellte dennoch ihr Rad am Geländer ab und ging die Stufen hinauf. Vielleicht war er ja im rückwärtigen Teil des Hauses, und jetzt, da sie einmal hier war, hatte Ulrike nicht die Absicht, wieder zu verschwinden, ehe sie nicht wenigstens versucht hatte, ihn herauszulocken.
    Sie klopfte, aber ohne Erfolg. Sie drückte auf die Türklingel. Sie versuchte, durch die Fenster zu spähen, musste sich aber schließlich eingestehen, dass diese Fahrt ins Niemandsland zwischen St. Pancras und Islington reine Zeitverschwendung gewesen war, wenn man von der sportlichen Betätigung einmal absah.
    »Er ist nicht zu Hause, unser Rob«, erklärte eine Frauenstimme in ihrem Rücken. »Das ist auch kein Wunder, armer Junge.«
    Ulrike wandte sich um. Die Frau stand auf dem Bürgersteig und beobachtete sie. Sie sah aus wie ein Fass und hatte eine keuchende englische Bulldogge ähnlicher Statur an einer Leine. Ulrike stieg die Stufen wieder herab und trat zu ihr.
    »Wissen Sie zufällig, wo er ist?« Sie sei Robs Chefin, erklärte sie.
    »Sind Sie die Frau von dem Sandwichladen?« Sie selbst stellte sich als Mrs. Sylvia Puccini vor. »Keine Verwandtschaft, übrigens, falls Sie sich für Musik interessieren. Ich wohne drei Häuser weiter. Ich kenne Rob, seit er in den Windeln lag.«
    »Ich bin Robbies andere Arbeitgeberin«, erklärte Ulrike. »Bei Colossus.«
    »Ich wusste gar nicht, dass er noch einen Job hat«, erwiderte Mrs. Puccini und sah sie scharf an. »Wo, sagten Sie?«
    »Colossus. Wir sind eine soziale Einrichtung für gefährdete Jugendliche. Streng genommen ist Robbie kein Angestellter. Er arbeitet

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