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13 - Wo kein Zeuge ist

13 - Wo kein Zeuge ist

Titel: 13 - Wo kein Zeuge ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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sein Glas. »Warum bist du gekommen?«, fragte er.
    Tja, warum? Plötzlich kam es ihr eher unwichtig vor. Sie suchte nach einem Thema, das gleichermaßen glaubwürdig und unverfänglich war. »Genau genommen, um dir zu danken«, sagte sie.
    »Wofür?«
    »Du tust so viel bei Colossus und bekommst nicht immer die adäquate Anerkennung dafür.«
    »Deswegen bist du hergekommen?« Robbie klang ungläubig, wie es jeder vernünftige Mensch gewesen wäre.
    Ulrike wusste, dass sie sich auf dünnem Eis bewegte, also beschloss sie, die Wahrheit sei vermutlich der beste Weg. »Nicht nur, um ehrlich zu sein. Ich werde ... na ja ... unter die Lupe genommen, Rob. Also will ich herausfinden, wer meine Freunde sind. Du hast es doch sicher gehört.«
    »Was? Wer deine Freunde sind?«
    »Dass eine Untersuchung läuft.«
    »Ich weiß, dass die Bullen da waren.«
    »Diese Untersuchung meine ich nicht.«
    »Was dann?«
    »Der Stiftungsvorstand untersucht meine Leistungen als Leiterin von Colossus. Du musst doch wissen, dass sie heute da waren.«
    »Warum?«
    »Warum was?«
    »Warum muss ich das wissen? Ich bin doch der Fußabtreter dort. Der Unwichtigste, der zuletzt informiert wird.«
    Er sagte es leichthin, aber sie merkte, er war ... was? Frustriert? Verbittert? Wütend? Warum hatte sie das nicht früher erkannt? Und was sollte sie jetzt dagegen tun, außer sich zu entschuldigen und vage Versprechen abzugeben, dass die Dinge bei Colossus sich ändern würden, und sich zu verabschieden?
    »Ich werde versuchen, das zu ändern, Rob«, sagte sie.
    »Wenn ich in der kommenden Auseinandersetzung deine Partei ergreife.«
    »Ich habe nicht gesagt ...«
    »Ist schon in Ordnung.« Er schob sein Glas von sich und schüttelte den Kopf, als der Barmann ihm ein weiteres Bier anbot. Er zahlte seine Rechnung und ihre, dann sagte er:
    »Mir ist klar, dass es ein Spiel ist. Ich kriege die politischen Winkelzüge schon mit. Ich bin nicht blöd.«
    »Das wollte ich auch nicht unterstellen.«
    »Ich bin nicht eingeschnappt. Du tust nur, was du tun musst.« Er glitt von seinem Hocker. »Wie bist du hergekommen?«, fragte er. »Doch nicht etwa mit dem Fahrrad?«
    Allerdings, erklärte sie. Sie leerte ihr Glas und sagte: »Also mache ich mich besser auf den Heimweg.«
    »Es ist spät«, wandte er ein. »Ich bringe dich nach Hause.«
    »Bringen? Ich dachte, du fährst auch immer mit dem Rad.«
    »Zur Arbeit«, erklärte er. »Ansonsten nicht. Ich hab Dads Van geerbt, als er im Sommer gestorben ist. Das arme Schwein. Er hat sich einen Campingwagen für den Ruhestand gekauft, und eine Woche später ist er tot umgefallen. Hat ihn kein einziges Mal benutzen können. Komm. Wir können dein Rad hinten reinstellen. Das hab ich schon mal gemacht.«
    »Danke, aber das ist wirklich nicht nötig. Ich will dir keine Umstände machen und ...«
    »Sei nicht albern. Das sind doch keine Umstände.« Er nahm ihren Arm. »Nacht, Dan«, sagte er zu dem Barkeeper und ging mit Ulrike nicht zu der Tür, durch die sie gekommen war, sondern zu einem Flur. Dieser führte zu den Toiletten und weiter zur Küche, die er betrat. Nur ein einziger Koch war noch da, der grüßend nickte und sagte: »Rob«, während sie an ihm vorbeigingen. Ulrike sah, dass es hier eine weitere Tür gab, einen Notausgang für das Küchenpersonal, falls ein Feuer ausbrach. Durch diese Tür gelangten sie auf einen kleinen Parkplatz hinter dem Hotel, der in einer Schlucht zwischen dem Gebäude selbst und dem Steilhang lag, der zum Granville Square hinaufführte. In einer entlegenen dunklen Ecke des Parkplatzes stand der Van. Er wirkte alt und harmlos, Rostflecken nagten an dem verblichenen weißen Schriftzug auf der Seite.
    »Mein Fahrrad ...«, begann Ulrike.
    »Steht es oben am Platz? Das machen wir schon. Steig ein. Wir fahren vorbei und holen es.«
    Sie sah sich auf dem Parkplatz um. Er war schlecht beleuchtet und verlassen. Sie schaute zu Robbie. Er lächelte ihr zu. Sie dachte an Colossus, daran, wie hart sie gearbeitet hatte und was alles ruiniert werden würde, wenn sie gezwungen wurde, die Leitung an jemand anderen abzugeben. Jemanden wie Neil. Jemanden wie Griff. Oder sonst irgendwen.
    Es gab Situationen, da musste man einfach vertrauen, entschied sie, und diese gehörte dazu.
    Am Van angekommen, öffnete Robbie ihr die Tür. Sie stieg ein. Er schloss die Tür. Sie tastete nach dem Gurt, konnte ihn aber hinter ihrer Schulter nirgendwo finden. Als Robbie ebenfalls eingestiegen war und sah, dass sie

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