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13 - Wo kein Zeuge ist

13 - Wo kein Zeuge ist

Titel: 13 - Wo kein Zeuge ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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stoppen. Auf der Treppe erscholl ein Poltern, und eine große, bunt gemischte Schar Jugendlicher kam herunter. Fu sah, dass der Erwählte unter ihnen war, und er schlängelte sich den Gang entlang zur Tür. Er stieg direkt hinter seiner Beute aus und nahm den Geruch des Jungen wahr, als er hinter ihm auf der Türstufe stand. Es war der widerliche Geruch der frühen Pubertät, rastlos und geil.
    Draußen auf der Straße blieb Fu zurück, bis der Junge gute zwanzig Meter Vorsprung hatte. Der Bürgersteig war hier nicht so überfüllt wie anderswo, und Fu sah sich um, um herauszufinden, wo genau er sich befand.
    In dieser Gegend herrschte ein ethnisches Gemisch: schwarz, weiß, asiatisch und orientalisch. Man hörte ein Dutzend verschiedener Sprachen, und auch wenn keine der Gruppen deplatziert wirkte, taten die Individuen es umso mehr.
    Das lag an der Angst der Menschen, das wusste Fu. Misstrauen. Vorsicht. Erwarte das Unerwartete aus jeder Richtung. Sei bereit, zu fliehen oder zu kämpfen. Oder unbemerkt zu bleiben, wenn es möglich ist.
    Der Erwählte hielt sich an das letztgenannte Prinzip. Er ging mit gesenktem Kopf und schien niemanden wahrzunehmen, dem er begegnete. Fu dachte, dass dies seinen Absichten nur förderlich sein konnte.
    Als der Junge sein Ziel erreichte, musste Fu jedoch feststellen, dass es entgegen seiner Erwartungen nicht das Zuhause war. Stattdessen ging der Junge von der Bushaltestelle eine Einkaufsstraße mit Geschäften, Videotheken und Buchmachern entlang, bis er ein kleines Ladenlokal erreichte, dessen Fenster mit Seifenlauge undurchsichtig gemacht worden waren. Dort trat er ein.
    Fu überquerte die Straße, um im Schatten des Eingangs zu einem Fahrradgeschäft seinen Beobachtungsposten zu beziehen. Der Laden, den der Junge betreten hatte, war hell erleuchtet, und trotz der Kälte stand die Tür weit offen. Bunt gekleidete Männer und Frauen standen plaudernd beisammen, während Kinder dazwischen umhertollten. Der Junge selbst sprach mit einem hochgewachsenen Mann in einem farbenfrohen, hüftlangen Hemd ohne Kragen. Seine Haut hatte die Farbe von Milchkaffee, und er trug eine geschnitzte Holzkette um den Hals. Irgendeine Art Bindung schien zwischen dieser Gestalt und dem Jungen zu bestehen, aber es war weniger als die zwischen Vater und Sohn. Denn es gab keinen Vater. Fu wusste das. Also dieser Mann ... Dieser Mann war wohl ... Vielleicht hatte er doch nicht so klug gewählt, dachte Fu.
    Doch bald wurde er beruhigt. Die Menschen setzten sich und begannen zu singen. Es klang unsicher. Begleitmusik von einer Stereoanlage unterstützte ihre Bemühungen. Trommeln standen im Vordergrund - es klang afrikanisch. Ihr Chorleiter - der Mann, mit dem der Junge gesprochen hatte - unterbrach sie wiederholt und ließ sie von vorn beginnen. Der Junge schlüpfte unterdessen hinaus. Er kam zurück auf die Straße, zog den Reißverschluss seiner Jacke hoch und verschmolz mit den Schatten der Ladenstraße. Fu folgte ihm unbemerkt.
    Der Junge vor ihm bog um eine Ecke und ging eine Straße hinab. Fu beschleunigte seine Schritte und kam gerade rechtzeitig, um ihn in einem fensterlosen Ziegelbau gleich neben einem heruntergekommenen Imbiss verschwinden zu sehen. Fu hielt inne, um die Lage einzuschätzen. Er wollte nicht riskieren, gesehen zu werden, aber er musste wissen, ob der Junge die rechte Wahl war.
    Er schlich auf die Tür zu, fand sie unverschlossen und drückte sie behutsam auf. Ein dunkler Korridor führte zur Tür eines großen, hell erleuchteten Raums. Von dort hörte man dumpfe Schläge, Grunzlaute und ein gelegentliches gutturales: »Jab, verdammt noch mal« und »kurze Rechte, verflucht«.
    Fu trat ein und roch den Staub und den Schweiß, das Leder und den Schimmel, ungewaschene Männerkleidung. An den Wänden im Korridor hingen Poster, und auf halbem Weg zu dem hellen Raum stand eine Trophäenvitrine. Vorsichtig glitt Fu die Wand entlang. Er hatte die Tür fast erreicht, als eine Stimme aus dem Nirgendwo fragte: »Suchst du was, Mann?«
    Es war eine schwarze Männerstimme, nicht übermäßig freundlich. Fu gestattete sich zu schrumpfen, ehe er sich umwandte, um zu sehen, wem die Stimme gehörte. Ein fleischgewordener Kühlschrank stand auf der untersten Stufe einer unbeleuchteten Treppe, die Fu übersehen hatte. Er trug eine dicke Winterjacke und schlug ein Paar Fäustlinge in seine Handfläche. Er wiederholte seine Frage: »Was suchst du hier, Mann? Das hier ist Privatbesitz.«
    Fu musste ihn

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