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13 - Wo kein Zeuge ist

13 - Wo kein Zeuge ist

Titel: 13 - Wo kein Zeuge ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Drang in sich aufsteigen. Seine Fingerspitzen kribbelten, und alle Muskeln in seinem Körper spannten sich an, bereit zum Schlag. Aber nein, der Zeitpunkt war nicht richtig. Doch wenn der Tag kam, würde es eine große Freude sein, die fetten, weichen Hände, die nie harte Arbeit gekannt hatten, auf die Pfanne zu drücken, die glühende Oberfläche. Sein Gesicht würde über der Made schweben, und dieses Mal würden es seine Lippen sein, die die Flüche aussprachen ...
    Sie würde betteln wie all die anderen. Aber Fu ließe sich nicht erweichen. Er würde sie bis an den Abgrund treiben, genau wie die anderen. Und genau wie die anderen, würde er sie hinabstoßen.
    Sieh meine Macht. Wisse meinen Namen.
    Detective Constable Barbara Havers machte sich auf den Weg zur Borough-Polizeistation und fand sie auf der High Street, die in diesem Teil der Stadt und zu dieser frühen Stunde wie die enge Tülle eines Trichters wirkte, durch die Massen von Pendlern gespült wurden. Der Geräuschpegel war enorm, und die kalte Luft schwer von Dieselabgasen.
    Diese taten ihr Bestes, die bereits geschwärzten Gebäude noch weiter zu verrußen, die ein wenig zurückgesetzt am mit Abfall übersäten Bürgersteig aufragten. Es war die Art von Gegend, wo man von leeren Bierdosen bis zu gebrauchten Kondomen alles auf den Gehwegen fand.
    Allmählich spürte Barbara den Stress. Sie hatte noch nie in einer Mordserie ermittelt, und auch wenn sie immer diese Dringlichkeit empfunden hatte, einen Mörder zu finden und festzunehmen, hatte sie doch nie zuvor erfahren, was sie jetzt durchlebte: das Gefühl, für diesen neuen Todesfall persönlich verantwortlich zu sein. Fünf Jungen waren es jetzt, und niemand war bisher zur Rechenschaft gezogen worden. Bei allen Unwägbarkeiten - sie arbeiteten nicht schnell genug.
    Sie fand es schwierig, sich auf Kimmo Thorne, Opfer Nummer vier, zu konzentrieren. Jetzt, da Nummer fünf tot war und Nummer sechs irgendwo da draußen ahnungslos seinem Alltag nachging, hatte sie die größte Mühe, Ruhe zu bewahren, als sie die Wache an der Borough High Street betrat und ihren Dienstausweis vorzeigte.
    Sie brauche den Kollegen, der einen Jugendlichen namens Kimmo Thorne auf dem Bermondsey Market festgenommen hatte, erklärte sie dem Wachhabenden. Es sei dringend. Sie schaute zu, während er drei Telefonate führte. Er sprach leise, hielt den Blick unverwandt auf sie gerichtet und versuchte zweifellos, sie als Abgesandte von New Scotland Yard einzuschätzen. Sie wusste, ihre äußere Erscheinung wurde der Rolle nicht gerecht - zerzaust und schlecht angezogen, verströmte sie den Glamour einer Mülltonne auf Rädern -, und heute Morgen sah sie obendrein besonders ungepflegt aus. Man konnte nicht vor vier Uhr morgens aufstehen, sich mehrere Stunden im Dreck von Südlondon herumtreiben und immer noch schwanengleich daherkommen, als stehe für den Nachmittag ein Laufstegauftritt im Terminkalender. Sie hatte geglaubt, ihre hohen roten Turnschuhe würden ihrem Outfit eine fröhliche Note verleihen, doch ausgerechnet diese schienen dem wachhabenden Constable die größten Sorgen zu bereiten, jedenfalls nach den missbilligenden Blicken zu urteilen, die er fortwährend in ihre Richtung warf.
    Sie schlenderte zum schwarzen Brett hinüber und informierte sich über die lokalen Aktivitäten und Nachbarschaftswachen. Sie erwog, zwei traurig dreinschauende Hunde zu adoptieren, deren Fotos dort hingen, und sie merkte sich die Telefonnummer von jemandem, der ihr versprach, das Geheimnis zu lüften, wie man auf der Stelle abnehmen und doch weiterhin essen konnte, was man wollte. Dann widmete sie sich der Lektüre des Aufrufs »Ergreifen Sie die Offensive, wenn Sie nachts allein unterwegs sind«, und sie hatte ihn zur Hälfte gelesen, als eine Tür geöffnet wurde und eine Männerstimme sagte: »Constable Havers? Ich glaube, Sie wollten mich sprechen.«
    Sie wandte sich um und entdeckte einen Sikh in den mittleren Jahren, sein Turban blendend weiß, der Blick der schwarzen Augen seelenvoll. Sein Name sei Gill, Detective Sergeant, stellte er sich vor und fragte, ob sie ihn zur Kantine begleiten wolle. Er war gerade in der Frühstückspause, und wenn sie keine Einwände habe, dass er seine Zwischenmahlzeit fortsetzte ... Pilze auf Toast mit gebackenen Bohnen. Er sei englischer geworden als die Engländer, meinte er.
    Sie nahm einen Kaffee und ein Schokoladencroissant aus der Selbstbedienungstheke, ignorierte das nahrhaftere Angebot. Warum

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