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13 - Wo kein Zeuge ist

13 - Wo kein Zeuge ist

Titel: 13 - Wo kein Zeuge ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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wartete, dass das Telefon zu klingeln begann, schaute sie nicht auf.
    »Heute Morgen ist eine weitere Leiche gefunden worden, Ms. Ellis«, sagte Lynley.
    »Dann stell ich auf Lautsprecher um«, antwortete sie. »Gebe Gott, dass das nichts mit uns zu tun hat.« Sie erklärte, dass der Anrufer der Pflegevater eines ihrer Schützlinge sei. Der Junge heiße Sean Lavery, und er war schwarz. Sie schaute zu Lynley, und die Frage hing unausgesprochen zwischen ihnen. Er nickte lediglich, bestätigte ihre unausgesprochenen Befürchtungen bezüglich des Leichnams, der an diesem Morgen im Shand-Street-Tunnel entdeckt worden war.
    Als das Telefon klingelte, drückte Ulrike auf die Lautsprechertaste. Reverend Savidges Stimme klang tief und sorgenvoll. Wo war Sean?, wollte er wissen. Warum war der Junge am gestrigen Abend nicht von Colossus nach Hause gekommen?
    Ulrike sagte ihm das Wenige, das sie wusste. Soweit sie feststellen konnte, war Reverend Savidges Pflegesohn Sean Lavery am vorherigen Tag wie üblich bei Colossus gewesen und mit dem gleichen Bus wie immer nach Hause gefahren. Sie hatte nichts Gegenteiliges von seinem Computerlehrer gehört, und der Lehrer hatte ihn nicht als abwesend gemeldet, was er mit Sicherheit getan hätte, denn Sean war von einem Sozialarbeiter an sie vermittelt worden, und in diesen Fällen hielt Colossus immer Kontakt.
    Wo, zum Teufel, steckte er dann?, wollte Reverend Savidge wissen. Überall in London verschwanden Jungen. War Ulrike Ellis sich dessen bewusst? Oder spielte es keine Rolle für sie, wenn der fragliche Junge schwarz war?
    Ulrike versprach ihm, dass sie bei erster Gelegenheit mit Seans Computerlehrer sprechen werde, aber bis dahin ... Hatte Reverend Savidge schon herumtelefoniert, um festzustellen, ob Sean vielleicht mit zu einem Freund nach Hause gegangen war? Oder zu seinem Vater? Oder seine Mutter besucht hatte? Sie saß immer noch in Holloway ein, oder nicht? Das war für einen Jungen in Seans Alter keine besonders komplizierte Fahrt. Manchmal zogen Jungen einfach auf eigene Faust los, sagte sie zu Savidge.
    »Nicht dieser Junge, Madam«, erwiderte er und hängte ein.
    Ulrike sagte: »O mein Gott«, und Lynley wusste, es war ein Gebet.
    Er sprach selbst eines. Reverend Savidges nächster Anruf, schätzte er, würde bei der lokalen Polizeiwache eingehen.
    Nur einer der beiden Polizeibeamten verließ das Gebäude nach dem Anruf von Reverend Savidge. Die unansehnliche Frau mit den angestoßenen Schneidezähnen und den albernen roten Schuhen blieb zurück. Der Mann, Detective Superintendent Lynley, wollte nach South Hampstead, um mit Sean Laverys Pflegevater zu sprechen. Seine Mitarbeiterin, Detective Constable Barbara Havers, würde so lange hier herumlungern, bis sie Gelegenheit bekam, mit Griffin Strong zu sprechen. Ulrike Ellis begriff all dies innerhalb von Sekunden, als die Polizisten zum Ende ihrer Befragung kamen: Lynley erkundigte sich nach Bram Savidges Adresse, und Havers fragte, ob sie sich ein wenig auf dem Gelände umschauen und hier und da ein paar Worte mit den Anwesenden wechseln könne.
    Ulrike wusste, dass sie kaum ablehnen konnte. Die Dinge standen schon schlimm genug, ohne dass sie sich unkooperativ zeigte. Also gab sie Constable Havers ihre Einwilligung. Denn ganz gleich, was sich außerhalb dieser Mauern ereignet hatte, Colossus und das, wofür Colossus stand, waren wichtiger als das Leben eines Jugendlichen oder eines ganzen Dutzends Jugendlicher.
    Doch noch während sie sich damit beruhigte, dass Colossus diesen Rückschlag unbeschadet überstehen würde, sorgte sie sich um Griff. Denn er hätte mindestens seit zwei Stunden hier sein müssen, ganz gleich, was sie den Polizisten über seine angebliche Auslieferung von T-Shirts und Sweatshirts erzählt hatte. Die Tatsache, dass er nicht aufgetaucht war ...
    Ihr blieb nichts zu tun übrig, als ihn auf dem Handy anzurufen und vorzuwarnen, was ihn bei seiner Ankunft erwartete. Sie hatte jedoch nicht die Absicht, allzu offen zu sprechen, denn sie traute der Abhörsicherheit von Handys nicht. Stattdessen wollte sie ihn bitten, sie im Charlie Chaplin Pub zu treffen. Oder in der Einkaufspassage an der Ecke. Oder an einem der Marktstände gleich vor der Tür. Oder in Gottes Namen auch im Tunnel, der zur U-Bahn-Station führte, denn was spielte es für eine Rolle, da doch nur zählte, dass sie sich trafen, damit sie ihn warnen konnte ... Wovor?, fragte sie sich. Und warum?
    Sie hatte Schmerzen in der Brust. Schon seit

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