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13 - Wo kein Zeuge ist

13 - Wo kein Zeuge ist

Titel: 13 - Wo kein Zeuge ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Händedruck. Dieser Kerl hier hatte ohnehin eine rosa Hauttönung wie so viele Engländer, und auch das teigige Gesicht, die schmale Nase und das knubblige Kinn, die ihn als Briten ausweisen würden, egal, wohin er kam.
    Barbara stellte fest, wie verzweifelt sie sich wünschte, hinter der normalen Fassade dieses Mannes einen Serienmörder zu enttarnen. Aber die Wahrheit war, dass sie bisher jeden, den sie hier getroffen hatte, in derselben Weise hatte enttarnen wollen, und wenn Griffin Strong hier endlich seine Nase zeigte, würde auch er ihr zweifelsohne wie der typische Serienmörder vorkommen. Sie mussten sich in diesem Stadium der Ermittlung bemühen, langsam und in einfachen Schritten vorzugehen, rief sie sich in Erinnerung. Setz die Details zusammen, sagte sie sich, quetsch sie nicht in eine bestimmte Position, nur weil du sie dort haben willst.
    »Also wie kommen sie über die Runden?«, fragte Barbara. »Wie bezahlen sie das Dach über dem Kopf?«
    »Wer?«
    »Sie sagten, die Gehälter hier seien niedrig.«
    »Ach das. Die meisten haben einen Zweitjob.«
    »Zum Beispiel?«
    Er überlegte. »Ich weiß es nicht bei allen. Aber Jack kellnert am Wochenende in einem Pub, und Griff und seine Frau haben einen T-Shirt-Druckbetrieb. Tatsache ist, ich glaube, nur Ulrike verdient genug, um nicht abends oder am Wochenende noch nebenher arbeiten zu müssen. Bei allen anderen ist es der einzige Weg, das hier zu tun und trotzdem was zu beißen zu haben.« Er schaute an Barbara vorbei zur Tür und sagte: »Hey, Kumpel, ich wollte dich gerade auf die Vermisstenliste setzen.«
    Barbara wandte sich um und sah den Jungen, der zuvor mit Kilfoyle im Empfangsraum Karten gespielt hatte. Er lehnte im Türrahmen, der Schritt seiner Jeans hing in den Kniekehlen, und oben schaute der breite Bund der Boxershorts heraus. Schlurfend kam er in den Geräteraum, wo Kilfoyle ihn anwies, ein Knäuel aus Kletterseilen zu entwirren. Der Junge begann, sie aus einem Plastikfass zu ziehen und säuberlich über dem Arm aufzurollen.
    »Kennen Sie zufällig Sean Lavery?«, fragte Barbara Kilfoyle.
    Er dachte nach. »Ist er schon eingestuft?«
    »Er macht einen Computerkurs bei Neil Greenham.«
    »Dann kenne ich ihn wahrscheinlich. Zumindest vom Sehen. Hier hinten« - er deutete mit dem Kinn auf den Geräteraum -, »sehe ich die Jungs nur, wenn sportliche Aktivitäten geplant sind und sie sich hier ihre Geräte holen kommen. Ansonsten sind sie nur Gesichter für mich. Ich erfahre nie all ihre Namen oder kann mir sie auch nicht immer merken, wenn sie die Einstufungsphase hinter sich haben.«
    »Weil nur die Jugendlichen in der Einstufung dieses Zeug hier brauchen?«, fragte Barbara und wies auf die Sportgeräte.
    »Im Allgemeinen, ja«, antwortete er.
    »Neil Greenham hat mir erzählt, es gebe hier einen Graben zwischen den Einstufungsleuten und allen anderen, wobei Ulrike auf der Seite der Einstufungsleiter steht. Er deutete an, dass das ein Reibungspunkt sei.«
    »Das ist typisch Neil«, erwiderte Kilfoyle. Er warf seinem Gehilfen einen raschen Blick zu und senkte dann die Stimme. »Er kann es nicht leiden, wenn er nichts zu sagen hat. Er ist schnell beleidigt, und er ist scharf darauf, mehr Verantwortung zu bekommen und ...«
    »Warum?«
    »Was?«
    »Warum ist er scharf darauf, mehr Verantwortung zu bekommen?«
    Kilfoyle ging von den Gummistiefeln zu den restlichen Schwimmwesten, die von der Gruppe, die auf die Themse hinausfuhr, zurückgelassen worden waren. »Das wollen die meisten Menschen in ihren Jobs, oder? Es geht um Macht.«
    »Neil ist machthungrig?«
    »Ich kenne ihn nicht gut, aber ich habe das Gefühl, er wünscht sich ein größeres Mitspracherecht bei der Frage, wie die Dinge hier laufen sollten.«
    »Und was ist mit Ihnen? Sie selbst müssen doch auch ehrgeizigere Pläne haben, als hier im Geräteraum ehrenamtlich zu arbeiten.«
    »Sie meinen hier bei Colossus?« Er dachte einen Moment darüber nach und zuckte dann die Schultern. »Okay, ich spiel mit. Ich hätte nichts dagegen, als Streetworker fest angestellt zu werden, wenn die Colossus-Niederlassung nördlich des Flusses eröffnet wird. Aber Griff Strong hat es auch auf den Job abgesehen. Und wenn Griff ihn will, kriegt er ihn auch.«
    »Warum?«
    Kilfoyle zögerte, wog versonnen eine Schwimmweste in jeder Hand, während er sorgfältig seine Worte wählte. Schließlich antwortete er: »Sagen wir einfach, Neil hatte in einem Punkt Recht: Jeder kennt jeden bei Colossus. Aber Ulrike

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