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130 - Das Mädchen mit den Monsteraugen

130 - Das Mädchen mit den Monsteraugen

Titel: 130 - Das Mädchen mit den Monsteraugen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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sich.
    »Mam, Sie darf noch nichts wissen !« stieß er hervor. »Es wäre ihr Tod !«
    Er wandte den Kopf und schien einen Moment unschlüssig.
    Dies nutzte Vivian Mail zu ihren Gunsten aus.
    Edgar Mail hielt noch das kleine braune Lederetui mit den Wagenschlüsseln in der Hand.
    Blitzschnell griff Vivian zu, entriß ihrem Mann das Etui und versetzte ihm mit der anderen Hand einen heftigen Stoß gegen die Brust.
    Der Angriff traf ihn völlig unerwartet.
    Der Mann taumelte zurück, während Vivian Mail mit schnellen Schritten an der Tür war, geistesgegenwärtig noch den innen steckenden Schlüssel herausriß und dann die Tür ins Schloß zog.
    Die Frau war eiskalt genug, die Tür von außen noch zu verschließen.
    Das alles war das Werk weniger Sekunden.
    Vivian Mail hatte das Überraschungsmoment ganz auf ihrer Seite und nutzte es.
    Mitten im hellerleuchteten Flur stand eine alte Frau mit strähnigem Grauhaar und einem hellblauen Baumwollhemd, das bis zu den Knöcheln reichte.
    Aus großen Augen starrte die leicht gebückt Stehende auf die junge Frau des Hauses und begriff das alles nicht.
    Dann trommelte Edgar Mail mit beiden Fäusten gegen die Innenseite der Tür zum Schlafzimmer der Toten und riß an der Klinke.
    »Aufmachen! Vivian! Was soll der Unsinn? !«
    »Warum tust du das ?« fragte die alte Mrs. Mail matt. »Warum schließt du Edgar ein? Was geht hier eigentlich vor ?«
    »Er wird es dir erklären, Mam .« Ohne ein weiteres Wort eilte Vivian Mail die Treppe hinunter.
    Hinter ihr trommelte der Überrumpelte kraftvoll und lautstark weiter gegen die Tür, und seine Mutter ließ ihn wissen, daß sie ihm nicht öffnen könne.
    »Vivian hat den Zimmerschlüssel mitgenommen .«
    Die Davonstürzende hielt sich keine Sekunde unnötig auf. Sie eilte mit Zimmer- und Wagenschlüssel in der Hand zur Haustür. Oben im Haus war schon ein splitterndes Krachen zu hören.
    Edgar Mail versuchte die Tür wohl mit Gewalt einzurennen.
    Vivian Mail wußte, daß ihm das beim zweiten oder dritten Anlauf auch gelingen würde. Die Türen im Haus waren nicht besonders massiv.
    Die Frau rannte aus dem Haus in die Nacht zur Garage.
    Hier verlor sie noch mal wertvolle Zeit, weil sie die Tür aufschließen und hochdrücken mußte.
    Edgars Wagen stand hinter dem Ihren.
    In fliegender Hast öffnete Vivian Mail die Tür zur Fahrerseite, warf sich ans Steuer und betätigte die Zündung.
    Der Motor war noch warm und sprang sofort an, Rückwärtsgang rein und Gasgeben waren eines.
    Der dunkelrote Mercury, ein schwerer amerikanischer Straßenkreuzer, für den Edgar eine besondere Schwäche hatte, machte einen Satz nach hinten. Sand und Steine spritzten davon, als die Räder über den Kiesweg der Zufahrt radierten. Wie wütende Hornissen flogen taubeneigroße Steine gegen die Hauswand.
    Die Tür dort wurde aufgerissen, und Edgar Mail stürzte ins Freie.
    Da schoß der Mercury auch schon auf das niedrige Gattertor zu und durchbrach es mit ohrenbetäubendem Krach.
    Vivian Mail saß wie versteinert hinter dem Lenkrad und hielt es fest umklammert, daß ihre Knöchel weiß hervortraten.
    Die Frau war zu einem klaren Gedanken nicht mehr fähig. Sie ließ sich nur noch von ihren Gefühlen beherrschen.
    Weg hier! Sie wollte weder von der Polizei vernommen, noch in ein Nervensanatorium eingeliefert werden.
    Sie machte sich keine Gedanken darüber, was später wurde. Sie trug nur ihr Nachtgewand auf dem Leib und hatte kein Geld dabei... All dies war im Moment unwichtig.
    Flucht, fieberte ihr Hirn ... So weit weg wie möglich!
    Sie fuhr auf die staubige Landstraße und hielt sich links, in den ersten Minuten mit abgeblendeten Scheinwerfern. Sie wußte, daß Edgar einige Zeit brauchte, um aus ihrem Schreibtisch ihre Wagenschlüssel zu holen und sie mit dem Kleinwagen zu verfolgen. Es war ein VW, der ihr zur Verfügung stand.
    Unmittelbar nach der Flucht sah es so aus, als wollte sie von Whisinggale nach Louth fahren. Diesen Eindruck sollte auch Edgar haben. In Louth, knapp sechzig Meilen weiter östlich liegend, hatten sie viele Freunde und Bekannte.
    Edgar Mail sollte denken, daß sie dort irgendwo Unterschlupf suchte. Aber da sollte er sich gehörig in den Finger geschnitten haben.
    Von der Straße aus führte die eine oder andere Piste weiter ins Hinterland.
    Vivian Mail wartete erst gar nicht ab, bis sie eine solche Piste erreichte. Nach einer Meile schaltete sie gefühlsmäßig die Scheinwerfer aus. Damit erloschen auch die roten Rücklichter, an

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