130 - Das Mädchen mit den Monsteraugen
Flugpapiere in die Hand und wies noch darauf hin, daß die Maschine vollgetankt, durchgecheckt und zum Start angemeldet wäre.
Die beiden Freunde bedankten sich, Iwan Kunaritschew bot aus seinem kostbaren alten Silberetui dem Techniker und Harper, der sie begleitet hatte, großzügig seine Selbstgedrehten an. Die beiden Männer griffen erfreut zu und fragten, ob sie auch eine zweite nehmen dürften? Wann schließlich hatten sie schon Gelegenheit, »echte« russische Zigaretten zu ergattern?
Aus Erfahrung mit den »bitterbösen« selbstgedrehten seines Freundes wußte Larry Brent nur zu gut, daß die Freude der beiden Australier wohl nicht lange anhielt. Er selbst hatte es eilig, in die Maschine zu klettern.
»Warten Sie mit dem Rauchen, bis wir abheben«, sagte er freundlich, während er am Steuerknüppel Position bezog. Nachdem Iwan Kunaritschew durch seine scherzhafte Bemerkung bereits zu erkennen gegeben hatte, daß er Sydney schon gut kannte, wollte Larry vor dem Abflug nach Louth noch eine Runde über der Stadt drehen. »Die Dinger haben eine ziemlich starke Rauchentwicklung. Schade, wenn Sie uns damit die Sicht vernebeln ...«
Harper und der Techniker lachten, winkten und lachten auch noch, als die Cessna zur Startbahn rollte und sich wenige Augenblicke später in die wolkenlose Luft erhob. Das Kleinflugzeug gewann schnell an Höhe.
Fünf Minuten danach, als Larry Brent in nur zweihundert Metern Höhe über der Stadt kreiste und aus der Höhe die interessantesten Bauwerke »besichtigte«, erlebten der Techniker im Hangar und Mister Harper in seinem Büro einen Hustenanfall, wie nie zuvor im Leben.
Der intensive Rauch der russischen Zigaretten, die mit pechschwarzem Machorka gerollt waren, killte nicht nur sämtliche Mücken und Fliegen im Umkreis von drei Metern, sondern hatte auch abführende Wirkung. Bei dieser Gelegenheit ließ Harper die ergatterte zweite »echte Russische« gleich in der Wasserspülung mit verschwinden ...
*
Larry Brent alias X-RAY-3 kreiste über dem berühmten Sydney Opera House, das in der Jackson Bay lag und aussah wie eine schimmernde, überdimensionale Muschel, und flog dann den Küstenabschnitt entlang, an dem die Stadt sich ausdehnte.
Danach zog er die Maschine über das Häusermeer hinweg. Sie flogen über neuerbaute Stadtviertel, in denen Hochhäuser dominierten, und kamen über kilometerweit sich streckendes Industriegebiet und anschließende Wohnviertel mit älteren, zum Teil aus der Jahrhundertwende stammenden Gebäuden, Baukräne und aufgerissene Straßen waren zu sehen. Einige Häuser waren im Umbau begriffen.
Die Eintönigkeit der Straßen und des Häusermeeres wurde unterbrochen durch riesige Grünflächen und Sportplätze.
Dann folgten weiträumig angelegte Wohnviertel und die Luxusvillen der Reichen. Nach allen Seiten hin, wie eine Spinne ihr Netz ausweitet, dehnte die Stadt sich aus und verleibte sich die Vororte ein.
Kaum sichtbar waren noch Übergänge.
Im Süden wuchs Sydney bis nach Wollongong, danach wurden die Abstände in der Besiedelung größer.
Larry Brent folgte in der Luft kurze Zeit dem Verlauf der Hauptlandstraßen, ehe er die Richtung änderte und tiefer nach Neusüdwales, dessen Hauptstadt Sydney war, hineinflog.
Gut sechs Flugstunden lagen vor ihnen.
Blau und wolkenlos spannte sich der Himmel über ihnen, er war wie ein riesiger, makelloser Seidenschirm.
»Besseres Flugwetter, Brüderchen, könnten wir uns nicht wünschen«, sagte er zu seinem Begleiter, der rechts neben ihm saß und gedankenversunken durch die Plexiglaskuppel schaute.
Scheinbar endlos breitete sich das Land unter ihnen aus: Braune und grüne Flächen wechselten ab. Siedlungen, einsame Farmen und Ranches wechselten mit Weide- und Ackerland ab. Riesige Schaf- und Rinderherden bewegten sich unter ihnen.
Die 230 PS starke Cessna Skylane flog mit Rückenwind. Der Flug verlief glatt, und sie kamen schnell voran.
Nach achthundert Kilometern leitete Larry eine Zwischenlandung ein. Überall im Land gab es kleine Sportflugplätze, und auch auf Farmen und Ranchs konnte man landen, um Treibstoff zu tanken. Viele Farmer und Rancher waren selbst Flieger.
X-RAY-3 entschloß sich für einen Offiziellen Flugplatz. Dort legten sie auch eine etwas größere Pause ein, aßen eine Kleinigkeit, versorgten sich mit Getränken und flogen dann wieder ab.
Auf den letzten fünfhundert Kilometern bis nach Louth steuerte Iwan Kunaritschew die Maschine.
Die Freunde führten während
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