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130 - Das Mädchen mit den Monsteraugen

130 - Das Mädchen mit den Monsteraugen

Titel: 130 - Das Mädchen mit den Monsteraugen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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Augenblicks in ihr Gedächtnis zurückzurufen.
    Sie hörte das helle Stimmchen des Neugeborenen ...
    Mischte sich nicht noch das Weinen - eines zweiten Babys darunter?
    Vivian Mail begann zu zittern. Vor ihren Augen begann Bollongallas Gesicht zu verschwimmen.
    »Nein«, hörte sich Vivian Mail dann mit fremder Stimme sagen, »nein ... du bist nicht Bette! Aber ich weiß jetzt, wer du bist. Du bist auch meine Tochter. In jener Nacht in der Talsenke habe ich zwei Mädchen das Leben geschenkt... Zwillingen, die sich ähnlich sehen wie ein Ei dem anderen!«
    Irgend jemand hatte ihr in jener Nacht das zweite Kind weggenommen!
    Und daraus war nun - Bollongalla geworden!
     
    *
     
    Ein furchtbarer Ritus hatte damals begonnen. Vivian Mail wußte nicht, was es war, aber eine schreckliche Gewißheit, daß dies alles nun einem ungeheuerlichen Höhepunkt entgegenstrebte, erfüllte sie.
    Nichts mehr war im Lot. Mit dem Tod von Bette war ein Schlußstrich gezogen und für die Ereignisse hier gleichzeitig der Grundstein gelegt worden.
    Der Eingeborene mit dem Zyklopenauge ... war jetzt nirgends zu sehen, aber Vivian Mail war sicher, daß er eine große Rolle in dem mysteriösen und grausamen Spiel spielte.
    Der mit dem Zyklopenauge war in der Nacht in ihrem Haus gewesen und hatte Bette getötet. Es war ein rituelles Geschehen, um Bettes Zwillingsschwester ins Spiel zu bringen.
    »Warum ?« wisperte Vivian Mail mit schwacher Stimme. »Warum dies alles?«
    »Sie werden es verstehen, wenn wir wieder im >Tal der Ur-Träume< sind«, vernahm sie da eine helle, kühle und ein wenig unangenehm klingende Stimme.
    Eine Person, die sie bisher noch nicht wahrgenommen hatte, trat hinter den Eingeborenen vor. Bereitwillig bildeten sie eine Gasse und ließen ihn durch.
    Ein Weißer! Ein alter, ausgemergelter Mann mit schütterem Haar, durch das die rosige Kopfhaut schimmerte. Seine Wangen waren hohl, die Augen lagen tief in den Höhlen, und in diesen Augen herrschte ein fiebriges, besessenes Flackern!
    Vivian Mail fuhr zusammen. Das war das Gesicht, an das sie vorhin denken mußte und das sie schon mal gesehen hatte, damals, vor achtzehn Jahren ...
    »Wer sind Sie? Wo kommen Sie her ?«
    »Ich heiße schlicht und einfach John. Meinen Nachnamen habe ich längst vergessen. Ich kam irgendwann nach Australien, um die Mythen und Kulte der Eingeborenen kennenzulernen. Sie haben mich so fasziniert, daß ich für immer bei ihnen blieb. Ich habe ein Geheimnis entdeckt, dessen Schlüssel ich ganz allein in der Hand halte, und ich dem Ihre Tochter Sie und einige andere Menschen, die dem Blick der Monsteraugen begegnet sind, eine Rolle spielen.
    Ich will die mythische Urkraft, die die Aborigines in ihren Liedern und Tänzen besingen und zum Ausdruck bringen, zu neuem Leben erwecken. Einen uralten Gott in dem Luzifer, der Abtrünnige, bereits seine Hände im Spiel hatte ... Bollongalla ist das Medium, das vermittelt. Ohne sie funktioniert nichts. Aber nun laßt uns gehen ... Wir müssen zurück in die Senke, ins >Tal der Ur-Träume<. In dieser Nacht wird der >Große< vor uns erscheinen und die zu seinen Dienern auserkoren sind, werden ihn nach dem Jahrtausende währenden Schlaf mit ihren Körpern erquicken und ihm als Nahrung dienen, denn Menschen wurden ihm seit eh und je dargebracht.«
     
    *
     
    Er ließ die Frau aus Whisinggale einfach stehen, sagte zwei, drei dumpf klingende Worte, und die Eingeborenen reagierten darauf.
    Sie lösten den Kreis auf und setzten sich in Bewegung. Sie tauchten in der Dunkelheit unter und nahmen Vivian Mail mit. Auch der ausgemergelte Mann mit dem besessenen Blick schloß sich an.
    Bollongalla blieb wie eine schöne Statue zurück mit der Flasche im Arm.
    Sie blickte den Entschwindenden nach und. löste sich im nächsten Moment auf wie eine Geistererscheinung.
    Dort, wo sie eben gestanden hatte, flimmerten die Umrisse ihres Körpers noch nach, ehe sie völlig verblaßten.
    Zurück blieben eine verwüstete Lagerstätte, ein Wohnmobil, dessen Motor noch lief, und eine von einem Speer durchbohrte Leiche. Und - ein Mann! Seine dunkle Silhouette schob sich über den Hügel und tauchte zwischen den niedrig stehenden Büschen auf.
    Dieser Mann war Iwan Kunaritschew alias X-RAY-7.
     
    *
     
    Der Vorfall im Haus von Edgar Mail hatte ihm keine Ruhe gelassen.
    Chief-Inspector Holler war tot, daran bestand nicht der geringste Zweifel.
    Iwan hatte nach dem Vorfall das ganze Haus und die nähere Umgebung abgesucht, ohne eine Spur von

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