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130 - Das Mädchen mit den Monsteraugen

130 - Das Mädchen mit den Monsteraugen

Titel: 130 - Das Mädchen mit den Monsteraugen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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versammelt hatten, um diese »besondere« Nacht in Vuluvulu und der Nähe des »Tals der Ur-Träume« zu verbringen.
    Eine geheimnisvolle Botschaft hatte sich wie ein Lauffeuer im ganzen Land verbreitet.
    Im Dorf wurden von den Schwarzen viele Feuer angezündet. Der Weg zur Senke, die hinter einem sandigen Hügel lag und wie ein flacher Krater aussah, wurde ebenfalls mit kleinen Feuerstellen markiert.
    An jeder blieb ein Eingeborener zurück wie ein Wächter, der aufpassen mußte, daß es nicht erlosch.
    Bis auf zwei Eingeborene, die Vivian Mail mit sich schleppte, blieben alle anderen im Dorf und auf dem Weg zur Talsenke zurück.
    Iwan lief geduckt hinter einer Erdwelle entlang und gelangte in der Dunkelheit ungesehen an eine etwas erhöht liegende Stelle. Von hier aus konnte er das kleine Tal, das diese Bezeichnung eigentlich nicht verdiente, überblicken. Das »Tal« war nichts weiter als eine sandige Mulde. Der Sand war aber völlig glatt, als wäre er künstlich festgeklopft worden. So weit das Auge reichte, wuchs innerhalb der Senke kein Baum, kein Strauch, nicht mal Grasbüschel oder Unkraut. Die Mulde war von einer Seite her zugänglich. Da gab es zwischen den aufgeworfenen Erdhügeln eine etwa zwei Meter breite Öffnung, einen Einschnitt in das »Tal der Ur-Träume«.
    Iwan wußte ein wenig Bescheid über die Eigenheiten jener Menschen, die ursprünglich als einzige den australischen Kontinent besiedelt hatten.
    Das Leben und der Traum gingen in den Mythen der Ureinwohner Hand in Hand.
    So gab es unter ihnen immer einzelne auserwählte und vom Schicksal begünstigte Personen, die über die außergewöhnliche Gabe verfügten, im Traum in die fernste Vergangenheit der Rasse zu blicken.
    Die Dorfältesten und Medizinmänner gehörten zu dieser Gruppe von Personen, und es war bekannt, daß Medizinmänner aus dem Traum Anregungen und Hinweise holten.
    Die Andeutungen, die jener Mann mit Namen »John« Vivian Mail gegenüber gemacht hatte, waren für Iwan Kunaritschew ein entscheidender Hinweis.
    Und das, was sich weiter hier abspielte, knüpfte an die Andeutungen von »John« an.
    Er ließ es sich nicht nehmen, Vivian Mail in die glatte, kraterähnliche Sandmulde zu begleiten.
    »Sie kommt Ihnen sehr bekannt vor, nicht wahr ?« fragte der Weiße spöttisch. Seine kalte, unpersönliche Stimme hallte durch das winzige »Tal« und die Nacht. »Hier wurden Ihre beiden Töchter geboren ... das war der Ausgangspunkt für meine Experimente. Ich mußte nur eines der Mädchen hier behalten und abgeschieden von der zivilisierten Welt unter besonderen Bedingungen großziehen.
    Ich will Ihnen auch sagen, weshalb. Es ist alles viel weniger kompliziert, wenn man weiß, wie die Dinge Zusammenhängen.
    Als ich nach Australien kam, wollte ich aufgrund meiner wissenschaftlichen Ausbildung das Leben der Eingeborenen studieren. Ein Punkt in ihren Mythen hatte es mir besonders angetan. Es war ihr Wissen um Dinge, die unserer Zivilisation verloren gingen.
    Es gab besondere Individuen, die konnten - so erzählte man sich - das Urzeitgeschehen im Traum nachvollziehen und Kontakt aufnehmen zu den Vorfahren, die ihrer Vorstellungswelt nach aus der Erde kamen. Diese Urzeitmenschen damals vereinten alle menschlichen und tierischen Anlagen in sich, die das Denken und Fühlen jener. Urmenschen bestimmten. Sie schufen die Normen für Sitte und Gebräuche und formten das Land.
    Die Zeit, in der dies alles stattfand, hat in der Sprache der Aborigines einen einzigartigen Begriff. Sie wird als »Trance« oder, »Traum« bezeichnet, und es ist das Streben jedes einzelnen, im Traum teilzuhaben an der Schöpferkräften der Vorfahren. Besonders intensiv ist dies möglich an ganz bestimmten Kultplätzen.
    Die sind überall dort entstanden, wo die Urzeitlichen sich bewegten. Sie hinterließen dort - so die Auffassung der heutigen Eingeborenen - überall unsichtbare Teile ihres Selbst. Das sind die heutigen Kultstätten.
    Sie haben natürlich unterschiedliche Qualität, je nachdem, wie stark Gefühle und Empfindungen der Vorfahren waren, die dort aktiv gewesen sind. Und das »Tal der Ur-Träume« nimmt darin eine ganz besondere Stellung ein. Schon die Bezeichnung spricht für sich.
    Durch einen uralten Medizinmann, der zu inneren Einkehr, zur Meditation und zum Träumen in dieses Tal kam, erfuhr ich viel von der inneren Scheu, die er hatte. Ich habe alles genau aufgeschrieben.
    Wie in allen Mythen, so kommen auch in denen der Aborigines böse und gute

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