130 - Der Wahnsinnige
Janusköpfe furchtbar; sie liefen Amok, wenn sie einen witterten, und wenn die Magie des Januskopfes nicht stark genug oder er geschwächt war, zerfleischten die Ratten ihn.
Trigemus aber, der Rattenpsycho, war der Allerfurchtbarste.
Trigemus trat ein, knurrend und mit gesträubten Barthaaren.
„Ich habe die Kraft und bin der Allerstärkste", sagte Trigemus. „Ich durchdringe das Zarte und mache es grob. Ich bringe die Dunkelheit und herrsche über die niederen Wesen. Darum heiße ich Trigemus."
Es war eine Verballhornung des Textes der Tabula smaragdina des Hermes Trismegistos, Trigemus war Trismegistos' Psycho. Selbst sein Name war eine Verballhornung des seinen.
Luguri war hocherfreut, als er Trigemus zitieren hörte. Er hoffte, von ihm noch viele wertvolle Hinweise auf Hermes Trismegistos zu erhalten.
Chakravartin zeichnete Bannzeichen in die Luft, wollte sich mit einem magischen Feuerkreis umgeben, der Trigemus von ihm fernhielt, aber die Magie des feixenden und sich die Krallenhände reibenden Luguri verhinderte das.
Trigemus raste. So feige er sonst war, die unmittelbare Nähe des Januskopfes machte ihn zu einem tollwütigen Ungeheuer. Sein Rattenschwanz zuckte vor, und seine Rattenpfoten packten Chakra an der Kehle. Blitzschnell durchstieß der steife Rattenschwanz Chakras Brust mehrmals.
Der Januskopf schrie auf, und nur seine magischen Kräfte verhinderten, daß Blut aus seinen Wunden drang.
Gebannt und voller Angst sahen die Breydurs zu. Chakra berührte Trigemus' Rattenpfoten, machte seine Hände rotglühend und verbrannte sie.
Mit Brandwunden an den Pfoten riß der Rattenmann diese heulend zurück. Sein Schwanz legte sich wie eine Schlange um Chakras Hals, und er würgte ihn, daß dem Januskopf die Augen hervortraten. Chakra röchelte. Luguri verhinderte, daß er seine stärkste Magie anwenden konnte, um Trigemus wirksam zu bekämpfen. Doch auch dann wäre der Rattenmann ein äußerst gefährlicher Gegner für den Januskopf gewesen.
Trigemus erhielt einen magischen Schlag, taumelte zurück und nahm seinen Schwanz von Chakras Hals. Der Rattenmann heulte und fauchte. Die Pfoten vorgereckt, ging er wieder geduckt auf Chakra los. Sein Rattenschwanz zielte auf das Scheingesicht des Januskopfes. Im Schwanz befand sich eine Giftdrüse. Trigemus konnte seinen Rattenschwanz als Giftstachel benutzen, aber auch das Gift versprühen. Es wirkte wie Säure.
Chakra schrie furchtbar auf, als das farblose Gift in sein Scheingesicht spritzte und es binnen Sekundenschnelle zerfraß. Taumelnd drehte Chakra seinen Kopf herum und zeigte sein wahres Gesicht, das Totenschädelantlitz.
Wieder spritzte Trigemus' Giftdrüse. Chakra schlug die Hände vor sein Totenkopfgesicht und wankte brüllend umher.
Luguri kicherte. Der lila Heiligenschein um Chakras Kopf verfärbte sich schwarz und erlosch. Trigemus folgte dem Januskopf, und wieder und wieder stieß er seinen Rattenschwanz, den er nun als Giftstachel benützte, in Chakras Körper.
Das Gift brannte wie Feuer. Chakravartin brach schreiend in die Knie und wälzte sich auf dem Boden. Längst war er nicht mehr zu einer Gegenwehr fähig. Jetzt spürte er die Qualen, die er seinen Anhängern bedenkenlos zugemutet hatte, am eigenen Leib.
Luguri rief Trigemus zurück, als der Januskopf, sich sterbend krümmte. Der Erzdämon mußte zweimal rufen und dem Rattenmann einen magischen Schock versetzen, bevor der von seinem Opfer abließ.
Schweratmend wich Trigemus bis zum Kamin mit dem prasselnden Feuer zurück.
Die beiden Breydur-Sklaven glotzten stumpfsinnig vor sich hin. Ihr Geist war so abgetötet, daß sie nur noch einfache Verrichtungen ausführen konnten und nichts mehr sie erschütterte.
Luguri zerrte Chakras Hände von seinem Totenkopfantlitz. Die leeren schwarzen Augenhöhlen zeigten noch, daß es sich um das Gesicht eines Januskopfes handele.
Luguri blies dem Januskopf seinen Atem ein und beschrieb magische Zeichen über ihm. Er griff mit den Krallenhänden in Chakras Brustkorb und massierte sein durchbohrtes, vergiftetes Herz, drückte es zu einem Klumpen zusammen, der noch einigermaßen funktionsfähig war, und schloß die anderen Wunden. Der Erzdämon wollte nicht, daß Chakravartin ihm unter den Händen wegstarb. Er brauchte ihn noch.
Das Wimmern des Januskopfes wurde leiser. Er hatte all seine magischen Fähigkeiten verloren, war nur noch eine gepeinigte Kreatur. Sein Körper war der eines Untoten. Gift kreiste in seinen Adern. Nur die schwarzen
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