130 - Die Hexe mit dem Todesatem
sagte ich. »Hoffentlich bleibt es nicht nur beim Vorsatz. Du weißt, wie lange wir Vladek nicht gesehen haben. Wenn sein Unternehmen an der Spitze bleiben soll, muß er sich ranhalten. Die Konkurrenz schläft nicht.«
»Albina wird ihn zu dieser Reise drängen.«
»Du magst sie sehr«, sagte ich.
»Sie ist ein nettes Mädchen. Ich würde es ehrlich bedauern, wenn sie und Vladek sich wieder trennen würden.«
»Vladek hat lange gesucht, aber ich glaube, nun hat er die richtige Partnerin gefunden.«
»Die Ärmste tat mir schrecklich leid. Nichtsahnend kommt sie nach Budapest und fällt gleich einem Vampir zum Opfer.«
»Sie hat die Chance verpaßt. Sie hätte Gräfin werden können.«
Vicky stieß mich mit dem Ellenbogen an. »Hör auf, damit macht man keine Scherze. Die Sache hätte schlimm für Albina ausgehen können.«
Die Stewardeß verteilte Gazetten. Ich streifte sie mit einem kurzen Blick und sah dann wieder Vicky an. Die Stewardeß blieb stehen, ging nicht weiter.
Ich registrierte das nur nebenbei. Wie hätte ich auch auf die Idee kommen sollen, daß irgend etwas im Gange war?
Aus den Augenwinkeln glaubte ich plötzlich wahrzunehmen, daß der Stewardeß etwas Schwarzes ins Gesicht flog. Als ich sie direkt anschaute, konnte ich zunächst nichts Ungewöhnliches feststellen, aber dann sah ich, daß es der Stewardeß schlechtging.
Sie griff sich an die Stirn, wankte. Ich sagte Vicky, was mir aufgefallen war, und erhob mich, während sich die Stewardeß, der ich meine Hilfe anbieten wollte, entfernte.
Ich folgte ihr. Dabei blieb es nicht aus, daß ich die schwarzhaarige Schöne wiedersah. Sie maß mich mit einem herausfordernden Blick. Ich schien die tollsten Chancen bei ihr zu haben.
Ich muß gestehen, daß mich noch nie eine Frau auf diese Weise angesehen hatte, und es wäre eine Lüge gewesen, wenn ich behauptet hätte, daß sie mich kaltließ.
Aber hatte sie es nötig, sich auf dunaufdringliche Weise anzubieten? Sic wurde bestimmt täglich von vielen Männern angesprochen, hätte sich ei nen Harem halten können.
Warum verdarb sie alles mit dieser peinlichen Aufdringlichkeit?
Weniger wäre mehr, dachte ich und ging an ihr vorbei. War so etwas wie Triumph in ihren dunklen Glutaugen gewesen?
Die Stewardeß verschwand hinter einem lindengrünen Vorhang. Mir kam es vor, als hielte sie sich nur noch mühsam aufrecht. Ihre Kollegin war im Heck des Flugzeugs beschäftigt.
Ich wollte zunächst herausfinden, woran die Stewardeß litt, und dann entscheiden, was zu tun war.
Als ich den Vorhang erreichte, hinter dem sich die kleine Bordküche befand, drang ein leises Röcheln an mein Ohr. Das beunruhigte mich so sehr, daß ich mich unverzüglich hinter den Vorhang begab.
Die Stewardeß stützte sich mit beiden Händen auf die Arbeitsplatte. Sie wußte nicht, daß ich hinter ihr stand, sonst hätte sie sich wahrscheinlich um mehr Haltung bemüht.
Sie wandte mir den Rücken zu und stieß dieses gequälte, schaurige Röcheln aus. Es mußte ihr miserabel gehen.
»Kann ich Ihnen helfen?« fragte ich teilnahmsvoll.
Sie schien mich nicht zu hören, krümmte sich und röchelte noch lauter. Ich legte ihr die Hand auf die Schulter, die mir unter dem Uniformstoff seltsam hart und knöchern vorkam.
Sie zuckte wie unter einem Stromstoß zusammen, fuhr herum…
Und ich riß entsetzt die Augen auf!
***
Der Autopilot flog die Maschine, und Mike Reed, der Kapjtän, wandte sich grinsend an seinen Co-Piloten. »Ich denke, jetzt habe ich lange genug gewartet.«
»Worauf?« fragte Jerry McKlusky. Er sah großartig aus, hatte dichtes dunkles Haar, ein phantastisches Profil, war schlank, aber nicht dünn. Als man Charme und Intelligenz verteilte, hatte er gleich mehrmals aufgezeigt, und das kam ihm nun zugute.
Jedermann mochte ihn. Niemand konnte ihm mal ernstlich böse sein, und die Männer bewunderten und beneideten ihn wegen seiner erstaunlichen Erfolge beim weiblichen Geschlecht.
»Ich warte auf deinen Bericht«, sagte Mike Reed.
Der Navigator - der dritte Mann im Cockpit - grinste breit und spitzte die Ohren, damit er nichts überhörte, denn Jerry McKluskys Erzählungen waren immer sehr amüsant.
Der Co- Pilot verstand es meisterhaft, seine Geschichten auszuschmücken und mit guten Gags zu würzen. Auf manchen Flügen hatte die Crew schon Tränen gelacht.
McKlusky ließ seinen Blick über die vielen Instrumente wandern. »Tut mir leid, Freunde, diesmal gibt es keinen Bericht.«
Der Kapitän schaute ihn
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