130 - Höllenfahrt
Zugangsfeldes bannte sie. Wenn es schon grün war… sie riskierte ja nur einen kurzen Blick, dann verschwand sie. Nicht aus Eifersucht, einfach aus Neugier, wer die Auserwählte war.
Aruula öffnete die Tür und lugte vorsichtig um die Ecke.
Ihre Augen gewöhnten sich rasch an das stark herunter gedimmte Licht in der Kammer.
In Rulfans Bett bewegte sich etwas. Eine Frau… sie saß auf Rulfan und beglückte ihn, wie man an seinem Stöhnen unschwer erkennen konnte.
Aruula sah nur Konturen, mehr nicht. Aber sie war sicher, dass es sich bei der Frau um Eve Neuf-Deville handelte.
Sie war weder schockiert noch unglücklich darüber. Es wurde Zeit, dass Rulfan zu einer festen Beziehung fand. Das würde ihn hoffentlich auch von dem Verlangen nach ihr kurieren.
Auf dem Rückweg verharrte Aruula dann doch noch einmal.
Erst jetzt fiel ihr auf, dass sie Wulf in Rulfans Kammer nicht gesehen hatte. Wo mochte der Lupa stecken? Etwa in Eves Quartier?
Vielleicht war das die Gelegenheit, um herauszufinden, was mit Wulf nicht stimmte. Einer plötzlichen Eingebung folgend, schlug sie den Weg zur Kammer der Psychologin ein.
Das Zugangsfeld hier war rot. Aruula klopfte an die Tür, zuerst leise, dann zunehmend lauter, und lauschte auf ein Knurren.
Und schrak zusammen, als plötzlich eine verschlafene Stimme sagte: »Ja? Zum Teufel, wer ist denn da? Wissen Sie, wie spät es ist?«
»Eve?«, fragte Aruula perplex.
»Ja, natürlich, wer sonst? Aruula, sind Sie das? Was tun Sie hier zu nachtschlafender Zeit?«
»Ich… äh…« Sie suchte verzweifelt nach einer Ausrede.
»Ich… wollte Sie nur darum bitten, morgen eine Stunde später mit den Untersuchungen anzufangen. Ist das okee?«
»Und deshalb reißen Sie mich aus dem Schlaf?« Eve klang eindeutig verärgert. Dann seufzte sie. »Ja, geht in Ordnung. Dann sehen wir uns also um zehn Uhr. Gute Nacht!«
»Gute Nacht, Eve. Und entschuldigen Sie…«
Wie betäubt zog Aruula sich zurück. Wenn Eve in ihrem Quartier war – wer bei Orguudoo war dann die Frau mit ihrer Silhouette gewesen?
***
Noch vor dem Frühstück suchte Aruula Sarah Kucholsky auf.
Die neunundsechzigjährige Octavian war bereits auf, aber nicht wenig erstaunt über den Besuch.
Die ganze Nacht hatte Aruula darüber nachgegrübelt und war zu dem Schluss gekommen, dass sie sich jemandem anvertrauen musste. Als einzige Person kam für sie Sarah Kucholsky in Frage; sie verhielt sich wenigstens einigermaßen normal und war außerdem Sprecherin im Rat.
»Es muss sehr ernst sein, Ihrem Gesicht nach zu urteilen.«
Mit diesen Worten ließ Kucholsky sie eintreten.
Aruula nickte – und fiel gleich mit der Tür ins Haus: »Ich glaube, dass ein Daa'mure hier im Bunker ist. Und ich glaube weiter, dass er Rulfan in seine Gewalt gebracht hat. Und vielleicht auch Eve Neuf-Deville.«
»Was sagen Sie da?!« Mit einem Schlag war Sarah Kucholsky hellwach. »Kommen Sie, setzen Sie sich.« Sie führte Aruula zu dem schlichten Tisch und nahm ihr gegenüber Platz. »Schießen Sie los.«
Aruula erzählte, was sie in der Nacht beobachtet hatte. Und welche Schlüsse sie daraus zog. »Ich glaube, es ist Wulf«, beendete sie ihren Bericht.
»Er ist ein Tier.«
»Ja. Aber der Einzige, dem Rulfan völlig vertraut und der immer in seiner Nähe ist. Aber er ist nicht der Wulf, den ich kenne. Es sind nur Kleinigkeiten, die mir aufgefallen sind, aber alle zusammen ergeben ein klares Bild.«
Kucholsky dachte nach. »Angenommen, Sie hätten Recht – dann haben wir die ganze Zeit falsch gelegen und Saint Neven war nur ein Opferlamm. Und ausgerechnet Rulfan haben wir zum Sicherheitschef gemacht…«
»Ich glaube, dass er unschuldig ist«, sagte Aruula schnell.
»Ich bin mir sicher, dass er selbst gar nicht weiß, dass er benutzt wird.«
»Nicht so schnell«, sagte Kucholsky. »Noch ist es lediglich ein Verdacht. Wir brauchen Beweise.«
»Wir stellen dem Daa'muren eine Falle«, antwortete Aruula prompt, die sich ihren Plan schon in der Nacht zurecht gelegt hatte.
»Was schlagen Sie vor?«
»Ganz einfach: Wir bieten dem Daa'muren etwas, das für ihn von Wert ist. Und wenn er nach dem Köder schnappt, haben wir ihn!«
»Der Stirnreif!«, begriff Sarah Kucholsky. »Aber da sehe ich ein Problem: Er wird nicht so unvorsichtig sein, sich in einem abgeschotteten Bereich zu enttarnen.«
»Deswegen müssen wir ihm diese Chance bieten«, sagte Aruula. »Indem wir den Versuch unter einem Vorwand nach draußen verlegen.«
»Nach
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