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130 - Höllenfahrt

130 - Höllenfahrt

Titel: 130 - Höllenfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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schon schlimmere Situationen durchgestanden.
    Aber das relativierte sich, je länger er hier drinnen herum wanderte. Seine Augen konnten sich nicht an die Dunkelheit gewöhnen, da es nicht den kleinsten Lichteinfall gab. Der sandige, trockene Boden dämpfte seine Schritte, dafür hörte er seinen eigenen Atem umso lauter.
    Immer wieder blieb Matt stehen und lauschte. Manchmal glaubte er ein leises Schnaufen hinter sich zu hören, und einmal streifte ihn ein eisiger Hauch im Nacken. Sofort fuhr er herum, mit abwehrenden Armbewegungen. Dabei prellte er sich den Handknöchel, als er gegen die Wand schlug.
    Matt verharrte atemlos und lauschte angestrengt.
    Aber da war nichts.
    Oder das Andere verharrte ebenso. Wenn es ein Geschöpf dieser dunklen Höhlen war, kannte es sich bestens aus und fand sich auch ohne Licht zurecht. Es wusste, worauf es achten musste. Seine Gehör- und Tastsinne waren sicherlich um ein Vielfaches feiner.
    Matt fühlte sich hilflos, und er war deswegen wütend auf sich selbst. Er hatte eine hervorragende militärische Ausbildung genossen und war seit seinem Zeitsprung sozusagen im ständigen Training. Was machte er sich jetzt verrückt, nur weil es ein bisschen dunkel und eng war? Gewiss, er hatte hier drin keinen Orientierungssinn mehr, aber hilflos war er deswegen noch lange nicht.
    Er durfte sich nur nicht von seinen ausbrechenden Urängsten beherrschen lassen. Schließlich war er kein abergläubischer Steinzeitmensch. Wenn man sich etwas intensiv einbildete, glaubte man es auch tatsächlich zu hören oder zu spüren, wie vorhin dieser Eishauch im Nacken und das leise Schnauben und Trippeln.
    Es gab für alles einleuchtende Erklärungen. Eine Felsspalte, durch die Luft zugeführt wurde; ein Echo seiner Schritte, seines Atems… wie sonst war es möglich, dass es vollkommen still war, wenn er verharrte?
    Dann wurde es verflixt eng, und Matt hatte ganz andere Sorgen. Er musste sich immer weiter ducken, um weiter vorzudringen.
    Zuletzt kam er nur noch auf dem Bauch robbend voran. Der Weg wand und schlängelte sich. Matt hatte nicht nur seinen Orientierungssinn, sondern auch jegliches Zeitgefühl verloren.
    Oben und unten, das gab es nicht mehr. Auch nicht links oder rechts. Ständig wechselte die Richtung.
    Ein zusätzliches Problem: Es war so eng geworden, dass Matt nicht umdrehen konnte. Wenn es also irgendwann gar nicht mehr weiterging, musste er rückwärts raus. Und sich das allein vorzustellen brachte ihn schon an den Rand der Verzweiflung.
    Mehr als einmal glaubte er für immer festzustecken. Scharfe Kanten schnitten ihn in seine Arme und Hände, der Anzug wurde arg in Mitleidenschaft gezogen. Jedes Mal wenn er sich energisch weiterzog, gab es ein böses Ratschen. Der Schutz vor der winterlichen Kälte auf der anderen Seite des Gebirgszugs wurde immer fadenscheiniger.
    Aber warum machte er sich darüber überhaupt noch Gedanken?
    Matt war über den Punkt von Erschöpfung, Hunger und Durst bereits hinaus. Die Panik, hier in dieser klaustrophobischen Enge elend drauf gehen zu müssen, überdeckte alles andere. Motorisch wie ein Maulwurf kämpfte er sich weiter voran, immer weiter. Irgendwann war es ihm egal, ob er jemals wieder freies Land sehen würde. Hauptsache, es ging weiter. Wenn er anhielt, würde er seine Müdigkeit nicht mehr zurückdrängen können, einschlafen und nie mehr aufwachen.
    Matt kroch über seine Verzweiflung hinaus. Er brachte nicht einmal mehr die Kraft auf, aufzugeben. Es gab nur noch ihn und die Finsternis.
    Dann, plötzlich, spürte er einen frischen Luftzug! Diesmal war es keine Einbildung. Eine ganz sachte kühle Brise umfächelte sein glühendes Gesicht und ließ den Schweiß kalt werden.
    Auch das konnte bedeuten, dass er einfach nur einen Luftschacht passierte, mehr nicht. Zum Jubeln bestand noch kein Grund.
    Doch dann wurde der Gang höher. Und breiter. Bald konnte Matt sich aufrichten und auf allen Vieren weiter kriechen.
    Er vermochte nicht sagen, was ihn mehr schmerzte: Rücken, Arme, Beine, die Abschürfungen…
    Er kroch noch eine ganze Weile, bis er merkte, dass er wieder fast aufrecht stehen konnte. Vorsichtig, mit zitternder Hand, zog sich Matt an der Felswand hoch und tastete sich weiter.
    Und dann, endlich, sah er ein Licht am Ende des Tunnels, und ein halbirres Lächeln verzerrte sein Gesicht.
    ***
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