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130 - Höllenfahrt

130 - Höllenfahrt

Titel: 130 - Höllenfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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Zeppelins gehüllt wusste er nicht einmal, wo oben und unten war. Oder ob Sekunden oder Stunden vergangen waren, als der nächste Aufschlag erfolgte. Durch Baumwipfel prasselte das sterbende Schiff nieder, bäumte sich auf und wurde herumgewirbelt.
    Seltsamerweise fühlte Matt überhaupt keine Angst. Eine eiskalte Ruhe ergriff ihn, und plötzlich fühlte er sich außerhalb seines Körpers, wie in einem Schutzfeld, das keine Geräusche mehr hineinließ, selbst den Wind abschirmte. Einen Moment lang schwebte er neben - über sich selbst und überlegte, ob er alle Dinge abgeschlossen hatte, ob es etwas zu bereuen, zu bedauern gab.
    Dann ließen die Überreste der Avtar 1 den Wald hinter sich und rasten auf einen schmalen Streifen zwischen Baumgrenze und Gebirgsausläufer hinaus. Für einen Moment trat wirklich eine seltsame Stille ein, waren die lärmenden und tosenden Geräusche viel gedämpfter.
    Bis sich die Avtar 1 mit einem brutalen Ruck in den Boden bohrte und mit einem letzten waidwunden Kreischen endgültig zum Stillstand kam.
    ***
    Salisbury
    »Ich kann nicht mehr«, sagte Aruula stöhnend und rieb sich die Schläfen. »Es hat keinen Sinn. Jedes Mal, wenn ich den Stirnreif aufsetze, bekomme ich unerträgliche Kopfschmerzen. Und ich habe das Gefühl, als würde ich ausgesaugt…«
    Sarah Kucholsky tippte mit dem Zeigefinger gegen den Nasenrücken. »Für mich ein deutliches Zeichen, dass dieses Ding noch aktiv ist.«
    »Ich weiß nicht, was ich noch versuchen soll«, fuhr Aruula fort. »Ich kann mich einfach nicht mehr konzentrieren…«
    »Vielleicht ist es immer noch die falsche Methode«, überlegte Kucholsky. »Ich weiß, was Sie durchmachen, Aruula, aber ich möchte jetzt nicht einfach…«
    »Aufgeben? Ihr Schädel ist es ja nicht.« Aruula stand auf.
    »Na schön, einverstanden, versuchen wir es weiter. Aber zuerst brauche ich eine Pause.«
    »Soll ich Ihnen ein Schmerzmittel geben?«
    »Nein, danke. Am besten hilft mir frische Luft und ein kleiner Waldlauf.«
    »Sind Sie sicher? Da draußen ist es ziemlich kalt…«
    »Na und? Umso besser!« Aufgemuntert streckte sich Aruula. »Eine Stunde, dann geht's wieder.«
    »Soll ich mitkommen?«, bot Rulfan an.
    »Nein, danke«, lehnte Aruula ab. »Ich bin lieber allein.«
    Sie flüchtete geradezu aus dem Bunker, lief im leichten Trab durch den angrenzenden Wald, spürte dankbar die beißende Kälte auf der Haut und sog die sauerstoffreiche, nicht gefilterte Luft tief in die Lungen. Noch eine Stunde länger dort unten eingesperrt, und sie wäre schreiend gegen die Wände angerannt.
    Einzig Rulfan, der ebenfalls einbarbarisches Erbe in sich trug und lange Zeit als Waldläufer gelebt hatte, hätte sie verstehen müssen. Doch auch er war nicht mehr derselbe.
    Etwas Fremdes hatte sich in der Community Salisbury eingenistet, lag wie ein schlechter Geschmack über allem, ohne wirklich greifbar zu sein. Und wenn Aruula die Einzige war, die das erkannte, musste sie es aufdecken, bevor sie nach London zurückkehrte.
    Allmählich löste sich die Verspannung in ihrem Nacken, ließen die Kopfschmerzen nach. Nicht nur, dass die ständige Konzentration sehr anstrengend war. Zudem verhielten sich die Bunkermenschen engstirnig und egoistisch. »Aruula, tun Sie dies; Aruula, versuchen Sie jenes…« Und keine der Anweisungen hatte bislang gefruchtet. Der Stirnreif der Daa'muren blieb stumm, gab sein Geheimnis nicht preis.
    Nun ja, das stimmte nicht ganz…
    Plötzlich fröstelnd zog sie die Arme vor die Brust. Aber das lag nicht an der winterlichen Witterung. Sie erinnerte sich an etwas, das der Stirnreif zu ihr gesagt hatte, als sie ihn aufsetzte.
    Ich kriege dich.
    Ja, für den Bruchteil einer Sekunde hatte sie tatsächlich Kontakt gehabt – zu wem, das wusste sie nicht. Sie hatte den anderen nichts gesagt, weil sie erst mehr herausfinden wollte.
    Doch die Stimme war nicht wiedergekehrt.
    Dieser Satz hing ihr nach. Vor allem die kalte, gefühllose Art und Weise, wie er ihr übermittelt worden war. Alles, was sie selbst war, schien mit diesen wenigen Worten aus ihr herausgesogen zu werden, und zurück blieb eine kalte Dunkelheit.
    Danach hatten die Kopfschmerzen angefangen.
    Aber ich bin ich selbst, dachte Aruula. Und Wudan wird es nicht zulassen, dass ich den bösen Geistern verfalle.
    ***
    Mit einem gewaltigen Ruck wurde Matthew Drax nach oben gerissen, im selben Moment, da die Gondel in den Boden schlug. Eingehüllt in die Stoffbahnen konnte er nicht sehen, dass die Zugseile

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