1301 - Kreuzzug des Bösen
drückte sie nach innen und huschte in den Flur.
Von oben her hörten wir leise Musik. Im Haus leuchtete eine kleine Lampe, welche die Form einer Laterne besaß. Sie hing von der Decke und verteilte buntes Licht.
Ich blieb stehen, als mich Conchita losließ. »Warten Sie, ich hole eben das Rad.«
»Gut.«
Sie verschwand im Hintergrund. Die Menschen, die oben wohnten, meldeten sich nicht. Wir hatten uns auch zu leise verhalten, deshalb hatten sie auch nichts gehört.
Ich hörte aus dem Hintergrund des Flurs ein paar kratzende Geräusche und erkannte auch die Bewegungen der jungen Frau. Sie hatte das Rad gefunden und schob es jetzt auf mich zu.
Langsam löste sie sich aus dem Schatten, aber mein Blick galt nicht ihr, sondern dem Rad, das sie neben sich herschob.
Ich hatte kein Hightech-Rad erwartet, aber ein Erbstück auch nicht. Es war ein altes Damenrad, das sicherlich schon 20 Jahre auf dem Sattel hatte. Schwarz lackiert, ein paar Rostflecken als Masern und einen breiten Lenker. Eine Lampe sah ich nicht. Das war auch nicht tragisch, denn auf meiner Fahrt zur Ruine wollte ich nicht gesehen werden.
»Geht es?«
Ich streichelte Conchitas linke Wange. »Danke, es ist toll.«
»Dann bin ich froh. Ich… ich … möchte Ihnen noch etwas sagen«, flüsterte sie.
»Und was?«
»Dass ich so froh bin, Ihnen helfen zu können.« Sie hob verlegen ihre Schultern. »Bitte, denken Sie nichts Schlechtes von mir, aber es ist ja so…«
»Sprich dich aus. So viel Zeit habe ich.«
»Ich meine diese Frauen. Sie sind praktisch in unser Dorf eingefallen. Keiner mag sie. Die Menschen haben Angst vor ihnen. Das ist einfach so. Sie sind uns unheimlich. Keine hat gelacht, und sie wollen zur Ruine. Das ist auch nicht gut.«
»Warten wir es ab.«
Ich bedankte mich noch mal und schob das Rad in Richtung Haustür. Conchita blieb zurück, rief mir aber nach, dass sie noch für mich beten wollte.
»Okay, das ist immer gut.«
Dann lief sie doch noch auf mich zu und hielt mir die Tür auf.
»Alles Gute.«
»Wir sehen uns noch.«
Conchita hielt mir auch weiterhin die Tür auf, sodass ich das Rad auf die Straße schieben konnte, wo sich nichts verändert hatte.
Der Fackelschein geisterte nach wie vor vom Platz her in die Gasse hinein. Das Muster auf dem Boden bewegte sich hektisch hin und her. Helle und dunkle Flecken tanzten von einer Seite zur anderen, und jetzt hörte ich auch die Stimmen der Frauen deutlicher, denn sie hatten ihre Zurückhaltung aufgegeben.
Sie sprachen durcheinander. Sie schienen sich nicht einig zu sein.
Ich hörte mal ein hartes Lachen und traute mich noch nicht, in den Sattel zu steigen. Mitten auf der Straße blieb ich stehen. Den Lenker hielt ich mit der rechten Hand fest.
Irgendwas schien die Gruppe zu stören. Ich konnte leider nicht viel verstehen, aber es wurden zwei Namen gerufen. Zum einen war es Anne, zum anderen Erica.
Ich wusste nicht, was ich damit anfangen sollte. Aber die Gruppe schien sich Sorgen zu machen. Irgendwie hatte ich den Eindruck, dass es auch mich etwas anging.
Was tun? Fahren? Oder noch warten?
Ich wusste es nicht und wollte erst die nächsten Minuten abwarten. Es konnte sein, dass sich noch etwas Entscheidendes ereignete, aber es passierte nichts. Die Frauen hatten sich geeinigt.
Die hohen Stimmen verstummten, auch das Spiel aus Licht und Schatten veränderte seine Form, und dann hörte ich plötzlich das Dröhnen eines Motors. Ja, es traf zu. In der Stille war das Geräusch tatsächlich ein Dröhnen, das von den Hauswänden zurückgeworfen wurde.
Das Fackellicht verschwand nicht, es wanderte in eine andere Richtung hin.
Jetzt wurde es Zeit für mich. Kaum hatte ich mich auf das Rad geschwungen, sah ich schon, was auf dem Platz passiert war. Zusammen mit ihren Fackeln waren die Frauen auf die Ladefläche eines kleinen Lasters geklettert. Mit ihm fuhren sie dem Ende des Ortes entgegen und würden den Weg zur Ruine einschlagen.
Es war wirklich ein imposantes Bild, das sich immer mehr von mir entfernte. Durch die Fackeln sah die Ladefläche des Wagens aus, als würde über ihr ein großes Feuer tanzen.
Die Frauen konnten die Fackeln nicht ruhig halten. Möglicherweise lag es auch an dem unebenen Boden, dass die Feuer ständig hin und her tanzten. Aus meinem Blick entschwanden sie allmählich, doch ich würde sie finden, das stand fest.
Sie fuhren mit dem Lastwagen, ich würde bei meinem Rad bleiben und kräftig strampeln. Bisher hatte ich mich noch nicht in den Sattel
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