1301 - Kreuzzug des Bösen
Aussagen der Frau hatten mich in Sorge versetzt. Ich musste wissen, was sie mit Godwin zu tun hatten.
Meine Kondition war nicht schlecht, aber diese Strampelei ging doch in die Beine. Zusätzlich geriet ich ziemlich außer Atem und war schließlich froh, an der Kirche vorbeifahren zu können. Ich musste noch um den Friedhof herum und hatte dabei das Gefühl, durch Tinte zu fahren, so finster war es inzwischen.
Die hellere Mauer erinnerte mich an eine bleiche Totenwand, die das Dieseits vom Jenseits trennte.
Der Himmel hatte sich völlig bezogen. Es gab nur wenige Wolkenkissen, deshalb schimmerten auch die Sterne prächtig auf diesem glatten Untergrund, und der fast volle Mond gab ein Licht ab, das einen weißgelben Farbton bekommen hatte.
Schließlich sah ich den Umriss des Seats. Ich fuhr langsam auf ihn zu und hielt auch die Umgebung so gut wie möglich unter Kontrolle. Es fiel mir nichts Verdächtiges auf, sodass sich die Spannung in mir löste und ich neben der Beifahrerseite des Seats abbremste.
Wenn Godwin im Wagen gesessen hätte und nicht eingeschlafen war, dann hätte er mich eigentlich sehen müssen. Er hätte sich auch melden können, doch nichts dergleichen traf zu.
Der Seat war leer!
Verdammt noch mal. Ausgerechnet jetzt! Wo steckte Godwin?
Lange konnte ich nicht nach ihm suchen. Ich wusste auch nicht, warum er den Wagen verlassen hatte. War die Neugierde so stark gewesen? War es ihm zu langweilig geworden?
Ich wusste es nicht. Doch ich bewegte den Kopf von einer Seite zur anderen. Die Stille hielt an, die Sicht war gut, und in der Ferne sah ich die Feuerzungen durch die Dunkelheit tanzen. Das Bild erinnerte mich wieder an meine eigentliche Aufgabe.
»Tut mir Leid, Godwin, aber es geht nicht anders.« Nach diesen Worten schwang ich mich wieder auf das Rad und fuhr los…
***
Beide Frauen standen auf der Stelle wie vom Blitzschlag getroffen.
Auch ihre Lippen standen offen, als wollten sie noch etwas sagen, wobei sie aber nicht wussten, was.
Die Größere fing sich als Erste. »Du… du … hast eine Waffe?«
»Ein Spielzeug ist es nicht!«
»Warum haben wir das nicht gewusst?«
»Ihr hättet mich durchsuchen sollen«, erklärte Godwin. »Aber jetzt mal weg mit den Steinen. Legt sie vorsichtig nieder, dann wird euch auch nichts geschehen.«
»Ja, ja, das tun wir!«, flüsterte Anne, die sich schon bückte, aber durch einen scharfen Ruf ihrer Freundin gestoppt wurde.
»Bist du verrückt? Der blufft doch nur!«
»Sind Sie sicher?«, höhnte Godwin. Er bemühte sich, seine Schwäche zu überspielen. Er gab hier den harten Mann ab, doch so hart war er nicht. Sein Kreislauf war in Unordnung geraten. Er kämpfte noch immer mit den leichten Schwindelanfällen, aber das sollten die Frauen auf keinen Fall merken.
»Nein, Erica, ich denke nicht, dass er blufft. Den Eindruck macht er mir nicht.«
»Sie hat es erfasst«, sagte Godwin.
Erica zeigte sich verunsichert. Sie wusste nicht, wohin sie schauen sollte. Noch immer lag der schwere Stein auf ihren Handflächen, während Anne die Hände leicht kippte, sodass die beiden Steine in verschiedenen Richtungen zu Boden fielen und Godwin nicht mal streiften.
»Jetzt du!«, befahl der Templer.
Erica schüttelte den Kopf.
»Willst du es wirklich darauf ankommen lassen?«
»Ja, verdammt, ich lasse mir nicht alles kaputt machen. Konstanza wird hier erscheinen. Es dauert nicht mehr lange. Für diese Nacht ist ihre Rückkehr geplant, und jeder von uns hat verdammt lange darauf gewartet. Das ist jetzt vorbei. Wir lassen uns von keinem mehr aufhalten.«
Sie war bereit, den Templer zu steinigen. Das spürte Godwin.
Das sah er auch am Ausdruck ihrer Augen. Da schimmerte plötzlich die Mordlust.
Sie hob die Arme an.
Godwin schoss!
Zugleich schrie Anne auf. Das Schussecho vereinigte sich mit ihrem Schrei, und de Salier sah die Gefahr noch nicht gebannt. Er warf sich zur Seite, weil er damit rechnete, dass die Frau in einem letzten Aufbäumen den Stein doch werfen konnte.
Sie tat es nicht.
Aus seiner schrägen Position beobachtete der Templer, was mit ihr geschah.
Noch war es ihr gelungen, sich auf den Beinen zu halten. Sie stand nur starr auf dem Fleck, und auf ihrem Gesicht zeichnete sich ein Ausdruck des Staunens ab.
Plötzlich begann sie zu zittern.
Dann wurde ihr auch der Stein zu schwer. Sie schaffte es nicht mehr. Er rutschte ihr aus den Händen und landete auf ihren Füßen.
Erica schrie nicht. Sie kippte einfach um, prallte gegen Anne und
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