1302 - Die Geisterfalle
gespannt…
***
Lady Sarah Goldwyn zog nicht eben ein glückliches Gesicht, als sie aus dem Golf stieg. Sie war froh, den Wagen verlassen zu können, denn die Strecke bis zum Haus hin war nicht eben glatt wie eine Autobahn gewesen.
Sie schwankte etwas und hielt sich am Wagen fest.
Das sah auch Jane. Sie eilte um den Golf herum. »Ist was mit dir, Sarah?«
»Nein, nein, schon gut. Im Moment habe ich nur den Überblick verloren. Die letzte Schaukelstrecke hat mich geschafft. Schließlich bin ich nicht mehr die Jüngste.«
»Das sagst ausgerechnet du.« Jane konnte das Lachen nicht mehr zurückhalten. »Du willst doch immer an der Front mitmischen. Wie oft haben wir dir gesagt, dass du…«
»Ja, ja, schon gut, Mutter. Ich weiß Bescheid. Ich werde mich danach richten. Aber nicht jetzt.« Sie deutete zum Haus hin. »Das müssen wir uns anschauen.«
Der Bau stand an einer exponierten Stelle. Egal, aus welcher Richtung der Wind wehte, erwischt wurde er immer. Und das hatte Spuren hinterlassen. Die Wände sahen an verschiedenen Stellen aus wie angenagt. Da hatte die salzhaltige Luft selbst das Gestein angegriffen. Es waren keine Fenster zerstört worden. Deren Scheiben wurden durch knochenbleiche Kreuze gehalten.
Ein weit vorgezogenes Dach schützte die Tür und Seiten des Hauses. Es bestand nicht nur aus Pfannen, sondern auch aus Reetgras. Das jedoch war im Laufe der Jahre brüchig und teilweise durch den Wind abgedeckt worden.
Jane stützte Lady Sarah, als sie die letzten Schritte bis zur Tür gingen. Sie war verschlossen, und Jane hoffte nur, dass man sie nicht abgeschlossen hatte. Wenn ja, würde sie sich einen anderen Weg ins Haus suchen.
Vor der Tür blieben sie einen Moment stehen. Jane ließ die ältere Frau los und bat sie, hier zu warten.
»Wo willst du hin?«
»Nur einmal um das Haus herum.«
»Gut.« Sarah schaute der Detektivin nach, bis sie nicht mehr zu sehen war. Sie merkte den Wind, der hier an der Haustür entlangstrich. Sie sah den Himmel, der sich immer mehr eindunkelte, sodass das Haus anfing, Schatten zu werfen.
An der Tür blieb sie nicht stehen. Sie ging einige Schritte zur Seite, um ein Fenster zu erreichen. Sarah brauchte sich nicht mal auf die Zehenspitzen zu stellen, um in das Haus hineinzuschauen.
Leider war die Scheibe schmutzig und beschmiert, sodass sie nicht viel sehen konnte. Sie erkannte nur einige Möbelstücke, einen Bewohner entdeckte sie nicht. Und auch kein Gespenst oder Geist.
Jane kehrte zurück.
»Wir sind allein, Sarah. Es hält sich niemand in der Nähe auf.«
»Dann warte mal ab, was wir im Haus vorfinden.«
»Ich habe keinen Menschen gesehen.«
Die Horror-Oma lächelte. »Ich möchte gern erfahren, wie mein früherer Mann gelebt hat.«
»Keine Sorge, das wirst du gleich.«
Jane übernahm die Führung. Sie schaute sich die Tür genauer an.
Ihr Holz war mal grün gestrichen worden, aber jetzt war es ausgebleicht.
Jane drückte gegen die Tür. Nach einem kurzen Widerstand gab sie nach. Die Scharniere ächzten. Etwas rieselte zu Boden. Möglicherweise war es Rost, aber es konnte auch irgendwelcher Dreck oder klumpiger Staub sein.
Schlechte Luft schlug den beiden Frauen entgegen, als sie die Schwelle übertreten hatten.
Die Luft schmeckte nach Staub. Nach Vergessen und Vergänglichkeit. Spinnweben hatten sich gebildet und streiften durch die Gesichter der Frauen. Jane Collins blieb stehen. In der Türöffnung malte sich noch die Gestalt der Horror-Oma ab. Sie wartete darauf, dass Jane Collins das Licht einschaltete.
Das hatte sie auch vor. Sie fand auch den Schalter, den sie noch drehen musste, wobei sie dann ein Klicken hörte.
Mehr passierte nicht.
Es wurde keine Lampe hell. Beide Frauen blieben im Halbdunkel des Eingangsbereichs stehen.
»Willst du das Haus im Dunkeln durchsuchen?«, fragte Sarah.
»Das hatte ich nicht vor.« Jane kramte schon in ihrer Handtasche herum.
Sie fand die kleine Lampe schnell. Ein heller und sehr langer Lichtfinger bohrte sich in die Dunkelheit und ließ die unzähligen Staubkörner tanzen wie kleine Kristalle.
Jane und Sarah befanden sich in einer kleinen Diele. Sie stellten auch fest, dass die Decke recht niedrig war. Es mochte auch an den dicken Balken liegen, die sich darunter entlangzogen. Zwischen ihnen und der Decke hingen Spinnweben.
Von der Diele her konnten sie in die verschiedenen Zimmer gehen, aber auch nach oben, denn eine recht breite Holztreppe, die mal hell gewesen war, bildete den Aufstieg.
Jane
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