1302 - Die Geisterfalle
Schließlich trage ich den Namen Goldwyn und habe bis heute nicht gewusst, dass er mit einer derartigen Vergangenheit belastet ist. Da muss ich wirklich Klarheit bekommen.«
»Das sehe ich jetzt auch ein«, flüsterte Betty Norman.
»Jetzt müssen Sie uns nur noch verraten, wo wir das Haus finden können.«
Sie winkte ab. »Verfehlen können Sie es kaum. Es steht an exponierter Stelle. Wenn Sie Virley verlassen haben, fahren Sie auf die Dünen zu, aber nicht hinein, das ist verboten. Sie halten sich links, und dann sehen Sie schon das Haus, das ziemlich erhöht auf einer Dünenkuppe steht.«
»Ein Holzhaus?«
»Nein, eines aus Stein. Aber es sieht nicht mehr so gut aus wie früher. Das muss ich Ihnen auch sagen.«
»Macht nichts. Wichtig ist der Inhalt.«
»Ja, ja, das sagt man so.«
Sarah und Jane bedankten sich bei Betty Norman, die davon nichts hören wollte und den Kopf schüttelte, weil sie sich Vorwürfe machte, etwas Falsches gesagt zu haben. Sie erwiderte den Abschiedsgruß auch nicht, sondern setzte sich auf den Stuhl und faltete die Hände wie zum Gebet. Das jedoch sahen die beiden Frauen nicht mehr, denn sie hatte es nach draußen getrieben…
***
Die Auseinandersetzung zwischen uns war nur kurz gewesen, und ich hatte sie verloren.
Robin Dunn bestand darauf, mich zu begleiten, und er führte ein gutes Argument ins Feld, denn erst durch ihn war ich überhaupt richtig an das Problem herangekommen.
Ich hatte zwar schon vorher etwas erfahren, aber nicht so konkret. Da musste ich ihm Recht geben.
»Es wird womöglich schon dunkel sein, wenn wir das Ziel erreichen.«
»Das macht nichts. Ich kenne mich aus. Wir werden uns auch bei Dunkelheit zurechtfinden.«
»Wie Sie meinen.«
Im Büro hatte ich mich abgemeldet und natürlich mit Suko gesprochen, der wenig begeistert war. Er war auch startbereit, doch ich blieb eisern. »Halte du hier die Stellung. Sollte ich nicht allein zurechtkommen, bist du an der Reihe.«
»Was ist mit Jane und Sarah?«
»Die wissen von nichts.«
»Hm…«
»Bitte, tu mir den Gefallen und sag ihnen nichts. Ich möchte nicht die Pferde scheu machen.«
»Okay, John, aber du meldest dich.«
»Das versteht sich.«
Auch Johnny vergatterte ich zum Schweigen. Er wäre ebenfalls gern mitgefahren, doch er brauchte nur meinen Blick zu sehen, um einen Rückzieher zu machen.
Ich hatte es plötzlich eilig, was Robin Dunn sehr recht war. Am Stadtrand von London hielten wir noch kurz an, um uns mit Getränken und etwas Essbarem zu versorgen, dann gab ich Gummi.
Das konnte ich auch, denn die Straßen waren frei. Je weiter wir nach Osten fuhren, umso mehr hellte sich der Himmel auf, und aus dieser Bläue fiel keine einzige Schneeflocke. Die Reifen sangen über den Asphalt hinweg. Der Tank war voll, und ich fühlte mich gut in Form. Ich überließ mich auch meinem Gefühl, das mir irgendwie sagte, genau das Richtige zu tun.
Ich würde etwas finden, was die Aussagen der Horror-Oma bestätigten. Aber das war noch längst nicht so weit.
Erst mussten wir die Strecke hinter uns bringen.
Robin Dunn wusste genau, wie wir zu fahren hatten. Hin und wieder erzählte er mir von seinem Beruf. Für ihn gab es nichts Spannenderes als Tiere zu fotografieren. Damit verdiente er sein Geld.
Die Namen der Orte, die wir passierten, kannte ich nicht. Ich las sie und vergaß sie wieder. Wichtig war einzig und allein Virley, wo die verdammte Mauer gestanden hatte.
Ein paar Meilen vor dem Ziel sprach Dunn wieder von dieser Mauer, deren Existenz er überhaupt nicht verstand. Er hatte sich über lange Zeit in der Gegend herumgetrieben und sie nie gesehen.
Und so schnell hätte sie auch niemand hochmauern können.
»Sagen Sie doch was, John. Sie haben ebenfalls darüber nachgedacht. Was könnte die Lösung sein?«
»Ich weiß es noch nicht.«
»Gut, das akzeptiere ich. Aber es muss eine Lösung geben.« Er schaute auf seine rechte Faust. »Das kann doch nicht der Himmel oder die Hölle geschickt haben.«
»So denke ich auch.«
»Und weiter?«
»Lassen wir es darauf ankommen.«
Meine Antwort gefiel ihm nicht. Ich bemerkte, dass er mich von der Seite her anschaute. »Sie wissen etwas, John, das spüre ich. Und Sie wollen oder können nichts sagen.«
»Sehen Sie es einfach so, dass ich mich informieren muss. Danach müssen wir überlegen, wie es weitergehen soll.«
»Gut.« Der Fotograf nickte. »Belassen wir es dabei. Aber eines sage ich Ihnen. Diesmal werde ich meine Kamera nicht im Auto
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