1303 - Blut für das Disco-Trio
eine Katze. Den Rand des Podiums konnte sie von ihrer Stelle aus nur durch einen Sprung erreichen.
Auf irgendwelche Sicherheiten an den Rändern war verzichtet worden, was ich nicht verstand. Das war jetzt egal.
Die Schwarzhaarige flog hoch. Sie krallte sich fest, um mit einem Klimmzug das Podium zu erreichen.
Ich war schneller!
Mit beiden Armen umschlang ich ihre Hüften. Damit hatte sie nicht rechnen können, und sie besaß auch keine Krallen, mit denen sie sich hätte festklammern können. Es waren nur normale Hände, und die rutschten von der Kante ab.
Sie fiel mir entgegen.
Ich sprang geschickt zur Seite und ließ sie los.
Vor meinen Füßen prallte die Gestalt auf und sackte in die Hocke. Sie brüllte ihren Hass und ihre Verwunderung hinaus und wollte wieder hochschnellen, wobei sie zuerst den Kopf anhob, um erkennen zu können, wer sie da angegriffen hatte.
Sie sah mich.
Aber sie sah noch mehr!
In der rechten Hand hielt ich mein Kreuz. Ich hätte sie auch erschießen oder pfählen können, doch das Kreuz als Waffe war nicht so auffällig. In der nächsten Sekunde malte sich auf ihrem Gesicht ab, was sie dachte oder welche Gefühle sie durchströmten. Sie wusste genau, was sie von dem Kreuz zu halten hatte. Eine irrsinnige Angst hatte von ihr Besitz ergriffen. Sie wusste nicht, was sie tun sollte. Sie war völlig durcheinander. Sie schlug mit den Armen um sich. Ihr Gesicht schien sich auflösen zu wollen, und ich hatte alles um mich herum vergessen. Ich dachte nur an diese Unperson.
Ein Wort mit ihr zu sprechen, wäre überflüssig gewesen. Als sie sich bewegte und zur Flucht entschloss, griff ich ein.
Mit einer gedankenschnellen Bewegung holte ich sie in meine Nähe und presste das Kreuz gegen sie.
Ein Schrei!
Wahnsinnig, mächtig. Er übertönte selbst den Lärm in meiner Nähe. Es war nicht zu beschreiben, denn mit Menschlichkeit hatte er nichts mehr zu tun.
Sie rollte sich über den schmutzigen Boden, immer begleitet von einem tierischen Gebrüll, das mit fortlaufender Zeit abebbte. Ihr Körper löste sich nicht auf. Es drang auch kein Rauch aus ihm hervor. Sie war eben noch nicht lange genug eine Untote gewesen. Ihr Fleisch war noch frisch, nicht alt. Wenn man so wollte, gehörte sie zu den modernen Vampiren. Ihr Sterben war ein anderes.
Ich brauchte mich nicht mehr um sie zu kümmern und drehte mich auf der Stelle. Für wenige Sekunden sah ich die entsetzten Gesichter derer, die mich im Kreis umstanden, aber darum kümmerte ich mich nicht. Es gab anderes zu tun.
Über mir auf dem Podium war die Hölle los. Jetzt nahm ich den gleichen Weg, den auch die Untote hatte nehmen wollen…
***
Johnnys Angriff hatte für einen winzigen Moment Erfolg gezeigt, denn damit hatten die beiden anderen Blutsaugerinnen nicht gerechnet. Sie waren konsterniert. Genau das nutzte Johnny aus.
Es war ihm egal, wie viele Leute zuschaute, er musste es tun. Aus seinem Mund drang ein irrer Schrei. Er packte Hillary und riss sie aus den Griffen der Weiber.
Hillary taumelte auf ihn zu. Sie kreischte. In ihren Augen stand die Wut auf Johnny. Darauf nahm er keine Rücksicht. Für lange Erklärungen war keine Zeit. Er wollte sie von der Bühne haben und dann selbst nach unten springen.
Sie taumelte durch den Schwung hinter Johnny weiter. Was mit ihr passierte, bekam er nicht mit. Er wollte die Blutsaugerinnen ablenken und an einer anderen Stelle abspringen.
Zu zweit warfen sie sich gegen ihn. Sie hatten das Glück, von verschiedenen Seiten zu kommen und versperrten Johnny den Weg.
Er musste kämpfen.
Für einen Moment flackerte Panik in ihm hoch. Er wusste auch nicht, was er auf die Schnelle unternehmen sollte. Genau das war sein Fehler. Der angesetzte Rundschlag der Dunkelhäutigen erwischte ihn am Kopf und schleuderte ihn zur Seite.
Sie fielen über ihn her wie zwei Tiere. Sie wollten sein Blut. Die Mäuler waren nichts anderes als offene Luken, aus deren Oberseiten die Zähne hervorschauten.
Johnny wehrte sich. Er riss die Arme hoch und wollte sie zurückstoßen. Bei der Farbigen gelang es ihm, nicht bei der Rotblonden.
Michelle presste ihn durch ihr Gesicht auf die Holzplanken. Sie war von einem wahren Rausch erfüllt, hielt seine Hände fest und beugte sich weit über ihn.
Auch Sheena hatte sich wieder gefangen. Auf allen vieren robbte sie dem Opfer entgegen. Weit offen stand ihr Maul. Blut! Blut! Das war ihr einziger Gedanke.
Johnny wehrte sich. Er bockte seinen Körper in die Höhe. Er packte es nicht
Weitere Kostenlose Bücher