1303 - Blut für das Disco-Trio
länger bitten. Diesmal sangen sie nur. Die Musik lief vom Band. Johnny fiel ein, dass Anastasia wegen Dealerei verurteilt worden war. Er wunderte sich darüber, dass sie so schnell aus dem Knast entlassen worden war.
Dann legten sie los.
Sie waren super!
Das waren sie immer. Aber heute spulten sie irgendwie ihr Programm ab. Sie tanzten dazu, nur kamen Johnny ihre Bewegungen langsamer vor als sonst. Alles wirkte so marionettenhaft. Okay, da musste jeder Song auch von den Bewegungen einstudiert werden, nur kamen sie ihm in dieser Nacht so vor wie jemand, der seine Schau einfach durchzog und froh war, wenn sie sich dem Ende näherte.
Die Gäste auf der Tanzfläche und auch die am Tresen bemerkten davon nichts. Sie waren hin und weg. Sie versuchten, die Bewegungen nachzuahmen. Sie sangen auch mit, aber die Stimmen der Hot Spots überschrillten alles andere.
»He, he, he!«, kreischte Hillarys Stimme in seine Ohren. Sie hatte ihre Hände auf Johnnys Schultern gelegt und hüpfte im Takt mit.
Sie war wirklich voll auf dem Trip, und als der erste Song beendet war, brach ein wahrer Sturm aus Beifall über die Bühne herein, auf der sich die Hot Spots verneigten.
Das taten sie immer. Sie schrien nicht, wie andere Mitglieder einer Band, sie wirkten immer recht steif, und in diesem Fall kamen sie Johnny noch steifer vor.
»Wow, die sind gut, nicht?«
»Kann man wohl sagen.«
»Sollen wir jetzt tanzen?« Hillary ließ einfach nicht locker.
»Geh mal allein.«
»Dazu habe ich keinen Bock.«
»Dein Problem.«
»Mit dir ist heute nichts los, wie?«
»Das kannst du nicht sagen. Ich bin gekommen, um die Hot Spots zu hören. Außerdem ist es mir zu voll.«
»Okay, dann bleiben wir.«
»Das muss nicht sein«, sagte Johnny. Er hatte leise gesprochen, damit Hillary es nicht hörte.
Der zweite Song!
Er begann mit einem harten Gitarrensolo. Die drei Sängerinnen wippten dabei mit ihren Füßen. Die Hände hielten die Stangen der Mikros umklammert, und dann ging es los.
Sie explodierten fast. Und diesmal erlebte Johnny ihre echte Schau. Ja, da hatten sie etwas hineingelegt. Sie tanzten über die Bühne, sie wechselten permanent ihre Plätze, drehten sich auf der Stelle, zuckten mit den Körpern, den Armen und den Beinen und waren wirklich in einer bestechenden Hochform.
Das ließ auch Johnny nicht kalt. Vergessen war der erste, beinahe lustlose Auftritt. Er gab sich dieser Musik hin, die immer härter und schneller wurde, sodass die Tanzfläche mit den Gästen in noch stärkere Bewegungen geriet, denn jeder wollte so sein wie die Gruppe.
Wie dieser Song endete, wussten alle, denn sie kannten sich aus.
Mit einem Schrei aus drei Kehlen, der sich allerdings anhörte wie aus einer. So gut waren die Girls aufeinander abgestimmt.
Und wieder tobte die Halle. Diesmal machte auch Johnny mit.
Hillary war sowieso nicht mehr zu halten. Es dauerte eine Weile, bis sich die Masse beruhigt hatte und sich die drei Mädchen auf der Bühne Gehör verschaffen konnten.
Alle warteten auf den dritten Song. Einige schrien schon den Text gegen die Bühne, aber Anastasia, Michelle und Sheena hielten sich zurück. Das war Johnny neu. Sie schienen ihr Programm geändert zu haben. Es war die dunkelhaarige Anastasia, die die Initiative übernahm, einen Schritt näher an ihr Mikro herantrat und dann zu sprechen begann.
Es war noch recht laut in der Halle, doch schon nach den ersten Worten beruhigte sich die Szene.
»Es ist so, liebe Freunde«, säuselte Anastasia fast in ihr Mikrofon.
»Wir haben uns etwas ausgedacht.«
»Super, super…!«
»Moment, Moment nicht so forsch. Es handelt sich nicht um einen neuen Song, sondern um die Schau hier. Ich meine hier…«, sie deutete zu Boden. »Hier auf den Brettern der Bühne. Wir möchten gern zwei von euch bei uns oben haben. Sie sollen mitmachen. Sie sollen tanzen, sie sollen singen. So richtig fetzig sein. Na, ist das was?«
Mit diesem Vorschlag hatte niemand gerechnet. Er war einfach zu irre.
Aber es gab innerhalb der Halle trotzdem eine Person, die schneller reagierte als alle anderen.
»Hiiiiieer…!«, kreischte Hillary los und wurde auch im letzten Winkel der Halle gehört. »Ich und mein Freund sind dabei!« Sie sprang auf der Stelle auf und nieder.
Es waren nicht wenige Köpfe, die sich ihnen zudrehten. Johnny war so perplex, dass er nichts sagen konnte. Er erwachte erst, als Hillary ihn mitzog und sich mit ihm einen Weg durch die Menge bahnte Er stemmte sich gegen den Griff. »He,
Weitere Kostenlose Bücher