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1304 - Das Gericht der Elfahder

Titel: 1304 - Das Gericht der Elfahder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Verhandlung sind sechzehn Geschworene berufen worden. Zehn von ihnen sind Kodextreue, sechs sind Azimu. Dies entspricht dem tatsächlichen Kräfteverhältnis unter den Elfahdern und ist deshalb gerecht. Ich bin Turpol, der Oberste Richter. Wie Chefankläger Meglamath gehöre ich zu den Kodextreuen, während Shematin ebenfalls ein Azimu ist. Dies ist logisch, denn ein Azimu würde dich niemals anklagen und ein Kodextreuer dich niemals verteidigen, Toshin Bull."
    „Ich weiß, daß ich ein Toshin bin", sagte ich, als ich feststellte, daß Turpol nicht weitersprechen wollte. „Aber das ist kein Grund, mich vor ein elfahdischen Gericht zu stellen!"
    „Die Tatsache allein nicht, da hast du recht", antwortete der Oberste Richter. „Es sind die Dinge, die damit verknüpft sind. Meglamath wird mehr darüber sagen, wie ich vermute."
    Wieder schwieg er. Der Elfahder zu meiner Rechten bewegte eine Hand und deutete auf mich. Die Geste wirkte äußerst menschlich. Die Rüstung erhob ihre Stimme. Es war Shematin.
    „Mein Mandant ist fremd auf unserer Welt und nicht mit ihren Gebräuchen vertraut. Deshalb bitte ich euch, nicht darauf zu achten, wenn er sich falsch verhält. Allein seine Worte sollen als Maß gelten. Ich werde darauf achten, daß er der Würde des Gerichts so gut wie möglich gerecht wird!"
    „Das Wort hat der Oberste Ankläger!" verkündete Turpol.
    Meglamath räusperte sich umständlich. Er erhob sich ebenfalls nicht, und er hatte keinerlei schriftliche Unterlagen zur Verfügung. Es gab auch keine Aufzeichnungsgeräte.
    Was zählte, war allein das Wort.
    Die Geschworenen würden sich ein Bild machen und ihr Urteil fällen. Das Urteil würde verkündet und in einen Speicher eingegeben werden. Nicht mehr und nicht weniger.
    Hatte ich die ganze Sache bisher mit Gelassenheit betrachtet, so machte sich angesichts dieser entschiedenen Durchführung doch ein Gefühl der Beklemmung in mir breit.
    „Der Terraner trägt den vollen Namen Reginald Bull. Er ist für sich selbst verantwortlich, ist ein Freier. Er gehört zu keinem Kriegertroß. Er kam mit vielen tausend Vironauten in die Mächtigkeitsballung ESTARTU. Ein Sotho namens Tal Ker gab ihm ein Permit. Er hat sich dieses Permits als unwürdig erwiesen und wurde daraufhin von Ijarkor zum Toshin gemacht. Diese Entscheidung des Ewigen Kriegers ist unwiderrufbar. Für die Dauer von etwa hundert Jahren seiner eigenen Zeitrechnung ist Bull ein Geächteter. Er hat keine Rechte in ESTARTU. Jeder könnte ihn jederzeit töten. Wir Elfahder jedoch sind keine Barbaren. Wir sind gerecht und werden deshalb alles gegeneinander abwägen. Gut gegen Böse, Recht gegen Unrecht. Toshin Bull befindet sich auf unserer Heimatwelt, deshalb untersteht er automatisch unserer Rechtsprechung."
    Meglamath hielt inne, er hatte seine Einleitung offensichtlich beendet. Sein Kopf ruckte nach rechts und links, er blickte die Anwesenden der Reihe nach an.
    „Seit einigen Jahren ist die Milchstraße mit der Mächtigkeitsballung von ESTARTU liiert.
    Sotho Tyg Ian hat sie mit einem Wunder gekrönt", fuhr er fort. „Damit ist auch Bull indirekt Angehöriger der Mächtigkeitsballung. Dies erschwert sein Vergehen noch zusätzlich."
    „Worin besteht dieses Vergehen?" fragte Shematin scharf. Ich lauschte aufmerksam der Unterhaltung. Ich ertappte mich dabei, daß ich es wie ein Unbeteiligter tat. Die Elfahder sprachen das Sothalk sehr melodisch aus, ihre Stimmorgane verliehen ihm eine musikalische Eigenständigkeit.
    „Er hat sein Permit vernichtet, indem er es in die Sonne Virgo-Tor warf!" erwiderte Meglamath.
    „Dafür wurde er bereits bestraft. Durch Ijarkor! Es gibt nach elfahdischen Recht keine Doppelbestrafung!"
    „Das ist richtig", sagte Turpol. „Meglamath weiß es auch. Hören wir ihm weiter zu!"
    „Kein Elfahder wird Bull wegen dieser Tat noch einmal zur Rechenschaft ziehen wollen.
    Was damals geschah, wurde bereits gerichtet. Es geht um die Zeit, die seitdem vergangen ist. Wir wissen, daß Toshin Bull überall in ESTARTU unterwegs ist. Er sammelt Informationen, und er hält Kontakte zum Desotho. Er soll auch mit anderen Rebellenorganisationen zusammenarbeiten. Seine Absicht liegt auf der Hand!"
    „Alle diese Organisationen sind lebendiger und natürlicher Bestandteil des Permanenten Konflikts. Das sind die Worte Ijarkors!" fiel Shematin ein, und ich begann langsam Achtung vor diesem Elfahder zu bekommen, der nicht nur irgendeine Verteidigung eines Fremden vollführte, sondern engagiert

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