1304 - Das Gericht der Elfahder
Umständen sinnlos. Und die Verhältnisse auf Cloreon führten mir und den Vironauten endgültig das Verbrechen vor Augen, das der Krieger Kalmer in seiner Galaxis begeht. Ganze Völker werden vernichtet, Volksgruppen gegeneinander gehetzt.
Wenn dies die Philosophie vom Permanenten Konflikt ist, dann ist es eine Philosophie des Untergangs. Wollt ihr sagen, daß ihr das gutheißt? Oder was geschah im Cepor-System?
Nagath wurde mit einem Wunder gekrönt, das Volk des Planeten ins Unglück gestürzt.
Muß ich über die Heraldischen Tore von Siom Som sprechen oder über die anderen Wunder, die die Vironauten am eigenen Leib erleben mußten? Haben wir nicht das alles mit dem Verlust von Artgenossen bezahlt? Roi Danton, Ronald Tekener und ihre Lebensgefährtinnen müssen tot sein! Ist das der Sinn des Permanenten Konflikts, nur Unheil zu bringen? Die Ewigen Krieger, verwalten sie das Erbe ESTARTUS wirklich gut? Jeder Vironaut in der Mächtigkeitsballung weiß inzwischen, daß ESTARTU hier nicht mehr lebt.
Sie hat vor langer Zeit ihre Mächtigkeitsballung verlassen. Was ist aus ihrem Erbe geworden! Die Krieger haben das Prinzip des Dritten Weges verfälscht und eine Lehre von der gegenseitigen Vernichtung daraus gemacht. Warum?"
„Du kannst das alles nicht beurteilen. Du stammst aus einer Galaxis, die zum damaligen Zeitpunkt noch kein Wunder ESTARTUS kannte", gab Turpol zur Antwort und zeigte damit deutlich, was er von meinen Worten hielt. Er sah sie als ungeschickten Versuch einer Verteidigung an.
„Sprecht nicht so sehr von Bull, sondern von Volcayr", warf Shematin ein. „Volcayr genießt Achtung bei uns allen. Volcayrs Erfahrung übersteigt alles, auch unser Rechtsempfinden. Volcayrs Wort besitzt Kraft. Und vieles, was Volcayr uns erzählt hat, deckt sich mit dem, was Toshin Bull berichtet!"
„Volcayr weiß die Wahrheit!" sagten mehrere der Geschworenen. „Volcayr könnte besser als wir diesen Fall entscheiden, aber er ist nicht hier. Wir müssen selbst zu einem Urteil finden!"
Unruhe entstand am Eingang. Ein weiterer Elfahder betrat Mahalu Haki.
„Einer der Gefangenen ist ausgebrochen", berichtete er.
„Ich weiß", entgegnete Turpol. „Ich wurde innerlich um etliches ruhiger. Ein wenig Aufregung draußen konnte uns nur nützlich sein. Und Fazzy hatte Volcayr benachrichtigt. Hoffentlich befand sich der Elfahder in erreichbarer Nähe. Die Chance war allerdings gering.
„Genug geredet", rief Meglamath laut. „Es steht nun fest, daß Toshin Bull ein erklärter und erbitterter Gegner der Ewigen Krieger ist. Das Potential ist noch stärker, als ursprünglich von mir angenommen wurde. Bull ist nicht nur eine Gefahr für die Ewigen Krieger und den Konflikt, er ist eine Gefahr für die ganze Mächtigkeitsballung!"
„Hat die Verteidigung noch etwas zu sagen?"
„Nein", erklärte Shematin auf die Frage des Obersten Richters. „Jedes weitere Wort wäre überflüssig. Ich appelliere jedoch an die Geschworenen, nicht zu vergessen, daß der Angeklagte nichts getan hat, wofür er verurteilt werden könnte."
„Dann kommen wir zur Urteilsfindung. Ich bitte die Geschworenen, ihre Meinungen darzulegen", sagte Turpol.
Einer nach dem anderen erhob seine Stimme. Das Ergebnis war niederschmetternd. Die zehn kodextreuen Geschworenen wichen nicht in ihrer Meinung voneinander ab. Die sechs Azimu ebenfalls nicht. Die Mehrheit war entscheidend.
„Damit steht das Urteil fest", verkündete Turpol. „Der Toshin Bull wird zum Tod verurteilt.
Noch im Lauf dieses Tages wird er die Injektion erhalten!"
Ich lauschte nur mit halbem Ohr, obwohl mich die Urteilsverkündung stark erregte. Es wollte mir nicht in den Kopf, wie intelligente Wesen derart verbohrt sein konnten. Helfen hatte ich ihnen wollen, diesen Narren. Keinen Gedanken verschwendete ich mehr daran.
Das leise Fiepen des Armbandkoms nahm meine ganze Aufmerksamkeit in Anspruch. Ich betätigte das Freizeichen. In meinem rechten Ohr klang Fazzys Stimme auf.
„Parlan ist tot", verkündete er. „Sie haben ihn in seiner Zelle verhungern lassen. Wir wissen es definitiv aus einem abgehörten Funkspruch!"
Er sagte nichts mehr, und ich schaltete ab.
„Ihr seid Mörder!" rief ich aus und gab mein Wissen preis. „Wenn jemand sterben muß, dann der, der dies zu verantworten hat!"
Turpol und Meglamath sprangen auf. Sie begannen auf Shematin einzureden, aber der Anwalt rührte sich nicht.
„Mörder!" wiederholte er. „Wie tief ist unser Volk gesunken, daß ein Toshin
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