1305 - Im Schloss der Zombie-Frauen
an die Tierärztin Maxine Wells denken, die sich in der Gewalt der Voodoo-Gräfin befand. Die Befürchtung, sie als lebende Leiche zu finden, wollte nicht aus meinem Kopf weichen. Es wäre das Schlimmste gewesen, was uns hier hätte widerfahren können. Ich wollte über dieses Thema nicht mit Carlotta reden, brauchte allerdings nur in ihre Augen zu schauen. Der Blick war gut zu deuten. Sie dachte ebenso an Maxine wie ich.
»Wir müssen sie suchen, John.«
»Sicher.«
Ich spürte ihren Griff an meinem Arm. »Glaubst du denn, dass sie… dass sie auch …«
»Nein, Carlotta.«
Die Antwort wollte sie nicht akzeptieren. »Das sagst du nur so, um mich zu beruhigen.«
»Bestimmt nicht.«
Sie ließ nicht locker. »Und warum nicht?«
»Das will ich dir gern sagen, Carlotta. Maxine Wells ist eine Frau, die sich zu wehren weiß, die auch selbstsicher genug ist, um einer Person wie der Voodoo-Gräfin entgegenzutreten, und auf der anderen Seite ist sie etwas Besonderes für Alexandra.«
»Wieso?«
Ich zuckte mit den Schultern und sagte: »Da kann ich nur raten. Maxine gehört nicht hier in dieses Frauenhaus. Sie ist nicht geflüchtet. Sie leidet nicht unter den Ängsten. Aus diesem Grund wird es für eine Person wie die Voodoo-Gräfin etwas ganz Besonderes sein, sie erst mal mit diesen Gegebenheiten hier bekannt zu machen. Sie will ihr zeigen, was sie hier aufgebaut hat und wie chancenlos sie letztendlich ist. Und erst dann wird sie versuchen, zuzuschlagen.«
»Das glaubst du?«
»Ich hoffe es. Es ist mehr ein Gefühl.«
Carlotta nickte und lächelte zaghaft. »Dann müssen wir sie jetzt suchen.«
»Deshalb sind wir hier.«
»Und wo?«
»Das Schloss ist groß, Carlotta.«
»Willst du in jedem Zimmer nachschauen?«
Auf diese Frage hatte ich gewartet. Ja, das wollte ich, denn ich musste einfach herausfinden, ob alle Frauen durch die Magie des Voodoo so verändert worden waren. Wenn ja, dann mussten sie durch mich erlöst werden.
»Willst du es?«
»Wir werden es tun.«
Carlotta schaute für einen Moment zu Boden. »Ja, das denke ich auch«, sagte sie leise.
»Dann komm.«
Ich drehte mich um und ging auf die Zimmertür zu. Carlotta folgte mir.
Im Gang war alles ruhig. Das Schloss schien ausgestorben zu sein. Das traf jedoch nicht zu. Die Voodoo-Gräfin hatte Platz genug, um sich zu verstecken. Ich nahm mir das nächste Zimmer vor.
Die Tür schwang langsam nach innen. Uns öffnete sich der Blick in einen menschenleeren Raum.
Ich hörte, wie Carlotta aufatmete. Mir war ebenfalls wohler.
Trotzdem schaute ich mich noch kurz um. Das Zimmer war ähnlich eingerichtet wie das zuvor, aber diesmal nicht besetzt, und das kam mir doch sehr entgegen.
Carlotta war auf dem Gang zurückgeblieben. Sie fror und zog die Schultern hoch. »Ich glaube nicht, John, dass es alle waren«, sagte sie mit leiser Stimme. »Oder?«
»Da hast du leider Recht. Es waren nicht alle.«
»Wo sind sie dann?«
»Wir werden sie finden.«
Das Vogelmädchen schaute mich an. Es bemerkte, dass ich nichts mehr sagen wollte und akzeptierte dies.
Wir schauten in weitere Zimmer hinein und erlebten das Gleiche.
In keinem weiteren Raum fanden wir noch eine dieser untoten Gestalten. Wenn es noch welche gab, dann hielten sie sich an anderen Orten auf. Das Schloss war schließlich groß genug.
Jetzt, wo ich mich wieder etwas entspannt hatte, galt einer meiner Gedanken Suko. Er wollte zum Schloss fahren, und ich fragte mich, ob er es bereits geschafft hatte, sich Einlass zu verschaffen.
Wenn ja, dann bestimmt nicht auf die normale Art und Weise. Dafür kannte ich ihn zu gut. Außerdem wollte Suko nicht unbedingt gesehen werden.
Uns umgab wieder diese ungewöhnliche Stille, deren Eigenschaften man schlecht beschreiben konnte. Sie war irgendwie feucht, sie war klamm auf eine gewisse Art und Weise, aber sie war nicht beruhigend. In ihr schien sich etwas zu verstecken, das nur auf ein bestimmtes Ereignis wartete, um sich lösen zu können.
Ich untersuchte noch weitere vier Zimmer, dann hatte ich es hinter mich gebracht.
Keine Frauen mehr, auch keine untoten.
Ich holte tief Luft und versuchte, mich zu beruhigen. Mein Blick glitt zu Carlotta, und sie sah mein knappes Lächeln.
»Du lächelst doch nicht, weil es dir Spaß macht – oder?«
»Nein.«
»Du willst mich beruhigen.«
»Auch. Aber zunächst mal bin ich beruhigt, weil wir keine weiteren Frauen oder Zombies entdeckt haben. Das gibt mir eine gewisse Hoffnung, auch wenn sie noch schwach
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