1305 - Im Schloss der Zombie-Frauen
ist.«
»Aber du glaubst nicht, dass es nur die beiden waren, die da zu Untoten gemacht wurden?«
»Nein, daran glaube ich nicht. Ich befürchte, wir werden hier noch einige Überraschungen erleben. Vor allen Dingen bin ich gespannt auf die Voodoo-Gräfin.«
»Und wenn sie nicht hier ist?« Ich schaute Carlotta für einen Moment an und lächelte ihr zu. »Sie ist hier, darauf kannst du dich verlassen. Sie hat etwas vor, und sie wird es durchziehen. Nicht hier oben. Es gibt noch andere Etagen oder auch Verstecke. Und dort werden wir uns umschauen.«
»Was ist wohl mit Maxine?« Ich deutete auf die recht breite Steintreppe, die vor uns lag. »Lass uns erst mal weitergehen, Carlotta…«
***
Maxine Wells hielt den Atem an. Sie wusste nicht, was sie sich vorgestellt hatte oder ob sie sich überhaupt irgendwelche konkreten Gedanken gemacht hatte, aber dieses Bild hätte sie nie im Leben erwartet. Es war einfach überwältigend und schaurig zugleich.
Zuerst hatte sie gedacht, eine Höhle zu betreten. Das traf nicht zu. Sie schaute in einen großen Raum hinein, der sich vor ihr ausbreitete und sich auch nach hinten streckte. Er war nicht dunkel, er war auch nicht hell. Er war auf eine bestimmte Art und Weise düster, doch nicht so dunkel, dass sie nichts hätte sehen können.
Nur war sie von diesem Anblick so überrascht, dass sie es nicht glauben konnte, und sie wurde durch das indirekte Licht auch irritiert.
Es floss oder kroch aus den Wänden. Das jedenfalls dachte sie beim ersten Hinschauen. Beim zweiten fielen ihr die Kacheln auf, mit denen die Wände bedeckt waren. Dort, wo sich normalerweise der Mörtel befand, malten sich kleine Lampen ab. Sie umrahmten die Kacheln. Sie verströmten das diffuse Licht, das nicht hell war, sondern in zwei verschiedenen Farben schwamm. Irgendwo zwischen einem hellen Rot und einem düsteren Violett.
Die Voodoo-Gräfin gab keinen Kommentar ab. Sie ließ Maxine erst mal schauen und sah durchaus die Gänsehaut, die sich auf den Körper der Tierärztin gelegt hatte.
Das Licht streute in alle Richtungen. Und auch nach unten. Dort wurde es reflektiert und zu winzigen und sich leicht bewegenden, zitternden Punkten.
Den Grund erkannte Maxine sehr schnell. Im Boden war eine große ovale Wanne eingelassen worden. Fast bis zum Rand hin gefüllt mit einer dunklen Flüssigkeit, von der Maxine beim ersten Hinschauen annahm, dass es sich um Wasser handelte. Es konnte stimmen, musste aber nicht so sein, und wenn es zutraf, dann war dieses Wasser recht dunkel, noch dunkler als das ungewöhnliche Licht.
Es verging eine bestimmte Zeitspanne, bis sich Maxines Augen an diese Umgebung gewöhnt hatten. Allmählich erkannte sie mehr und fand heraus, dass der vor ihr liegende Raum doch höhlenähnlich war.
In die Wände vor ihr und an den Seiten ebenfalls waren Nischen eingelassen worden. In sie drang das Licht nicht so direkt hinein.
Das genauere Hinschauen machte sich schon bezahlt, denn Maxine stellte fest, dass sie nicht leer waren. In ihnen befanden sich Wannen. Man hatte sie in den Boden eingelassen. Die Wannen wiederum waren mit dunklem Wasser gefüllt, das sich ab und zu bewegte. Kleine Wellen tanzten auf den Oberflächen. Dann und wann drang ein leises Klatschen an Maxines Ohren.
In der großen ovalen Wanne, die schon mehr einem außergewöhnlichen Whirlpool ähnelte, hielt sich niemand auf, aber bei den kleinen Wannen war sich die Tierärztin nicht sicher. Die konnten durchaus noch einen zweiten Inhalt haben.
In den Pool einzusteigen, war leicht. Da konnte der badende Mensch eine Leiter benutzen. Wie tief er war, das sah sie nicht. Das Wasser nahm ihr jede Sicht.
Aber Maxine saugte den Geruch in sich auf. Sie schnupperte einige Male und nahm fremdartige Gewürze wahr, die in der Luft lagen. Möglicherweise gab das Wasser sie ab, in dem sich bestimmt zahlreiche fremdartige Ingredienzen befanden.
Das musste so sein. Das hier waren keine normalen Bäder. Zudem schien das Wasser auch warm zu sein. Wenn sie genauer über die Oberfläche schaute, sah sie den leichten Dampf, der dort aufstieg.
Maxine Wells war in der letzten Zeit mit zahlreichen übersinnlichen Fällen konfrontiert worden. So hatte sie sich zwangsläufig damit beschäftigen müssen. Sie hatte sich die entsprechende Literatur besorgt und vieles nachgelesen.
Da war sie auch auf den Begriff Voodoo gestoßen. Sie wusste etwas damit anzufangen. Sie kannte den Ursprung. Sie wusste, wie sich diese Macht entwickelt hatte und
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