1306 - Das Geheimnis von Chanukah
begriff aber noch immer nicht, warum sich die beiden Terraner nach ihrer Landung hatten gefangen nehmen lassen, wenn zumindest einer von ihnen ein Teleporter war.
Es gab nur eine logische Erklärung: Es war noch eine dritte Person mit im Spiel, und diese Person war ein Mutant.
Bei dieser Überlegung angelangt, unterbrach das ständig aktivierte Nachrichtengerät ihren Gedankengang. Der kleine Schirm leuchtete automatisch auf. Das Gesicht des Lao-Sinh - es handelte sich um den Leiter der kleinen Siedlung in den Bergen - verriet höchste Erregung.
„Ein Mann ist verschwunden, Protektorin. Er hatte von mir den Auftrag erhalten, noch einmal gründlich das Gefängnis zu untersuchen, aus dem die Gefangenen vor einigen Tagen flohen. Er kehrte nicht zurück."
„Wurden Nachforschungen angestellt?" Mei-Lao-T'uos blieb rein äußerlich ruhig und gelassen. „War der Mann allein oder in Begleitung?"
„Er war allein. Ich hielt es nicht für nötig, mehr Leute zu schicken. Es sind ja auch nur ein paar hundert Meter bis zum Bunker."
Sie nickte dem Gesicht auf dem Bildschirm zu.
„Es ist gut. Ich werde in Kürze einige neue Anordnungen bekannt geben."
Der Schirm verdunkelte sich.
Jetzt erst konnte Mei-Lao-T'uos ihrem Ärger und ihrer Wut Luft machen. Unbeherrscht zertrümmerte sie mit einem Schlag ihrer kräftigen Pranke den einfachen Stuhl, der gelegentlichen Besuchern vorbehalten war. Danach erst beruhigte sie sich. Ihr Verstand begann wieder zu arbeiten, normal und logisch.
Beide Lao-Sinh, die entführt wurden, waren allein gewesen. Der eine hinter den Felsen bei der Sonde, der andere beim Bunker oder auf dem Weg dorthin. Der Entführer, mit Sicherheit ein Teleporter, legte also Wert darauf, nicht gesehen zu werden.
Das schien ihr ein wichtiger Punkt für den Plan zu sein, den sie zu entwickeln begann.
Dabei spielte auch der in ihrem Besitz befindliche Paratau eine entscheidende Rolle.
Vor Beginn der Nachtschicht inspizierte sie noch einmal die Montagehalle und die künstlichen Höhlen und ordnete an, daß sich von nun an niemand mehr allein von den anderen entfernen dürfe. Es sollten mindestens immer zwei oder drei Lao-Sinh Zusammensein, damit selbst ein Teleporter Schwierigkeiten hätte, jemanden zu entführen, ohne dabei von den anderen gesehen zu werden.
In dem Glauben, für den Augenblick genug getan zu haben, kehrte sie in ihr Heim zurück und begab sich bald zur Ruhe.
Diesmal nahm sie zwei Paratautropfen mit ins Bett, schloß die Augen und begann zu espern.
Sie empfing zwar wieder die psionischen Streuimpulse eines Mutanten, aber sie blieben erneut unverständlich und gaben keine Hinweise, wenn sie auch ihren Verdacht bestätigten. Der Mutant war demnach nicht nur Teleporter, sondern wahrscheinlich auch Telepath.
Andere Gedankenmuster blendeten sich ein, nur kurz und verworren. Kein Telepath, überhaupt kein Mutant, wußte Mei-Lao-Tuos sofort. Die Impulse waren auch nur schwach und wurden schließlich völlig überlagert, um dann zu verschwinden.
Die Wirkung der beiden Tropfen Paratau ließ merklich nach.
Sie nahm zwei weitere und legte sich erneut auf die Lauer.
An Schlaf war vorerst nicht zu denken.
*
Was haben die Kartanin (oder die Lao-Sinh) in der Galaxis Absantha-Gom zu suchen? fragte sich Bully immer wieder. Und zu welchem Zweck herrscht zwischen Pinwheel und der Mächtigkeitsballung ESTARTU ein ungewöhnlich reger Schiffsverkehr?
Bully war fest entschlossen, darauf eine Antwort zu erhalten.
Die beiden gefangenen Lao-Sinh hockten hinter dem Energievorhang, aber dessen Leistung mußte auf ein Mindestmaß herabgesetzt werden, damit Gucky ungehindert espern konnte. Bei einem Ausbruchsversuch hätten die beiden nur schwache Stromstöße gespürt, aber das konnten sie nicht wissen. Sie mußten die flimmernde Wand für eine tödliche Gefahr halten.
Gucky esperte eine Weile, dann beantwortete er Bullys Frage: „Da haben wir Pech gehabt Die beiden gehören lediglich zum Wachpersonal und haben nicht die geringste Ahnung, was hier in technischer Hinsicht vor sich geht. Sinn und Zweck des Unternehmens sind ihnen unbekannt, und es scheint ihnen auch egal zu sein.
Wir werden also versuchen müssen, jemanden zu erwischen, der mehr weiß."
„Vielleicht sollten wir einen aus dem Gebirgstal unten holen."
Der Gedanke behagte dem Mausbiber ganz und gar nicht.
„Viel zu gefährlich, vielleicht sogar unmöglich wegen der psionischen Strahlung. Wenn ich den Leiter der Wachmannschaft kriegen
Weitere Kostenlose Bücher