1309 - Drei Leichen bis zum Teufel
Toten bückte ich mich, um mir die Wunde genauer anzuschauen. Ich bin kein Arzt, also kein Fachmann, doch im Laufe der Zeit hatte ich leider genügend Menschen gesehen, die auf verschiedene Art und Weise ums Leben gekommen waren. Doreen Lester war durch den Stich eines Messers getötet worden, und das musste eine verdammt breite Klinge besitzen.
Ich fing an, den Killer zu hassen!
Man soll sich als Polizist nicht den eigenen Emotionen hingeben, das ist ein Fehler, aber ich konnte nicht anders. Zudem war ich auch nur ein Mensch. Die Brutalität dieses Verbrechens schockte mich. Die Frau hatte nichts getan. Aber sie hatte sterben müssen.
Und das nur, weil ihr Mörder einem Phantom, dem Teufel, nachlief und ihm einen großen Gefallen erweisen wollte, damit er von ihm akzeptiert wurde und unter seinem Schutz stand. War er irre? Gab es für ihn überhaupt noch Regeln? War er ein Einzelgänger oder steckte mehr dahinter?
Ja, mehr, da war ich sicher. Ich hatte mit Father Ignatius gesprochen. Der Killer war aus Italien gekommen. Er hatte zwei Priester ermordet, und nun standen drei Frauen auf seiner Liste.
Ich dachte wieder an die Priester. In wessen Auftrag hatte er sie ermordet? Steckte auch der Teufel dahinter? Gab es ein anderes Motiv? Ich tendierte mehr dazu, denn dieser Hundesohn kam mir wie ein ausführendes Organ vor. Er handelte in einem Auftrag. Er gehörte zu einer starken Schicht. Zu einer Gesellschaft, vor der selbst die Weiße Macht Respekt hatte. So viel glaubte ich, den dürftigen Erklärungen meines Freundes aus Italien entnommen zu haben.
Ich richtete mich wieder auf. Im Spiegel sah ich, dass meine Gesichtshaut eine dunkle Röte bekommen hatte.
Suko hob die Hand mit dem Handy und sprach mich an. »Ich habe mit Tanner telefoniert. Er hat seine Leute zu Cathy Green geschickt, aber sie war nicht da.«
»Mist.«
»Es kommt noch schlimmer. Von einer Nachbarin haben sie erfahren, dass sie mit ihrem Kleinen spazieren gegangen ist.«
»Mit ihrem Kleinen?«
»Ja, sie hat ein Kind. Einen Sohn. Er ist noch im Babyalter.«
Die Röte verschwand aus meinem Gesicht. Ich erbleichte. »Verdammt, das durfte uns nicht passieren.«
»Meine ich auch. Deshalb denke ich, dass wir hier nicht bis auf das Eintreffen der Mordkommission warten sollten. Zwei Kollegen vom nahen Revier werden hier erscheinen und die Aufgabe übernehmen. Wir müssen so schnell wie möglich zu dieser Cathy Green. Tanner sagte, dass er uns Bescheid geben würde, wenn sie wieder auftaucht. Er sitzt zwar zu Hause, aber er ist dort wie die Spinne im Netz.«
»Das glaube ich dir gern.«
Hazel Smith hatten wir retten können. Bei Doreen Lester waren wir zu spät gekommen. Was würde mit Cathy Green sein?
Ich wollte nicht daran denken. Und auch nicht daran, dass jemand wie dieser Dario Silva auf ein Kind keine Rücksicht nehmen würde. Der Teufel nahm jede Seele gern…
***
Die frische Luft des Vormittags tat Cathy Green gut. Sie vertrieb die schlechten Gedanken, die sie seit dem Anruf überfallen hatten. Zumindest wollte sie diese Erinnerungen zurückdrängen, doch damit hatte sie ihre Probleme.
Immer wieder kam ihr der Anruf in den Sinn und damit natürlich der Mann, der ihn getätigt hatte.
Dario!
Sie schüttelte sich, als sie an ihn dachte. Sie machte sich noch jetzt Vorwürfe, dass sie so dumm gewesen war, sich mit ihm einzulassen. Aber damals hatte er sie fasziniert. Da war sie auch heute noch ehrlich sich selbst gegenüber.
Er war eine faszinierende und geheimnisvolle Gestalt gewesen.
Umgeben von einem Flair, das sie als prickelnd empfunden hatte.
Nichts war davon geblieben, als er sein wahres Gesicht gezeigt hatte. Nur Abscheu und Ekel, was jetzt wieder bei ihr zurückkehrte, denn der verfluchte Anruf hatte die alten Wunden wieder aufgerissen.
Es war eigentlich immer der gleiche Weg, den sie ging. Rudy lag friedlich in seinem Wagen. Er hatte noch etwas vor sich hingebrabbelt und war dann eingeschlafen. Wegen des kühlen Wetters hatte sie das kleine Kind entsprechend dick angezogen und auch eine dicke Decke über ihn gelegt, sodass er vor dem Wind und der Kälte geschützt blieb.
Der kleine Park lag nicht weit entfernt. Im Sommer war er mehr bevölkert, zu dieser kühlen Jahreszeit jedoch hielten sich nur wenige Menschen darin auf. Es waren zumeist immer die Gleichen, die sich hier begegneten. In der Regel nutzten ältere Leute den Spazierweg um den Teich herum, auf dem die Enten schwammen und froh darüber waren, dass das Wasser
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