1309 - Drei Leichen bis zum Teufel
ist…«
»Gib mir einen Grappa. Den habt ihr hier doch – oder?«
»Ja.«
»Dann her damit.«
Doreen holte die Flasche. Sie öffnete sie. Dann stellte sie das Glas daneben. Sie hoffte darauf, dass andere Gäste kamen, doch diese Hoffnung wurde nicht erfüllt. Sie ärgerte sich auch, dass ihre Hand beim Einschenken zitterte und vernahm die höhnisch klingende Frage.
»Nervös?«
»Nein, ich bin die Ruhe selbst.«
»Du hast Angst, wie?«
Sie stellte ihm das Glas auf den Tresen. »Hier, trink deinen Grappa. Und dann lass mich allein, denn ich habe noch zu tun.«
Dario drehte den Kopf. »Stimmt, es ist ja hier besonders voll, wie ich sehen kann. Du wirst dafür bezahlt, Gäste zu bedienen und sie nicht rauszuschmeißen.«
»Du bist kein normaler Gast.«
Er hatte noch nicht getrunken, hielt aber das Glas fest. »Warum bin ich das nicht?«
»Das weißt du selbst.«
»Wegen uns?«
»Ja.«
Er lächelte. »Es ist noch nicht vorbei, Doreen. Es fehlt noch ein Abschluss, verstehst du das? Ich habe es meinem Freund versprochen.«
Sie hatte nicht vergessen, was er gesagt hatte, und fragte deshalb:
»Meinst du den… den Teufel?«
»Genau.« Mehr sagte er nicht. Sehr langsam führte er sein Glas an die Lippen und kippte den Grappa dann mit einem gekonnten Schwung in seine Kehle.
Doreen Lester war bleich geworden. Sie wollte weg, aber sie konnte nicht. Stattdessen beobachtete sie jede Bewegung ihres ehemaligen Liebhabers. Er stellte das Glas wieder hin, schob es zur Seite und starrte sie direkt an.
»Der Teufel!«, raunte er ihr zu, »der Teufel ist mein wichtigster Partner, verstehst du? Er hat für mich etwas getan, und ich bin ihm deshalb was schuldig.«
»Nein, das glaube ich nicht. Das kannst du mir nicht erzählen. Wer kennt schon den Teufel?«
»Ich!«
»Ach ja? Wie sieht er denn aus? Hast du mit ihm gesprochen? Hat er wirklich einen Klumpfuß? Hat er Hörner auf dem Kopf? Hat er einen langen Schwanz, von dem immer berichtet wird? Speit er Feuer? Hast du das alles gesehen…?«
Mehr fiel ihr nicht ein. Silva hatte sie nicht unterbrochen und wartete auch jetzt mit seiner Antwort.
»Was du gesagt hast, stimmt nicht, Doreen.«
»Wie schön«, erklärte sie kratzig.
»Dann sag doch mal, wie er wirklich aussieht.«
»Schau mich an.«
»Das tue ich.«
»Du wolltest doch wissen, wie der Teufel aussieht. Für jeden anders, meine Liebe. Für dich bin ich der Teufel. Das solltest du dir gut merken.«
Es war seltsam. Doreen gab zwar keine Antwort, aber sie glaubte ihm. Einer, der sich so benommen hatte wie er, der konnte nur ein Teufel sein. Der Teufel in Menschengestalt. Sie dachte auch daran, dass der Herrscher der Hölle in zahlreichen Verkleidungen auftreten konnte.
Das ganze Thema widerte sie an. Und sie versuchte es erneut.
»Bitte geh jetzt. Lass mich allein. Ich… ich … will nichts mehr mit dir zu tun haben. Das musst du verstehen. Es ist aus zwischen uns. Es wird auch nicht mehr beginnen, der Riss ist zu groß.«
Dario Silva starrte auf ihre Brüste, wie sie es von vielen Gästen gewohnt war. Aber bei ihm steckte etwas anderes dahinter. Sein Blick zeigte nicht die Gier, die sie sonst kannte. Er lächelte wieder und nickte vor sich hin.
»Du brauchst keine Sorge zu haben, Doreen, es wird zwischen uns nichts mehr beginnen. Es wird auch nicht möglich sein, dass noch mal zwischen uns etwas anfängt, das will ich dir auch sagen. Ich habe nur noch eine letzte Aufgabe zu erfüllen, denn das bin ich meinem Freund, dem Teufel, schuldig.«
»Wie… wieso? Was willst du?«
»Nicht ich – er!«
»Was ist das?«
Er starrte sie mit seinem Eisblick an. »Er will deine Seele, Doreen. Und genau die werde ich ihm besorgen. Ich weiß auch, dass du sie nicht freiwillig überlassen willst. Genau deshalb werde ich sie mir von dir holen. Und zwar so.«
Die Frau sagte nichts. Sie sah, dass er sich bewegte. Allerdings passierte das nur mit seinem rechten Arm.
Was die Hand damit zu tun hatte, sah sie einige Augenblicke später. Da legte Dario Silva mit einer fast sanften Bewegung sein Messer mit der langen Klinge auf den Tresen…
***
Doreen Lester hieß die Frau, die wir als nächste besuchen wollten.
Und sie lebte in Soho. Wir hatten es natürlich eilig, doch die Adresse war nicht so leicht zu finden. Es gab kein Haus, vor dem wir parken konnten. Nach einiger Fragerei stellten wir fest, dass sich die Bude in einem Hinterhof befand. Das Haus gehörte zu einem alten Block, der im Laufe der Zeit durch
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