131 - Der Mörder aus dem Totenreich
sich hatten, während es mir nicht gegönnt gewesen war, ein Auge zu schließen.
Wir erreichten das Grundstück, auf dem Buzz Janssens Haus stand. Nachdem wir den Rover verlassen hatten, krallte ich mir das Monster. »Du begibst dich allein ins Haus und lenkst Yora ab«, sagte ich gepreßt. »Aber sei versichert, daß wir dich keine Sekunde aus den Augen lassen. Wenn du Mist baust, bist du dran.«
Wir schlichen durch den anbrechenden Morgen, nützten die Bäume als Deckung. Schließlich mußten wir stehenbleiben und Buzz Janssen allein weitergehen lassen.
Das Monster entfernte sich. Bestimmt dachte Buzz Janssen nicht mehr daran, zu tun, was wir von ihm erwarteten, deshalb sagte ich zu Boram: »Folge ihm!«
»Ja, Herr.«
»Aber unsichtbar«, fügte ich hinzu.
»Was soll ich tun, wenn er falsch spielt?«
»Dann gehört er dir«, sagte ich.
Was das bedeutete, war klar. Buzz Janssen würde am Todesbiß des Vampirs zugrunde gehen. Boram dehnte seine Dampfgestalt mehr und mehr aus, und bald war er nicht mehr zu sehen.
***
Buzz Janssen überlegte sich, was er Yora erzählen sollte. Die Wahrheit? Das war nicht gut. Er hatte es nicht geschafft, Lance Selby - und somit Odas Geist - zu töten.
Die Totenpriesterin würde in ihm einen jämmerlichen Versager sehen, würde keine Ausrede gelten lassen. Daß der Plan verraten worden war, würde Yora auch nur am Rande interessieren.
Sein Versagen würde ihm eine harte Strafe einbringen. Er Avar nicht bereit, zuzugeben, daß er ihren Befehl nicht ausgeführt hatte. Sie konnte es nicht sofort nachprüfen.
Er näherte sich seinem Haus, in dem immer noch die Leichen von Rebecca und Zandor lagen. Als er es betrat, wurde er vorsichtig. Er blieb in der Halle stehen und rief die Totenpriesterin. Yora erschien. Sie musterte ihn mit ihren grünen Augen eingehend.
Würde sie es sofort wissen, wenn er sie belog?
»Nun?« fragte sie.
Buzz Janssen wischte sich mit der Hand über das lappige Gesicht. »Ich habe es getan.«
»Oda ist vernichtet?«
»Ja, und der Mann, der ihren Geist in sich trug, ist tot.«
»Gut«, dehnte Yora. »Sehr gut. Erzähl mir, wie du vorgegangen bist.«
»Ich drang in Lance Selbys Haus ein. Er schlief. Ich ging in sein Schlafzimmer, nahm ein Kissen und drückte es ihm aufs Gesicht. Im Augenblick seines Todes löste sich Oda von ihm. Sie war konfus. Ich rang sie nieder und zerstörte das Geistwesen mit magischen Worten. Es löste sich kreischend auf.«
Die Totenpriesterin nickte zufrieden. »Nun darfst du dich Vicky Bonneys annehmen. Und Mr. Silver wird dabei Zusehen müssen. Nach dieser Seelenqual wird er so zerbrochen sein, daß jedermann ihm den Rest geben kann.« Buzz Janssen folgte der Dämonin nicht, als sie mit ihm in den Keller gehen wollte. Jetzt wollte er einen Trumpf gegen Tony Ballard ausspielen.
»Ich muß meinen Ausführungen noch etwas hinzufügen«, sagte das Monster schnell.
Yoras Blick huschte an ihm auf und ab. »Was gibt es noch?«
»Aus dem Nachbarhaus kamen zwei Feinde«, berichtete Buzz Janssen. »Tony Ballard und Boram, ein Nessel-Vampir.«
»Ich kenne Boram«, erwiderte die Totenpriesterin unwirsch.
»Sie wollten Lance Selby beistehen, kamen jedoch zu spät. Aber sie folgten mir. Ich konnte sie nicht abschütteln. Sie blieben mir auf den Fersen, und nun sind sie irgendwo dort draußen.«
Yora lächelte eisig. »Dann wollen wir hoffen, daß sie den Mut haben, hereinzukommen, damit ich sie beide töten kann.«
***
Wir fanden einen Weg in den Keller. Lance Selby war dicht hinter mir. Manchmal hatten wir sogar Tuchfühlung. Ich hielt den Revolver in der Faust, war bereit abzudrücken, wenn sich Yora zeigte.
Ich wußte, daß ich sie mit einer geweihten Silberkugel nicht töten, aber vorübergehend schwächen konnte. Wenn ihr anschließend Lance Selby zusetzte, würde ich Zeit haben, meinen Dämonendiskus gegen sie einzusetzen.
Die Sorge um Vicky und Mr. Silver trieb mich die Stufen hinunter und den Kellergang entlang. Besonders schmerzlich berührte mich, daß der Ex-Dämon von Yora mit dem Seelendolch schwer verletzt worden war.
Würde er sich von dieser Verletzung jemals wieder ganz erholen? Was konnte sie bewirken? Daß er sich von nun an nicht mehr so bedingungslos einzusetzen wagte? Daß er vorsichtig, ja vielleicht sogar feige war?
Ich blieb vor der Tür stehen, die in den Zeremonienraum führte. Bevor ich sie öffnete, schärfte ich Lance ein, jetzt besonders auf der Hut zu sein.
Ich mußte mich hundertprozentig
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