131 - Fluch der Dämonen
Steinquader, der Opferstein. Links und rechts hatten je drei Frauen Aufstellung genommen. Sie waren in Trance, wiegten ihre Körper in beginnender Ekstase, und von ihnen kam auch der Singsang. Hinter dem Opferstein stand Coco.
Ihr Körper steckte von der Hüfte abwärts in einer Rüstung.
Das war der Keuschheitsgürtel, von dem ihm Olivaro erzählt hatte. Hinter ihr erhob sich ein Schneemann, über drei Meter groß, schmal und geformt wie ein Tropfstein. Er sollte wohl Skarabäus Toth in seiner ursprünglichen Gestalt symbolisieren.
Dahinter spannte sich ein schwarzwaberndes, kreisrundes Feld mit einem Durchmesser von drei Metern.
Das Dämonentor!
Die meisten dieser Eindrücke hatte Dorian wie nebenbei in sich aufgenommen. Sein Hauptaugenmerk galt den beiden kleinen Gestalten, die neben Coco standen. Baphomet und seinem Sohn. Martin weinte. Der Zwerg, zu dem Skarabäus Toth verjüngt worden war, hielt seine Hand. Aber es war keine Geste der Freundschaft, sie hatte auch nichts Tröstendes an sich - es war eine Geste der Besitzergreifung.
Baphomet murmelte Martin irgend etwas ins Ohr und grinste dabei schäbig. Daraufhin begann Martin noch heftiger zu weinen. Coco stand bewegungsunfähig da, ihrem ausdruckslosen Gesicht war nicht anzumerken, was sie fühlte.
Dorian wäre am liebsten von der Ehrenloge auf das Podest mit dem Dämonenaltar gesprungen. Aber er fürchtete, daß sich gegenüber seinem Sohn wieder das Stigma bilden und er Martin so nur noch weiter in Baphomets Arme treiben würde.
Was sollte er tun? Ihm blieb nicht mehr viel Zeit, denn das Ritual war schon weit fortgeschritten und der Körpertausch konnte jederzeit erfolgen.
Dorian rechnete sich seine Chancen aus, die er hatte, wenn er' trotz aller Bedenken auf die Bühne sprang und versuchte, Coco von dem magischen Keuschheitsgürtel zu befreien. Baphomet und die Dämonen würden ihn das natürlich nicht ungehindert tun lassen, vermutlich würden sie ihn bereits nach wenigen Atemzügen getötet haben. Aber die Zeit müßte reichen, um wenigstens Coco zu befreien.
Ohne länger nachzudenken, beschloß Dorian, seinen Plan augenblicklich in die Tat umzusetzen.
Er erhob sich hinter der Brüstung. Niemand schien ihn zu bemerken. Die Dämonen waren zu sehr von dem Geschehen' auf der Bühne gebannt. Mit einem letzten Blick zu Martin und Coco, begann Dorian mit seiner Spezialwaffe in den Zuschauerraum zu feuern.
Die Pyrophoritkugeln schlugen ein und explodierten. Die Dämonen gerieten in Panik… und dann entdeckten sie ihn.
„Das ist Dorian Hunter - der Dämonenkiller!" gellte das Baphomet mit seiner schrillen Stimme. „Schnappt ihn euch."
Dorian kletterte auf die Brüstung, um sich in die Tiefe zu stürzen. Die allgemeine Verwirrung kam ihm gerade recht. Das verschaffte ihm den Spielraum, Coco zu befreien.
Doch bevor er sein Vorhaben verwirklichen konnte, kam es zu einem unerwarteten Zwischenfall.
Im Hintergrund des Gewölbes tauchte eine vermummte Gestalt auf. Der Körper war eingewickelt wie eine Mumie, aber die Bandagen wiesen magische Symbole auf. Ein Heulen ging durch das Gewölbe, fegte wie ein reinigender Sturm über die Dämonen hinweg. Ein Schreien und Fluchen hob an, und auf einmal drängten alle in Richtung des Altars.
Die Dämonen stürmten das Podest und stürzten sich in die wabernde Schwärze des Dämonentores. Alle Versuche Baphomets, sie von der panikartigen Flucht abzuhalten und gegen die mumienhafte Gestalt zu hetzen, schlugen fehl.
Dorian ging leicht in die Knie, dann sprang er mit einem weiten Satz auf die Bühne.
Coco war völlig hilflos. Ihr Körper war gelähmt, nur ihre Sinne waren hellwach. Sie konnte sehen, was um sie vor sich ging. Aber sie war nicht in der Lage, ihrem Schmerz Ausdruck zu verleihen. Martins Anblick brach ihr schier das Herz.
„Mutter!" sagte er mit gebrochener Stimme. „Wer hat dir das angetan? Und warum?"
Noch schmerzlicher als die gesprochenen Worte waren für Coco seine Gedanken. Aber sie konnte ihm nicht antworten.
„Coco hat das freiwillig auf sich genommen", erklärte Baphomet höhnisch. Und er log weiter. „Sie tut das alles dir zuliebe, Martin. Sie spürt keinen Schmerz. Sie ist in Trance."
Coco konnte sehr wohl fühlen. Und sie fühlte immer mehr, wie der magische Keuschheitsgürtel ihr die Lebensenergie entzog. Eine allmähliche Wandlung ging mit ihr vor sich. Der Keuschheitsgürtel tötete auch alles Menschliche in ihr ab. Sie wurde langsam wieder zu einer Hexe der Schwarzen
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