1310 - Lost Hollywood
hineinschlürfen.
Der Schreck und damit die Wahrheit war für Lana Lane wie ein Eisschock gewesen, der sie tief getroffen und bewegungsunfähig gemacht hatte. Sie saß auf dem Schoß wie eine Eisfigur. Sie hätte sich nicht bewegen können, auch wenn sie es gewollt hätte. Denn sie hielt den Kopf etwas nach links gedreht und blickte nun direkt in das Gesicht der blondhaarigen Person.
Ihr glattes Gesicht hatte einen anderen Ausdruck bekommen. Er erinnerte Lana mehr an den eines Tieres, das nur darauf wartete, an die Beute zu gelangen.
Wieder wollte sie weg. Etwas stieg heiß in ihr hoch. Es konnte eine erste Blutwelle sein, aber sie sagte kein Wort. Ihre Kehle war und blieb wie zugeschnürt.
»Ich werde satt werden und dir eine neue Existenz geben. Du wirst es kaum spüren, liebste Freundin, aber du wirst bald so sein wie ich. Und dann haben wir beide das neue Leben erreicht. Es ist eine wunderbare Existenz, das kann ich dir versprechen. Ich erlebe sie schon lange. Viele Menschen sprechen von einem langen und sogar ewigen Leben. Wir brauchen davon nicht zu reden. Ich erlebe es. Und du wirst es auch erleben, das kann ich dir versprechen.«
Lana Lane wusste nicht, was sie dazu noch sagen sollte. Ihre gesamte Welt war plötzlich zerrissen worden. Nichts war noch so wie vor ein paar Stunden. Auch jetzt hatte sie noch Probleme, der Frau zu folgen. Da war einiges nicht mehr so wie es hätte sein müssen.
Das Durcheinander war einfach zu groß geworden. Jetzt steckte sie in einer Klemme, aus der sie nie mehr herauskommen würde. Zumindest nicht aus eigener Kraft.
Eine Hand näherte sich ihrer rechten Gesichtshälfte, bis sie die Strähnen des langen rotblonden Haars erreicht hatte. Sie zerrte daran und hielt sie im Klammergriff.
»Komm…«
Lana Lane konnte sich nicht wehren. Ihr Kopf wurde zur rechten Seite hingezogen. Sie spürte sehr deutlich, wie sich die Haut an ihrem Hals straffte.
Genau in diesem Augenblick fiel ihr ein, was sie mal im Kino oder im Fernsehen gesehen hatte, wenn Vampire dabei waren, das Blut der Menschen auszusaugen.
Da sorgten die Bestien dafür, dass die Adern der Menschen sich dicht unter der Haut abzeichneten.
Das würde auch bei ihr nicht anders sein!
Sie schrie nicht. Sie konnte einfach nichts tun. Lana stockte der Atem. Sie wollte zudem nicht mehr darüber nachdenken, welches Schicksal ihr bevorstand. Es war alles so anders geworden. Irreal und trotzdem noch real.
Grauenhaft…
Dann erlebte sie die erste Berührung der Zähne. Es war gar nicht schlimm. Nur ein leichtes Antupfen und nicht mehr. Einen Biss hatte sie sich immer anders vorgestellt.
Den erlebte sie auch.
Es war der scharfe Schmerz, den sie plötzlich zu spüren bekam, als die beiden spitzen Zähne durch die straff gewordene Haut in ihren Hals hineinhackten.
Ja, ja, so hatte sie es auch in den Filmen erlebt. Nahezu brutal kehrte die Erinnerung zurück. Dabei wollte sie nicht erinnert werden, sie wollte wieder so leben wie sonst.
Das Grauen ließ sich nicht stoppen.
Und dazu gehörte auch der Blutdurst der Blonden. Der weit aufgerissene Mund hing an der Kehle des Models, als wäre er dort festgeklebt. Justine hatte zu lange kein Blut mehr getrunken. Es wurde mal wieder Zeit, und sie wollte auch stärker werden.
Lana war noch einmal zusammengezuckt. Ein seltsamer Laut hatte ihren Mund verlassen, dann war es vorbei.
Sie hörte das Schmatzen. Sie spürte deutlich, wie das Blut ihre Adern verließ, und sie merkte, dass sich beim Saugen die Wangen der Untoten immer wieder mal zusammenzogen.
Mit weit geöffneten Augen schaute Lana Lane ins Leere. Ihr Blick war gegen die Tür des Hoteleingangs gerichtet. Dort entdeckte sie in der grauen Dunkelheit den Umriss.
Aber auch der verschwamm.
Alles ging ineinander über.
Sie merkte, dass sie ihren Körper nicht mehr bewusst wahrnahm.
Er wurde ihr entzogen. Lana spürte eine gewisse Leichtigkeit, die sie jetzt überkam und wegzerrte.
Das Leben saugte die Cavallo aus ihr heraus, und Lana Lane trat hinein in die andere und furchtbare Existenz…
***
Wenn wir die Spur gefunden hatten, dann wussten wir auch, was vor uns lag. Es war alles andere als ein Spaziergang. Justine Cavallo hatte mal wieder bewiesen, wozu sie fähig war. Fünf Tote hatte sie hinterlassen. Einfach so. Sie hatte auch nicht zugebissen, um sich ihr Blut zu holen. Die Männer waren ihr nur lästig gewesen, weil sie auf dem Weg zu ihrem Ziel von ihnen aufgehalten worden war.
Justine war wieder da! Und zwar
Weitere Kostenlose Bücher