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1311 - Die Teufelszunge

1311 - Die Teufelszunge

Titel: 1311 - Die Teufelszunge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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denn das Podium war in diesem Augenblick nichts anderes als eine Theaterbühne.
    Dann senkte er den Kopf und schaute etwas verlegen auf seine Füße. »Ja«, begann er plötzlich. »Sie alle, die Sie hergekommen sind, sehen richtig. Ich habe Besuch bekommen. Ich weiß nicht, woher sie kommt, aber ich habe sie schon zwei Mal gesehen. Sie ist so wunderschön, wie wohl jeder sehen kann, aber sie ist auch unnahbar. Sie hat mir ihren Namen gesagt, den ich euch nicht vorenthalten will. Sie heißt Marisa, ja, Marisa. Alles was ich in den letzten Minuten gespielt habe, das tat ich allein für sie. Ich weiß, dass es schwer für Sie sein wird, meinen Erklärungen zu folgen, aber so ist das nun mal. Ich habe für sie gespielt und…«, er schaute auf sein Instrument, »… es waren Melodien, die ich selbst nicht mal kannte. Sie sind einfach aus mir herausgekommen. Neue und alte Kompositionen, die auf keinem Notenblatt standen, die einfach aus mir herausgekommen sind. Sie machten sich frei, und ich musste sie spielen.« Er nickte. »Ja, so ist es gewesen.«
    Niemand gab ihm eine Antwort. Es gab wohl keinen, der nicht über seine Worte nachgedacht hätte. Aber wir alle hier waren nicht fähig, einen Kommentar abzugeben.
    Wir schauten uns an und mussten die Worte erst verkraften.
    Dann hörten wir einige Menschen flüstern, und auch Glenda Perkins gehörte dazu.
    »Glaubt ihr alles, was er gesagt hat?«, wandte sie sich an Bill Conolly und mich.
    Der Reporter fragte: »Warum hätte er lügen sollen?«
    Ich zuckte die Achseln.
    »Sag doch was!«, forderte Glenda mich auf.
    »Es ist nicht einfach und…«
    »Denkst du an einen Trick? Oder an etwas, das seinen Auftritt aufpeppen soll?«
    »Nein, das nicht. Daran will ich nicht glauben. Das ist schon echt. Ich habe ja auch ihren Auftritt erlebt. Das plötzliche Erscheinen. Das war schon etwas Besonderes.«
    »Unheimlich. John. Sie ist… ja«, Glenda nickte. »Sie ist für mich eigentlich kein normaler Mensch, obwohl sie so aussieht. Es kann durchaus sein, dass sie aus einer anderen Welt stammt.«
    »Und woher?«, flüsterte Bill.
    »Keine Ahnung.«
    Wir konzentrierten uns wieder auf die beiden Menschen auf dem Podium. Ich dachte auch an Walter Shols Frau und wunderte mich darüber, dass sie nicht reagierte.
    Doch, sie tat etwas.
    Wieder stand sie mit einer sehr heftigen Bewegung auf, und sie hatte es verdammt eilig, zum Podium zu gelangen. Niemand hielt sie auf. Sie bewegte nicht nur ihre Beine. Auch mit den Armen fuchtelte sie herum, und jeder, der vorn saß, hörte ihre zischenden Atemstöße. Aber sie stoppte vor dem Podium und streckte ihre Arme bittend ihrem Mann entgegen.
    »Walter!«, rief sie.
    Er hörte nicht.
    »Walter!«
    Erst jetzt reagierte er auf den scharfen Ruf und blickte seine Frau an.
    »Wer ist sie? Wer ist diese Person?«
    »Marisa.«
    »Ja, das weiß ich inzwischen. Aber wo kommt sie her? Sie muss irgendwo leben und…«
    »Ich weiß es nicht. Sie war plötzlich da und hat so viel bei mir verändert. Ich wollte etwas anderes spielen, was ich nicht konnte. Aus mir drang einfach nur das hervor, was ihr gehört habt. Eine völlig fremde Melodie. Sie ist ganz neu, und ich habe das Gefühl, dass sie, Marisa, mich angetrieben hat.«
    »Wie…?«
    »Ich habe nur für sie gespielt. Als hätte sie mir die Melodie eingegeben.«
    Charlotte Shols schüttelte den Kopf. »Aber das kann nicht sein, Walter. Das ist Unsinn, glaube es mir. Du bist ein eigenständiger Mensch. Du kannst doch nicht einfach etwas spielen, was du nicht willst!«
    »Ich habe es aber getan!«
    »Und warum?«
    »Kann ich nicht sagen!«
    Die Frau biss auf Granit. Das merkte sie auch, und es sah so aus, als würde sie aufgeben. Sie stand da und verdrehte die Augen. Sie wirkte hilflos, hob die Schultern an, ließ sie wieder sinken und hatte dann einen Entschluss gefasst.
    Keiner der Gäste mischte sich ein. Auch wir hielten uns zurück.
    Ich wusste, dass wir etwas tun mussten, aber ich ließ mir bewusst Zeit, denn noch war es nicht so weit…
    »Also gut, Walter. Sie ist da, und ich kann es nicht ändern. Ich weiß aber, dass sie nicht zu dir gehört. Du gehörst zu mir. Hast du verstanden?«
    »Ja, Charlotte.«
    »Deshalb bitte ich dich jetzt, zu mir zu kommen. Wir werden uns bei den Besuchern entschuldigen, Walter, und ich denke, dass sie auch Verständnis für uns haben werden. Wir spielen erst weiter, wenn sie verschwunden ist.«
    »Sie wird nicht gehen!«
    »Was?«
    »Nein, sie wird

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