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1311 - Die Teufelszunge

1311 - Die Teufelszunge

Titel: 1311 - Die Teufelszunge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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habe sie gesehen. Walters Frau kenne ich. Die Nackte war mit den beiden zusammen auf dem Podium. Wobei ich nicht verstehe, dass sich Walters Frau dort auch noch aufgehalten hat.«
    »Das ist komisch.«
    »Richtig.«
    »Und was war mit der Nackten?«
    »Die war auch da. Bei den beiden. Auf dem Podium. Eine noch junge Frau. Lange rötliche Haare. Ein toller Körper, so weit ich das erkennen konnte. Aber sie war nackt. Bis auf ein Stück Stoff zwischen den Beinen. Nicht mal Schuhe trug sie.«
    Hank konnte nur noch staunen. »Und was haben die Zuschauer getan?«
    »Nichts.«
    »Wie?«
    »Stell dich nicht so an. Die hockten auf ihren Plätzen und haben nichts getan. Gar nichts. Nur gestarrt. Geglotzt wie ich. Die standen unter einem Bann. Das ist der reine Wahnsinn gewesen. Ich kann das nicht begreifen.«
    »Ich auch nicht. Wenn das alles stimmen würde, was du gesagt hast, dann müsste ich die Frau auf dem Foto ja sehen. Die Nackte, meine ich. Oder?«
    »Richtig.«
    »Aber sie ist nicht da.«
    »Und trotzdem gab es sie!« Der Fotograf hob seine Stimme. »Ich bin doch nicht blöde!« Er stieß einen Fluch in seiner Heimatsprache aus. »Ich habe mich nicht geirrt. Das war alles so, wie ich es dir erzählt habe. Ich habe nichts hinzugefügt und auch nichts weggelassen. Es hat die Person gegeben. Aber sie ist nicht auf meinen beiden Bildern. Im Monitor kannst du auch noch eines sehen.« Er drehte die Kamera, aber Hank Gray winkte ab.
    »Nein, nein, lass mal, ich glaube dir.« Er drehte den Kopf und schaute auf die Tür. »Aber was tun wir jetzt? Was willst du unternehmen, verdammt noch mal?«
    Klaus, der Knipser, blies seine Wangen auf. »Ja«, sagte er halblaut, »was soll ich tun?«
    »Wieder hineingehen und schauen, ob du dich wirklich nicht getäuscht hast. Mehr kann ich dir auch nicht vorschlagen.«
    Der Fotograf dachte nicht lange nach. »Okay, ich gehe noch mal rein. Aber nicht allein. Ich will, dass du mitgehst.«
    »Und dann?«
    »Ich brauche einen Zeugen.«
    »Ja, okay.« Hank Gray wollte lachen, doch er brachte nicht mehr als eine Grimasse zustande. Alles kam ihm sehr spanisch und nicht erklärbar vor. Er wusste nicht, was er von den Aussagen halten sollte. Für einen Spinner hielt er den Fotografen nicht. Klaus war immer ein Realist gewesen. Der hatte ein gutes Auge. Der hielt alles unter seiner Kontrolle. Die Kamera war schon unbestechlich. Das auch in diesem Fall. Aber er wollte trotzdem noch einen Zeugen haben.
    »Dann komm.«
    »Gut, gut.«
    Wohl war Hank Gray nicht. Aber er wusste auch, dass es für ihn kein Zurück gab, und deshalb schlich er hinter dem Fotografen her.
    Die große Doppeltür war geschlossen. Auf dem Steinboden der Halle versuchten die beiden, so leise wie möglich zu gehen. Hank kam sich vor wie ein Dieb, der etwas Verbotenes tat und nur nicht erwischt werden wollte.
    Klaus wollte die Tür öffnen.
    Er kam nicht mehr dazu. Kaum lag seine Hand auf der breiten Klinke, als er das Spiel der Trompete hörte und nichts mehr begriff…
    ***
    »Jetzt bin ich gespannt«, flüsterte der Reporter Bill Conolly und traf mit seiner Bemerkung genau unsere Stimmung.
    Spannung und Unglaube war es, was die Menschen im Saal beherrschte. Nur kam noch etwas anderes hinzu. Das Bild auf dem Podium hatte sich dermaßen verändert, dass es nahezu nach Kommentaren oder Reaktionen schrie. Nichts davon trat ein. Die Besucher nahmen die Nackte hin, als gehöre sie einfach dazu.
    Das war ein Hammer!
    Aber auch wir taten nichts. Wir hockten auf unseren Plätzen, ohne uns zu rühren. Das Konzert hatte einen Verlauf genommen, den keiner von uns hatte voraussehen können.
    Glenda Perkins rührte sich ebenso wenig wie ich. Wir schauten gebannt auf das Podium, auf dem sich weiterhin Charlotte Shols befand, ohne sich zu bewegen. Sie war in eine Starre gefallen, die mir schon mehr als unnatürlich vorkam. Dafür hatte die nackte Person gesorgt. Irgendwas stimmte mit ihr nicht. Mir war längst klar geworden, dass ihr Auftauchen nicht mit rechten Dingen zuging.
    Der Zufall – oder war es Schicksal? – hatte uns wieder in eine Welt geführt, die mit normalen Worten nicht zu erklären war. Das Auftauchen der Nackten war wie das Erscheinen einer Geisterfrau gewesen, und genau bei diesem Begriff hakten sich meine Gedanken fest.
    Geisterfrau…
    Eigentlich hätte ich eine Reaktion meines Kreuzes spüren müssen. Nur ließ es mich im Stich. Keine Erwärmung, keine Botschaft. Deshalb ging ich davon aus, dass keine unmittelbare Gefahr

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