1312 - Letzte Ausfahrt Hölle
seiner Brust. Die Augen brannten noch immer, die Hände waren auch weiterhin feucht. In seiner Kehle kratzte es, als hätte sich dort der Staub festgebissen.
Weiter ging die Fahrt – und schneller!
Ugly gab das Tempo vor. Sein Konkurrent sah ihn nicht. Er konnte sich allerdings vorstellen, wie er hinter dem Lenkrad saß und dreckig grinste. Er wünschte ihn zum Teufel, in die Hölle. Er sollte die letzte Ausfahrt nehmen.
Schläge gegen den Wagen. Das Lenkrad tanzte fast in den Händen des jungen Mannes, obwohl es von ihm fest gehalten wurde. Im Wagen war es noch wärmer geworden. Rico hatte das Gefühl, auf einem Feuer zu sitzen, als hätte die Hölle sich bereits angekündigt.
»Nein!«, keuchte er, »nein, so einfach mach ich das nicht. Ich werde nicht verlieren. Ich gewinne, ja, ich gewinne!« Er begann zu schreien und fuhr noch schneller, weil auch sein Nebenmann das Tempo wieder erhöht hatte. Ich halte den Wahnsinn durch!, schwor er sich. Ich halte ihn bis zum bitteren Ende durch.
Welche Landschaft an ihm vorbeiflog, war nicht zu sehen. Das Dunkel der Nacht fraß alles. Auch das Licht gab nicht viel Sicht frei.
Die Wolken trieben hindurch. Der Boden war knochenhart geworden. Die Natur brauchte mal einen kräftigen Frühjahrsregen, der allerdings war in den nächsten Tagen nicht in Sicht.
Fahren!
Immer weiter – immer schneller. Der alte Fiat bekam die Schläge ab wie ein Boxer kurz vor dem Knockout. Die alte Karosserie knarrte, sie bewegte sich, sie schrie manchmal auf, und immer wieder bekam das Bodenblech die Unebenheiten des Geländes durch harte Schläge zu spüren. Es war eine Höllenfahrt, und sie würde in der Hölle enden, wenn er nicht aufpasste. Davon ging Rico aus.
Hin und wieder war er mit dem Kopf gegen das Dach innen geschlagen. Das störte ihn nicht weiter. Er hatte es kaum mitbekommen, weil er sich auf andere Dinge konzentrieren musste. In seinem Kopf rauschte es. Wasserfälle schienen durch ihn zu fließen. Er war auch nicht mehr in der Lage, einen klaren Gedanken zu fassen. Zudem trieb immer mehr Staub gegen die Frontscheibe und vernebelte seine Sicht noch stärker. Die Flüche blieben ihm im Hals stecken. Er dachte auch nicht mehr an seine brennenden Augen. Er musste weiter und erst kurz vor dem Ziel anhalten.
Aber wo war es?
Er sah es nicht. Eigentlich hätten sie schon in seiner Nähe sein müssen. Das Gelände gab ihm leider keine Auskunft. Es führte so glatt und eben weiter. Es senkte sich nicht, es glitt auch nicht in die Höhe.
Die Angst kehrte wieder zurück. Sie erwischte ihn wie harte Stromstöße. Er fühlte sich nicht mehr normal. Alles war anders geworden. Hier hatte der Mensch nichts mehr zu sagen, nur noch die Maschine.
Der Herzschlag raste, seine Augen brannten. Rico wollte nicht akzeptieren, dass er sich auf dem Weg zur Hölle befand, doch es gab keine andere Lösung. Wenn er nicht rechtzeitig genug den Absprung schaffte, war er verloren.
Der Blick nach rechts!
Ugly fuhr noch neben ihm. Zwischen beiden Fahrzeugen hatte sich eine Staubwolke aufgebaut, die nie nachließ. Sie sorgte dafür, dass er von seinem verdammten Konkurrenten nichts mehr erkennen konnte. Er war im Staub und im Wagen verschwunden.
Weiter ging es.
Wie lange noch?
Rico weinte. Er schrie. Oder bildete er sich das alles nur ein? Irgendetwas war mit seinem Gehirn nicht mehr in Ordnung. Er sah Dinge, die es eigentlich nicht geben durfte. Bilder erschienen vor ihm. Eine Fratze. Eingetaucht in rotes Licht oder Feuer.
War das der Teufel?
Plötzlich musste er lachen. Und wenn schon. Er war bereit, ihm Paroli zu bieten.
Wieder drehte er für einen Moment den Kopf nach rechts. Genau in diesem Augenblick hörte er das Hupsignal. Es war wichtig, dass dieses Gerät funktionierte. Wer zuerst den Auslöser drückte, der gab damit bekannt, dass er aufgab.
Das hatte Ugly getan!
Rico Genari konnte nicht anders. Er musste einfach lachen. Er lachte schrill und überlaut. Es war das Lachen des Siegers. Niemand konnte es ihm nehmen.
Ich habe gewonnen!, schoss es ihm durch den Kopf. Verdammt, ich habe gewonnen…
Er hatte es nicht für möglich gehalten. Ausgerechnet er. Und dann noch gegen diesen Wahnsinnigen. Den Champ. Das konnte er kaum begreifen. So etwas war fast nicht möglich. Er hätte sich gern gegen die Stirn geschlagen, aber er brauchte beide Hände, um das Lenkrad zu halten.
Urplötzlich brach sein Lachen ab. Ihm wurde klar, was wirklich passiert war. Ugly hatte gedreht. Er wollte nicht
Weitere Kostenlose Bücher