Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1313 - Der falsche Engel

1313 - Der falsche Engel

Titel: 1313 - Der falsche Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
»Was wollen Sie tun, John?«
    »Bitte, lassen Sie mich.«
    »Okay.«
    Die Leiche war hoch genug gestiegen, um beide Hände auf sie zu legen. Ich sorgte dafür, dass ich nicht die Wunde berührte und dadurch blutige Finger bekam.
    Die Kälte des Todes drang durch den dünnen Stoff bis an meine Handflächen. Es war wirklich kein gutes Gefühl, so etwas spüren zu müssen. Ich merkte, dass sich auf meinem Rücken ein kalter Schauer bildete.
    Aber ich nahm die Hände nicht weg.
    Und ich spürte den Gegendruck.
    Es war kaum zu fassen. Die Tote erzeugte von unten her einen Druck. Sie wollte nicht angehalten werden und ihren Weg zur Decke fortsetzen. Irgendjemand oder irgendetwas – eine Kraft möglicherweise, die ich nicht kannte – wirkte dagegen.
    Für mich war sie nur eine Marionette in den Händen einer anderen Gewalt. Da fiel mir natürlich der Name Lucio ein. Die Freunde der Engel ebenfalls. Er war ihr Anführer, aber er war nicht hier, sondern einige Meilen entfernt, wie ich von Bill Conolly wusste. Trotzdem besaß er die Macht, diese Tote hier zu manipulieren, denn eine Alternative dazu fiel mir nicht ein.
    Ich konnte diese Aktion nicht unbedingt als einen Kampf ansehen. Es war schon ein Messen der Kräfte, dem ich mich nicht mehr länger stellen wollte.
    Von meiner Position aus gelang mir ein Blick in das wachsbleiche Totengesicht der jungen Frau. Ich tat es nicht aus reinem Spaß, denn ich dachte auch daran, wie oft ich schon gegen Zombies, lebende Leichen, gekämpft hatte.
    Und hier?
    Zum Glück hatte ich es bei Harriet nicht mit einem derartigen Wesen zu tun. Meiner Ansicht nach war sie nur manipuliert worden, und das durch eine fern wirkende Kraft.
    Es stand unentschieden. Sie bewegte sich nicht mehr, aber ich konnte auch nicht nachgeben.
    Lorna hatte mich beobachtet. Als ich sie sprechen hörte, warf ich einen Blick nach links. Aber sie lachte zuvor. »Ha, ha, ha… kann es sein, dass sie noch lebt?«
    »Nein, Lorna, nein.«
    »Aber sie…«
    »Es ist etwas anderes. Wir erleben hier eine fremde Macht. Sie jetzt zu erklären, wäre zu schwierig, das müssen Sie mir glauben. Aber ich werde dafür sorgen, dass sie nicht gewinnt. Ich kann ihr noch etwas entgegensetzen.«
    »Wo will sie denn hin?«
    »Ich weiß es nicht!«, flüsterte ich zurück, »aber ich habe das Gefühl, nicht gegen sie zu kämpfen, sondern gegen einen unbekannten Feind, der sich recht weit von uns entfernt befindet.«
    »Lucio?«
    »Wahrscheinlich.«
    »Können Sie gewinnen?«
    Ja, das war wohl möglich, obwohl ich es ihr nicht sagte. Dafür brauchte ich einen bestimmten Gegenstand. Ich war davon überzeugt, mit meinem Kreuz einiges ändern zu können. Am besten wäre natürlich ein Zurückkehren ins menschliche Dasein gewesen.
    Daran jedoch wagte ich nicht erst zu denken. Das schloss ich sogar aus.
    Harriet Peel war tot. Ich wollte nur, dass sie von der anderen Kraft endgültig erlöst wurde. Deshalb löste ich die linke Hand von ihrem Körper. Ihre Hände waren – zusammen mit den Armen – nach unten gesunken. Sie hingen wie zwei bleiche Stöcke vom Körper ab.
    Ich holte das Kreuz hervor – legte es auf den Körper…
    Was dann passierte, war unglaublich…
    ***
    »Nicht mehr sprechen, nicht reden. Bitte das Atmen einschränken. Ich brauche die Ruhe…«
    Bis auf Phil Griffin waren die Freunde der Engel in dem von Kerzenlicht erfüllten Raum zurückgeblieben, und sie saßen noch immer so starr auf ihren Stühlen.
    Lucios Worte hatten dafür gesorgt, dass dies auch in der nahen Zukunft so blieb, denn was er nun vorhatte, bedurfte seiner gesamten Kraft und Konzentration.
    Er wollte nicht nur den Feind finden. Er wollte auch mit ihm die Kräfte messen, und das, ohne ihn zu sehen und zudem auf eine recht große Entfernung hin.
    Noch einmal bewegte er seine Augen. Die Teilnehmer gehorchten. Sie waren die Freunde der Engel. Sie würden alles tun, um an ein bestimmtes Ziel zu gelangen. Sie waren unkritisch. Alles was die Engel oder deren Vertreter in die Wege leiteten, hielten sie für gut. Lucio konnte sich auf sie verlassen. So lange er sich in ihrer Nähe aufhielt, würde auch sein Bann bestehen bleiben.
    Er war auch das Dunkle, das Böse, das so versteckt lauerte. Es konnte warten. Wenn es jedoch gerufen wurde, war er zur Stelle.
    Wieder umfasste er mit seinen Händen die Pyramide. Sie war sein Katalysator, denn sie allein bündelte die Kräfte, die er benötigte, um seine Macht zu erhalten.
    Lucio streichelte sie mit den Händen. Sehr

Weitere Kostenlose Bücher