1313 - Die Kolonisten von Lao-Sinh
Sterneninsel wird von sehr vielen raumfahrenden Völkern bewohnt. Hubei liegt abseits der üblichen Flugrouten, so daß wir hier wenig zu befürchten haben. Aber es wird schwer sein, eine Übersiedlung aller Kartanin nach LAO-SINH vorzubereiten."
„Wir werden uns diesen anderen Völkern gegenüber schon durchsetzen", sagte Dao-Lin gelassen.
„Daran zweifle ich nicht", erwiderte Sho-Do. „Aber gerade das könnte uns in Schwierigkeiten bringen. Die Bewohner dieser Sterneninsel huldigen einem seltsamen Kriegskult."
„Willst du damit sagen, daß sie geradezu versessen darauf wären, mit uns zu kämpfen?"
„Sie würden einem Konflikt zumindest nicht aus dem Weg gehen", bestätigte Sho-Do.
„Aber das wäre nicht das Schlimmste. Nein, sie neigen dazu, anderen Völkern ihren Kult aufzuzwingen und sie für ihre Interessen einzuspannen. Wenn wir nicht aufpassen, dann werden wir eines Tages zum Troß ihrer Krieger gehören und an Kriegszügen in fremde Sterneninseln teilnehmen, anstatt hier unser LAO-SINH aufzubauen."
„Dann müssen wir den Kontakt zu ihnen meiden", stellte Dao-Lin nüchtern fest. „Das ist vielleicht nicht ganz einfach, aber wir werden es schon schaffen."
Sie betrachtete Sho-Do, die an einer felsigen Wand lehnte und verlegen mit halb ausgestreckten Krallen an ihrem Hals herumzupfte.
„Was gibt es noch?" fragte sie schließlich.
„Ich hoffe, daß wir nicht wieder vier Jahre warten müssen, ehe das nächste Schiff eintrifft", murmelte die Kartanin.
„Wenn es das ist, was dir Sorgen bereitet, dann kann ich dich beruhigen", versicherte Dao-Lin. „Von jetzt an werden vier bis fünf Schiffe pro Jahr nach LAO-SINH kommen."
„Das ist gut", sagte Sho-Do aufatmend. „Die Wartezeit war nämlich sehr unangenehm für uns. Wir waren hier völlig abgeschnitten und wußten nicht einmal, ob überhaupt weitere Schiffe kommen würden."
„Ich dachte, daß das bereits vor eurem Start feststand!"
„So war es ja auch. Aber man hätte es sich in Ardustaar anders überlegen können, nicht wahr?"
Dao-Lin dachte an den Augenblick in der gläsernen Kanzel der KASAMU.
„Das war kaum zu befürchten", sagte sie trocken. „Es gibt genug Esper, die LAO-SINH auch von Ardustaar aus spüren können. Es ist ein zu verlockendes Ziel. Selbst wenn wir hier wirklich Schwierigkeiten mit den anderen Völkern und dem von dir erwähnten Kult bekommen sollten - die Idee, das gesamte Volk der Kartanin hierher zubringen, wird man trotzdem nicht fallen lassen. Je schneller die nötigen Vorbereitungen getroffen sind, desto besser."
Aber im stillen wunderte sie sich darüber, daß Sho-Do und ihre Leute sich durch solchen kleinmütigen Zweifel in ihrem Arbeitseifer hatten beeinflussen lassen.
Sie schob es auf die wirklich lange Wartezeit und die Abgeschlossenheit, unter der die Kartanin zu leiden hatten. Es war wohl nichts anderes als das, was Dao-Lin und ihren Leuten während des langen Fluges so arg zugesetzt hatte.
Es wäre allerdings kein Grund gewesen, die Arbeiten in der Kolonie schleifen zu lassen, dachte Dao-Lin und nahm sich dabei vor, es besser zu machen.
*
Die Esper wurden samt den Tränen N'jalas in den Höhlen untergebracht. Sie würden nicht lange dort bleiben, denn Dao-Lin-H'ay schickte umgehend mehrere Gruppen von Kartanin aus, die nach besonderen Verstecken suchen sollten.
Sie hielt es für zu gewagt, den gesamten Paratau in unmittelbarer Nähe der Kolonie aufzubewahren. Abgesehen davon, daß Paratau sich am besten schützen ließ, wenn nur relativ kleine Mengen an einem Ort aufbewahrt wurden, mußte die Kolonie im Fall eines Angriffs das erste Ziel eines möglichen Gegners sein.
Dao-Lin-H'ay hatte keine Angst vor einem Kampf. Die kleine Kolonie verfügte schon jetzt über genug Esper, um einen Gegner nach bewährter Methode abzulenken und zurückzuschlagen. Aber sie fürchtete den Zufall, der zur Vernichtung der Paratau-Lager führen konnte.
Wenn es zu einem solchen Zwischenfall kam, dann durfte jeweils nur ein kleines Lager davon betroffen sein. Auch der Verlust einer noch so geringen Menge von Paratau würde die Kartanin hart treffen, aber man würde ihn verschmerzen können, wenn man dafür die übrigen Vorräte in Sicherheit wußte.
Zu gleicher Zeit siedelten fast alle Kartanin von der SINDAHA in die .Kolonie über. Die Endstufe des Fernraumschiffs blieb in einer Umlaufbahn. Ga-Liu-M'igay und seine Paratauben blieben an Bord und wachten über die Sicherheit des Schiffes und der Kolonie
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