1315 - Das Lied von Blut und Tod
Nachschub für ihre Welt und müssen sich darauf vorbereiten, dass etwas auf sie zukommt.«
Sir James rückte seine Brille zurecht. »Sie meinen damit die noch nicht zu greifende Gefahr, die irgendwo lauert?«
»So ist es, Sir.«
»Da könnten Sie natürlich Recht behalten.« Sie James räusperte sich. »Im Moment ist das nicht unser Thema.«
»Ich wollte auch nur sagen, womit wir uns beschäftigen. Wir lassen die Zukunft schon nicht aus den Augen.«
»Das finde ich auch gut. Zunächst mal müssen Sie die beiden finden. Kennen Sie ihre Namen? Wissen Sie schon, wo Sie den Hebel ansetzen wollen?«
»Sie heißen Mike und Mona Delano«, klärte ich ihn auf.
»Das ist immerhin etwas.«
»Wohnort unbekannt.«
»Was für Sie kein Problem sein sollte, ihn herauszufinden.«
»Das denke ich auch.«
»Gut, dann weiß ich Bescheid.« Er stand auf und ging zur Tür.
»Wenn es Neuigkeiten gibt, lassen Sie es mich bitte wissen.«
»Wie immer, Sir!«, rief ich ihm nach.
Suko nickte mir zu. »Er ist heute Morgen verdammt aktiv, das hätte ich nicht gedacht.«
»Kann sein, dass er keine Termine hat.«
Für uns war das Thema abgeschlossen. Suko schlug mit der Handkante durch die Luft. »Delano«, sagte er, »starten wir jetzt den großen Rundruf?«
»Was bleibt uns anderes übrig? Ich gehe davon aus, dass die Geschwister Verwandte haben. Eltern und…«
Das Telefon störte uns. Suko schnappte sich den Hörer; er saß näher am Apparat. Gleichzeitig hatte er den Lautsprecher eingeschaltet, sodass ich mithören konnte.
»Ich bin es nur«, sagte Shao.
»Super. Dann hast du Erfolg gehabt.« Suko warf mir den Blick mit der Botschaft Ist-Shao-nicht-Toll? zu.
»In etwa.«
»Rück schon damit raus.«
»Ja.« Wir hörten, dass sie Atem holte. »Im Netz kann man wirklich sehr lange und intensiv surfen und sich mit dem Thema Schwarze oder Grufties beschäftigen. Sie haben sich zu Gruppen zusammengefunden und sich auch die tollsten Namen gegeben. Sie sind auch unterschiedlich. Da gibt es wirklich eine große Bandbreite. Ich habe mich auf die Dinge konzentriert, die mit Vampiren zusammenhängen. Ich konnte zwar keinen direkten Vampirismus feststellen, aber eine gewisse Vampirsehnsucht ist schon vorhanden. Geschöpfe der Nacht, der Dunkelheit. Durch die ewigen Schatten treiben und das süße Blut schmecken. Träume von Spinnern, die sie untereinander ausleben. Mehr ist das nicht.«
»Dann hast du im Netz also keinen Hinweis auf echte Blutsauger gefunden?«
»Nein.«
»Es gibt von Justine Cavallo und Dracula II auch keine eigene Website.«
»Sind überhaupt die Begriffe im Internet zu finden?«
»Weder sie noch er haben sich dort geoutet.«
»Und was hast du wirklich herausgefunden?«
»Das kann ich dir sagen. Die unterschiedlichen Gruppen der Schwarzen oder Grufties treffen sich auch in verschiedenen Lokalen. Das ist wie bei den Vereinen.«
»Wo finden wir die Fans der Blutsauger?«
»Im Stigmata.«
»Ha. Kenne ich nicht.«
»Ich sage es mal locker. Das ist ein Gruftie- oder Vampirschuppen. Dort trifft sich die Szene, die dem Blut zugetan ist. Ich denke mir, dass dort auch die Geschwister bekannt sind. Es gibt nur einen Nachteil, Suko. Tagsüber hat das Lokal geschlossen. Ihr könnt es erst am Abend besuchen und die Nacht durchmachen.«
»Also müssen wir die Zeit totschlagen.«
»Das ist für euch doch kein Problem.«
»Sagst du.«
»Okay. Einigen wir uns darauf. Ich werde weiterhin im Netz surfen und versuchen, noch mehr Informationen zu bekommen. Ich habe Menschen kennen gelernt, die sich auf ihren Seiten im Netz vorstellen.« Sie lachte leise. »Das ist schon eine Welt für sich. Wenn man sich hineinsteigert, kann man den Eindruck bekommen, dass es nur noch Aussteiger und Irre gibt.«
»So weit sind wir noch nicht.«
»Gut, dann macht weiter.«
»Tun wir. Danke, Shao.«
Suko schaute mich über den Schreibtisch hinweg an. »Okay, jetzt bist du an der Reihe. Was sagst du?«
»Ihr Surfen hat sich gelohnt.«
»Stigmata.«
Ich nickte. »Genau das. Es ist bisher unsere einzige Spur. Wir werden sie nicht aus den Augen verlieren.«
Mein Freund und Kollege lächelte mich über den Schreibtisch hinweg an. »Delano«, sagte er dann.
»Genau. Eltern, Großeltern, Tante und Onkel, wie auch immer. Es könnte da eine Verwandtschaft geben, aber wie viele Delanos gibt es hier in London?«
»Jede Menge«, sagte Glenda, die uns gehört hatte und jetzt das Büro betrat. Sie lächelte breit, bevor sie sagte: »Ich habe
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