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1315 - Das Lied von Blut und Tod

1315 - Das Lied von Blut und Tod

Titel: 1315 - Das Lied von Blut und Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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konnte sie nicht leben, und deshalb gab sie noch Privatunterricht.
    Niemand ihrer Schüler ahnte auch nur im Geringsten, wie sie manchen Abend und manche Nacht verbrachte. Da stand sie nicht allein. Viele Gäste aus dem Stigmata führten ein Doppelleben.
    Während Vanessa in Gedanken versunken war, hatte sie den Kopf gesenkt und ihre Geige betrachtet, ohne sie richtig wahrgenommen zu haben. Nun hob sie den Kopf langsam an und schaute nach vorn.
    Der Himmel hellte sich immer mehr auf. Da hatte sich ein gewaltiges Stahltor geöffnet, das die bis dahin gefangene Helligkeit wieder freiließ. Die blasse Morgendämmerung sah sehr fahl aus.
    Ein straff gespanntes Tuch, das sich immer mehr ausbreitete und sehr bald schon die Nacht vergessen ließ.
    Es würde eine neue kommen, in einigen Stunden, und bis dahin musste sie sich etwas einfallen lassen. Erst mal hier weg. Dass sie an einer Haltestelle saß, kam ihr wieder voll zu Bewusstsein. Irgendwann würde ein Bus kommen.
    Als sich Vanessa erhob, spürte sie ihren Rücken. Auch die Beine waren ihr schwer geworden. Sie war gerannt, jetzt spürte sie das Ziehen, und sie würde sicherlich auch Muskelkater bekommen.
    Der Fahrplan war zu lesen. Er steckte hinter einer Scheibe. Sie musste erst gereinigt werden. Vanessa riss sich zusammen, damit die sie kleinen Zahlen lesen konnte.
    Zum ersten Mal seit längerer Zeit huschte wieder ein Lächeln über ihre Lippen. Wenn der Bus, der nach London bis in die City fuhr, pünktlich war, würde er in genau acht Minuten kommen.
    Diese Zeit saß sie auf einer Backe ab.
    Sie hatte nicht darauf geachtet, wie viele Autos über die Straße gefahren waren. Der Realität war Vanessa entrückt gewesen. Nur dachte sie anders darüber. Wenn hier schon eine Haltestelle mitten in der Prärie stand, wieso hielt sich da niemand auf, abgesehen von ihr?
    Der Gedanke musste sie nicht lange quälen, denn ein Renault Clio schob sich heran, wurde gestoppt und entließ drei Männer mit Taschen. Die Frau am Steuer winkte ihnen noch mal zu, wendete und brauste wieder davon.
    Die Männer kamen auf Vanessa zu. Sie hatte sich nicht unter das Dach gestellt. Sie stand neben dem offenen Häuschen und schaute an den Männern vorbei. Vom Alter her waren sie unterschiedlich.
    Der Jüngste sprach sie an. Er stand vor ihr und grinste breit, »He, wo kommst du denn her?«
    »Bitte, lassen Sie mich.«
    »Okay, ich tue dir nichts. Aber deine Klamotten. Hat man dich irgendwo vergessen?«
    »Nein.«
    »Und eine Geige hast du auch.«
    »Lass sie in Ruhe, Phil.« Der älteste Mann griff ein. »Keinen Ärger am frühen Morgen.«
    »Ja, ja, schon gut.«
    Vanessa war dem Sprecher dankbar, dass er sich auf ihre Seite gestellt hatte. Dann sah sie auch den Bus. Er pflügte sich aus der Leere der Straße hervor. Der Fahrer konnte es sich erlauben, auf der Mitte der Straße zu fahren, und so stoppte er auch auf der Mitte.
    Etwas Geld hatte Vanessa immer bei sich. Sie kramte in der Tiefe ihrer rechten Kleidertasche danach. Unter einem Taschentuch fand sie einige Münzen und zwei Scheine.
    Auch der Fahrer schaute sie groß an, als sie einstieg. Sie passte nicht in das Bild. Hinzu kam, dass sie die Fahrt noch bezahlte, das war überhaupt nicht mehr üblich.
    »Wechseln kann ich nicht.«
    »Das ist auch nicht nötig.« Sie zählte einige Münzen ab und hatte den Fahrpreis sogar passend.
    »Danke. Das reicht bis in die City.«
    Sie lächelte und verließ die Umgebung des Fahrers. Den Platz konnte sie sich aussuchen. Der Bus war bis auf fünf Personen leer.
    Die drei Neueinsteiger saßen hinten. In der Mitte hockten zwei Fahrgäste auf den Bänken und schliefen.
    Als der Fahrer startete, hatte Vanessa ihren Platz auch gefunden.
    Sie setzte sich in die Nähe des Fahrers, weil sie sich dort sicherer fühlte. Aber sie schaute auch nach draußen. Es war heller geworden und das Tageslicht holte allmählich die Natur aus dem Grau der Dämmerung hervor. In einem anderen Zustand hätte Vanessa die Gegend erkannt, durch die sie fuhr. So aber hätte man sie auch nach Cornwall schicken können. Da wäre sie ebenso unwissend gewesen.
    Etwas stand fest.
    Sie war dem Blutsauger entkommen. Sie freute sich auf ihre kleine Wohnung im Souterrain.
    Aber sie wusste nicht, wie ihr Leben weiterging…
    ***
    Der Mann trug eine Brille mit dicken Gläsern. Dazu trug er einen graublauen Kittel. Er saß in einem Büro, dessen Vorderseite aus einer großen Glasscheibe bestand. Suko und ich waren die Stufen einer Treppen

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