1315 - Der Roboter und der KLOTZ
Abstellkammer für Altteile und Ersatzteile, für Gerumpel und Notbehelfe. Er hat nicht den geringsten Zweifel daran gelassen, daß ich tauglich wäre. Für ihn.
Meine Speicher waren damals gelöscht gewesen. Ich meine die Mnemo-Speicher, die Erinnerungen. Da konnte Geo nichts reparieren. Weg ist weg! Aber die anderen Schäden, die ich hatte, hat er repariert. Schnell. Fachmännisch.
Damals, vor elf von seinen Jahren, hat er mir beigebracht, wie seine Sprache klingt, was die Worte bedeuten, wie ich sie in die Basisprogramme umsetzen konnte, die mir erhalten geblieben waren.
Er hat damals wohl erkannt, daß Daniel ein guter Roboter ist. War und ist. Und bleiben wird. (Er hat über mich von einem „Uralt-Roboter" gesprochen. Ich habe das gehört.) Egal. Er hat mich wieder lebensfähig gemacht. Er hat mir meine Basisprogramme gelassen. Er hat akzeptiert, daß ich „zwei" sein kann. Dan und Iel. So bin ich noch immer.
In vielen Stunden, in denen Geo arbeitete, war ich sein Partner. Das bin ich auch jetzt noch, wo er, Geo, verzweifelt und voller Sorgen ist.
Er weiß, daß meine synthetische Intelligenz ganz gut ist. Er hat einmal zu mir gesagt, als er eine Tasse Kaffee umgeschüttet hatte, die ich ihm bringen durfte, daß ich ein hohes Maß an synthetischer Intelligenz besäße. Ich habe ihn damals gefragt, was synthetisch bedeutet. Er hat mir diese Frage bis heute nicht beantwortet.
Ich habe keine Probleme mit mir. Meine Basisprogramme erlauben solche Diskussionen nicht, nicht einmal dann, wenn ich Dan und Iel bin. Die anderen in Geos Umgebung, Fellmer Lloyd oder Atlan, Gesil oder Eirene, Ras Tschubai oder Irmina Kotschistowa, Jen Salik oder Gucky, Perry Rhodan, der verschwundene Icho Tolot, sie alle haben Probleme mit sich und ihren Aufgaben und ihrer kosmischen Umwelt. Ich nicht. Ich bin einfach.
Ich bin elektronisch, antiquiert, urtümlich. Und da.
Geo ist auch da, aber er ist mein Wiedervater und kein Gänger des Netzes.
Geo hat mir viel beigebracht. Seine Denkweise bleibt mir unverständlich. Sie ist zu hoch für meine elektronischen Schaltkreise. Aber Sprachen, wissenschaftliche Fakten oder die Bewertung von physikalischen Tatsachen, das sind Dinge, die ich von ihm gelernt habe.
Gut, ich bin ein Uralt-Roboter, aber ich habe ein Top-Design. Ich sehe aus wie ein neues Geschöpf der kosmischen Natur. (Iel widerspricht mir, denn ich bin gerade Dan. Er meint, daß ich zu bescheiden bin. Leider kann ich nicht sagen, auf welche Basisprogramme er gerade Zugriff hat und welche mir verschlossen sind.) Geo ist verzweifelt, denn noch hat sich keine von seinen 13 Metagrav-Sonden gemeldet, die er in ein anderes Universum schicken wollte. Das ist sein Problem. Er wird zur passenden Zeit mit mir darüber sprechen. Er wird das tun. Ich kenne ihn.
Nach Geos Maßstäben bin ich eine Linse. 150 Zentimeter Durchmesser, in der Mitte 60 Zentimeter dick. Keine Beine. Aber ein Gravo-Feld, das mich tragt. Ich weiß nicht, ob ich dieses Gravo-Feld schon immer besaß oder ob Geo mir das eingebaut hat. Ich weiß überhaupt nichts über mich und meine Vergangenheit. Und die Übergangsphase nach dem Auffinden durch Geo in einer Rumpelkammer kann ich nicht genau rekonstruieren.
Jedenfalls bewege ich mich auf einem Prallfeld. Ich kann reden, denken und mich teilen - in Dan und Iel. Trotzdem bin ich Daniel.
Es kommt eine Grigoroff-Sonde zurück. Geo muß sich bemühen, sie als solche zu erkennen, denn sie ist unförmig, demoliert, wertlos, ein Haufen Schrott. Geo ist traurig.
Energieprobleme habe ich auch. Ich brauche komprimiertes Wasserstoffplasma, das ich in einem Fusionsmeiler meines Körpers umsetzen kann. Der Meiler ist sehr klein. Aber er braucht Nachschub. Einmal im Jahr.
Ich besitze 18 Extremitäten, die ich für alle möglichen Zwecke nutzen kann.
Normalerweise sind diese ausfahrbaren Arme in mir verborgen. An den Enden kann ich Greifwerkzeuge oder fremde Gegenstände (Laborgeräte und Waffen), aber auch meine körpereigenen Sensoren erzeugen.
Erzeugen klingt wohl nicht elektronisch. Um es genau zu sagen, ich habe Vorräte solcher Hilfsmittel in mir. Ich kann sie nach draußen bringen, an die Enden dieser Extremitäten.
Geo ortet zwei weitere Grigoroff-Sonden. Beide sehen nicht besser aus als die erste und demolierte. Armer Geo.
Die Tentakel brauche ich nicht immer. Ich besitze Sensoren, die unsichtbar in meinen linsenförmigen Körper eingebettet sind. Ich kann alles wahrnehmen, auch wenn ich keine Extremität
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